Was Rheinfelden zusammenhält
06.12.2024 RheinfeldenVernissage der Neujahrsblätter 2025
Wer Lesestoff über Rheinfelden will, ist hier an der richtigen Adresse: Am Mittwochabend sind im Kurbrunnen die Neujahrsblätter 2025 präsentiert worden. Aus- und Rückwanderung bilden in diesem Jahr einen Schwerpunkt.
...Vernissage der Neujahrsblätter 2025
Wer Lesestoff über Rheinfelden will, ist hier an der richtigen Adresse: Am Mittwochabend sind im Kurbrunnen die Neujahrsblätter 2025 präsentiert worden. Aus- und Rückwanderung bilden in diesem Jahr einen Schwerpunkt.
Valentin Zumsteg
Das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu, die Rheinfelder Neujahrsblätter fallen aber nicht von den Bäumen, sie sind von einem engagierten Team zusammengestellt und von vielen Autorinnen und Autoren geschrieben worden. Am Mittwochabend konnte die Vernissage des neusten Jahrgangs mit rund 130 geladenen Gästen in der Trinkhalle des Kurbrunnens gefeiert werden, musikalisch umrahmt vom Duo Frey & Lötscher. «Es braucht viele Leute, bis ein solches Buch bei den Leserinnen und Lesern ist», sagte Lotti Berner, Präsidentin der Neujahrsblattkommission.
«Hier ist alles viel bunter»
«Die Neujahrsblätter veranschaulichen, was Rheinfelden zusammenhält», dies schreibt Ueli Mäder, emeritierter Soziologie-Professor, im Vorwort zur 81. Ausgabe der Rheinfelder Chronik. Mehrere Geschichten befassen sich in der aktuellen Ausgabe mit dem Thema Aus- und Rückwanderung. Susan Steiner erzählt, wie sie 1980 mit ihrer Familie aus der DDR in die Schweiz kam. Ihr Urgrossvater war 1880 zusammen mit seinem Bruder ausgewandert – die Armut zuhause und die besseren Zukunftsaussichten im Ausland hatten sie wahrscheinlich dazu veranlasst. Dank diesen Vorfahren galten die Steiners für die Schweizer Behörden auch zu Zeiten der DDR noch als Schweizer und erhielten die roten Pässe. Doch bis es mit der Ausreise klappte, dauert es lange. Am 12. Mai 1980 konnte die Familie von Susan Steiner schliesslich die DDR verlassen. «Hier ist alles viel bunter, stellte meine zehnjährige Schwester treffend fest, als wir die Grenze zwischen Ost und West überfahren hatten», schreibt Susan Steiner. Weil ein Bruder ihres Vaters bereits in Rheinfelden lebte, kam die Familie ebenfalls hierher. «Meine Eltern haben noch lange von ihrem ersten Einkaufserlebnis in der Schweiz erzählt. Sie waren in der Migros an der Lindenstrasse von dem grossen Angebot mit den vielen Sorten von Brot, Joghurt, Shampoo und Zahnpasta derart überwältigt, dass sie den Laden wieder verlassen mussten, ohne etwas zu kaufen.» Es ist eine eindrückliche Geschichte der Integration, welche Susan Steiner erzählt.
Umfassend und berührend ist der Artikel, den Werner Rothweiler zum Thema Auswanderungen aus dem Fricktal geschrieben hat. Er zeichnet die Lebensgeschichten von zahlreichen Fricktalerinnen und Fricktalern nach, die im 19. Jahrhundert nach Nordamerika ausgewandert sind und dort ihr Glück gesucht und manchmal auch gefunden haben. Einige der Auswanderer kamen aber nie im gelobten Land an, sie verstarben bereits auf der Reise dorthin. Markus Schröder berichtet in seinem Artikel unter dem Titel «Der Ukraine-Krieg: zerstörte Heimat – neue Hoffnung» über die Flüchtenden, die nach Rheinfelden gekommen sind und über die vielen Freiwilligen, die sich für ihre Integration engagieren.
Was «Peppino» mit Rheinfelden zu tun hat
Eine ganz andere Geschichte – die nicht minder interessant ist – erzählt Chris Leemann. «Kommt Peppino aus Rheinfelden?», fragt der Autor und gibt die Antwort in seinem Text gleich selbst. Sita Jucker-Bruder, geboren 1921 und aufgewachsen in Rheinfelden, war Illustratorin des Kinderbuchklassikers «Peppino», der 1971 erschienen ist. Sie hat in ihrer Jugend Zeichenunterricht beim Rheinfelder Maler Jakob Strasser erhalten, der ihr Talent förderte. Neben «Peppino» hat sie später 30 SJW-Heftchen illustriert, deren Gesamtauflage bei über einer Million Exemplaren lag. Daneben gehörten zahlreiche Bücher und Bilderbücher zu ihren Werken. 1986 gewann sie den Schweizer Jugendbuchpreis. 2003 ist sie in Schwerzenbach verstorben, wo sie mit ihrer Familie viele Jahre lebte. Ein Weg ist in dieser Gemeinde nach ihr benannt.
Nicht fehlen dürfen die verschiedenen Jubiläen, unter anderem 125 Jahre Veloclub Rheinfelden, 75 Jahre Warenmarkt, 65 Jahre Lehrerinnenund Lehrertheater Möhlin oder 50 Jahre GAF-A bfallparadies. Die Rheinfelder Neujahrsblätter 2025 umfassen in diesem Jahr rund 240 Seiten. Genügend Stoff also für viele vergnügliche Lesestunden.
Die Rheinfelder Neujahrsblätter 2025 erscheinen in einer Auflage von 800 Exemplaren. Erhältlich sind sie bei der Altstadt Papeterie, bei der Buchoase am Rhy, beim Stadtbüro, bei Toni’s Marktplatz, im Fricktaler Museum und bei der Herzog Medien AG.
Zwei Mitglieder verabschiedet
Einen Wechsel gibt es in der Neujahrsblattkommission zu vermelden: Anna Tina Heuss und Richard Grell wurden am Mittwochabend verabschiedet und ihre Arbeit für die Rheinfelder Chronik verdankt. Im nächsten Jahr sollen zwei neue Mitglieder zur Kommission dazustossen. Diese müssen aber erst noch vom Stadtrat gewählt werden. (vzu)