Welcher Anzug passt zu mir?
20.05.2025 MöhlinAntworten gab es an der Berufsmesse in Möhlin
Die Berufsmesse «Schule trifft Wirtschaft» als Steigbügel für die eigene Zukunft: ein Rundgang von Tisch zu Tisch.
Ronny Wittenwiler
Der Unterarm liegt lose auf dem Tisch, aber der restliche ...
Antworten gab es an der Berufsmesse in Möhlin
Die Berufsmesse «Schule trifft Wirtschaft» als Steigbügel für die eigene Zukunft: ein Rundgang von Tisch zu Tisch.
Ronny Wittenwiler
Der Unterarm liegt lose auf dem Tisch, aber der restliche Patient wäre hochzufrieden: Soeben hat Lisa eine Blutentnahme vorgenommen, an einer Attrappe. «Diese Handschuhe ziehe ich nicht mehr aus», sagt sie und lächelt. Als hätte sie mit der Nadel gerade einen Volltreffer gelandet: Medizinische Praxisassistentin – ja, das wär’s. «Das ist mein Plan A», sagt Lisa. «Mein Traumberuf.»
Nicht immer ging es mit solcher Überzeugung zu und her, als am Freitag über vierhundert Schülerinnen und Schüler im Möhliner Fuchsrain an einem der Tische nach dem passenden Anzug suchten. Doch eine Punktlandung wie sie Lisa am losen Unterarm vollzog, war denn auch nicht vonnöten: Vielmehr sollte die Berufsmesse «Schule trifft Wirtschaft» als eine Art Kompass dienen. Hochwillkommen waren also gerade auch Unentschlossene, Zweifelnde und vor allem Fragende. Es gab nämlich Antworten.
Berufsgeheimnisse
Organisiert von den Gewerbevereinen im unteren Fricktal, in Kooperation mit den Oberstufen in Möhlin und Rheinfelden und den Diensten der Berufsberatung («ask!»), konnte sich die Breite dieser Messe sehen lassen. 54 Betriebe stellten über 62 verschiedene Berufe vor. «Es sind noch einmal mehr Berufe als im letzten Jahr, querbeet», freute sich Anita Kym, Präsidentin des Gewerbevereins Möhlin und Umgebung (GMU) und OK-Präsidentin. Und so erklärt an diesem Freitag also der Landschaftsgärtner einer möglichen künftigen Berufskollegin das Handwerk; die Textilgestalterin einem angehenden Designer das Filigrane; und der Metzgermeister auf Anfrage dieser Zeitung, wie das denn so sei: Ob man als Mitarbeiter jeden Tag auch ein Stück Fleisch zum Geniessen abbekomme?
Berufsstolz
Und dann wäre da noch Lara Margiotta, 21, aus Boppelsen, Zürich. Sie ist das beste Beispiel dafür, dass es zwar nach wie vor sehr deutliche Tendenzen, aber zu einhundert Prozent ausschliesslich von Männern oder Frauen besetzte Berufe kaum mehr gibt. Als Berufsbotschafterin vom Branchenverband «Holzbau Schweiz» tingelt sie durchs Land. Als gelernte Zimmerin ist sie erst die zweite weibliche Botschafterin der Geschichte. Dabei verrät sie: Oft wüssten die Leute nichts mit dem Begriff «Zimmerin» anzufangen. «Und Zimmerfrau ist ja auch nicht richtig. Ich bezeichne mich als Zimmermann, damit habe ich überhaupt kein Problem.»
Nachdem am Freitag die Schülerinnen und Schüler mit ihren Oberstufenklassen in die Vielfalt des Gewerbes eingetaucht waren, war der Samstag individuell für Kinder und Jugendliche mit ihren Familien reserviert. «Wir können mit dieser Messe zeigen, wie viele interessante Berufe wir in der Umgebung und damit im Fricktal haben, die Jugendliche lernen können», sagt OK-Präsidentin Kym und blickt nun auf zwei bereichernde Tage zurück. Wie wichtig den Gewerbetreibenden eine solche Brücke zwischen Schule und Wirtschaft ist, zeigt auch der Umstand, dass der Gewerbeverein Möhlin und Umgebung dafür ein eigenes Ressort geschaffen hat. Und so lieferte die Bildungsverantwortliche Claudia Emmenegger mit Anita Kym und allen weiteren Beteiligten diese wichtige Bühne.
Berufssprache
Fehlt nur noch die Antwort des Metzgermeisters auf die Frage nach dem kostenlosen Stück Fleisch. «Ein Metzger-Filet liegt täglich drin», sagt er. Metzger-Filet? Jetzt mit einem Augenzwinkern: «Cervelat!»
Die Berufsmesse «Schule trifft Wirtschaft» hat richtig gut aufgetischt.