Wenn Kinder aus dem Rahmen fallen

  17.02.2024 Frick

Ein neuer Treffpunkt in Frick ermöglicht «Darüber-Reden»

«Die Gesellschaft hat bestimmte Vorstellungen davon, wie Kinder sein sollten», sagt Gabriela Schumacher. Wer aus dem Rahmen falle, werde ausgegrenzt. Indem sie Betroffene samt Bezugspersonen zusammenführt, will sie Angehörige wie Kinder entlasten.

Simone Rufli

«Es sind alle willkommen, wirklich alle», betont Gabriela Schumacher. «Es soll ein Ort sein, wo sich niemand davor fürchten muss, bewertet oder schubladisiert zu werden, wo alle mit ihren ganz individuellen Eigenheiten so sein dürfen, wie sie sind und niemand sagt, dass das nicht normal ist.» Täglich bekämen Mütter und Väter von Kindern, die aus dem Rahmen fallen, zu spüren, dass sie nicht dazugehörten, dass sie anders seien. Sie dreht den Spiess jetzt um. Für einmal soll es anders sein, soll das Anderssein das Normale sein. Und deshalb lautet die einzige Bedingung für die Teilnahme an den Treffen in Frick: «Man muss seinen Alltag mit Kindern unter herausfordernden Umständen meistern.»

Die Mutter eines Sohnes weiss teils aus Erfahrung, teils aus Gesprächen und Begegnungen, wie zwanghaftes Verhalten, Formen von Autismus, unterschiedlichste Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen den Alltag mit Kindern belasten können. Und sie weiss auch: «Viele fühlen sich einsam und alleingelassen mit ihren Problemen.» Besonders hart würden solche Probleme Ein-Eltern-Familien treffen. «Aber auch wenn sich die Last in einer Beziehung auf mehrere Schultern verteilt, fehlt vielen ein Ort, wo sie sich mit Menschen in ähnlichen Situationen austauschen können.» Darum seien auch alle willkommen – «Alleinerziehende genauso wie Eltern, die in Partnerschaften leben». Einsamkeit und Ausgrenzung würden alles nur noch schlimmer machen. Grund genug für die Frau aus Möhlin, nach einem Ort zu suchen, wo Begegnungen unter Aus-der-Norm-Gefallenen stattfinden können.

Fündig wurde sie in Frick. Eine glückliche Fügung «und offene Ohren» hätten dazu geführt, dass sich – zum ersten Mal am 3. März – Mütter, Väter und Kids zum Austausch, Spielen und Zvieri-Essen im reformierten Kirchgemeindehaus in Frick treffen können. «Steffi Kuhn vom Kirchlich Regionalen Sozialdienst Oberes Fricktal hat mich in meinem Vorhaben bestärkt und mit Nadine Brauchli von der reformierten Kirche in Frick in Kontakt gebracht.» Denn die Idee allein genügte nicht. Es fehlte noch der geeignete Raum für die geplanten Treffen. Auch bei Nadine Brauchli, Sozialdiakonin mit Schwerpunkt Familie und Jugend, stiess Gabriela Schumacher auf offene Ohren. «Ich habe recherchiert und festgestellt, dass es zwischen Basel und Baden kein entsprechendes A ngebot gibt», erklärt Nadine Brauchli auf Anfrage. «Als Kirche unterstützen wir grundsätzlich, dass Menschen sich vernetzen.» Gabriela Schumacher strahlt: «Ich finde es extrem toll, dass die reformierte Kirche Frick das Kirchgemeindehaus an den vorerst drei Sonntagnachmittagen gratis zur Verfügung stellt.»

Die Zukunft des Projekts hänge stark davon ab, wie viele Personen zu den ersten Treffen zusammenfänden. Gabriela Schumacher hofft auf Viele und darauf, dass Alle voneinander profitieren können und das Gefühl allein zu sein einem anderen Gefühl Platz macht: aufgehoben zu sein unter Mitbetroffenen.

Treffpunkt für Eltern mit Kindern in herausfordernden Umständen zum Spielen, Austauschen, Zvieri-Essen; Sonntag, 3. März, 5. Mai und 2. Juni 2024 – jeweils von 13.30 bis 16 Uhr im reformierten Kirchgemeindehaus in Frick (Mühlerain 10).
Infos: Gabriela Schumacher, 076 567 84 33.


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