Warum kommt Feldschlösschen zu einem Pils?
10.08.2023 RheinfeldenAltes Abkommen mit der Tschechei aufgehoben
Ein Handelsabkommen mit der ehemaligen Tschechoslowakei hatte geregelt, dass Schweizer Stickereien weniger Zölle bezahlen, nur der Schweizer Käse «Emmentaler» und das tschechische Bier «Pils» heissen dürfen. Neu darf jetzt auch Schweizer Pils produziert werden.
Walter Herzog
Als Pilsner Bier oder Pils wird ein hopfenbetontes, untergäriges Vollbier bezeichnet. Den Namen hat das Bier ursprünglich von der böhmischen Stadt Pilsen (Tschechien). In der Schweiz durfte bis Ende 2022 der Name Pils/Pilsen/ Pilsner nur für Bier verwendet werden, welches aus Tschechien stammt. Diese Vorgabe hat eine lange Tradition: Aus dem Protokoll einer Bundesratssitzung vom 17. Januar 1927 geht folgender Beschluss bezüglich eines Handelsvertrags mit der Tschechoslowakei hervor: «Die schweizerischen Delegierten erhalten Weisung zu versuchen, die Zölle für baumwollene Stickereien um weitere ca. 2000 Kronen zu ermässigen. In diesem Falle kann dem tschechischen Wunsch betreffend absoluten Schutz des Pilsner Bieres entsprochen werden. […]» Weitergeführt wurde das Verbot im Staatsvertrag von 1973 zwischen der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik und der Schweiz. In diesem Staatsvertrag wurden ausserdem viele andere Produkte und Marken aus der Schweiz geschützt, wie beispielsweise die Schweizer Weine und der Emmentaler Käse.
Schutz für Fricktaler Weine und Fricktaler Kirsch
Auch aus dem Fricktal waren Produkte dabei, wie zum Beispiel die Weine aus Bözen, Effingen, Elfingen, Hornussen, Hottwil und Zeiningen, das Rheinfeldner Bier, sowie der Fricktaler Kirsch und das Fricktaler Pflümliwasser! Die beiden Nachfolgestaaten – Tschechien und Slowakei – haben mit den entsprechenden Briefwechseln im Jahr 1994 die Weitergeltung dieses Vertrages bestätigt. Ende 2022 hat das Institut für Geistiges Eigentum informiert, dass der, aufgrund eines Staatsvertrags mit der Tschechischen Republik, seit 1927 geltende Schutzstatus von Pils/Pilsen Bier nicht mehr existiert. Die Bezeichnung «Pils/Pilsen» kann nun seither in der Schweiz für Bier frei verwendet werden und ist nicht mehr nur tschechischem Bier vorbehalten.
Aus diesem Grund haben sich die Brauerinnen und Brauer von Feldschlösschen an die Entwicklung eines Schweizer Pils gemacht und kreierten das Feldschlösschen Pils. Die Bierneuheit hat einen würzig-herben Geschmack, der typisch ist für den Pilsner Bierstil. Das aus Pilsner und Münchner Malzen sowie einer Mischung aus edlen Hopfensorten gebraute Bier erstrahlt goldgelb. Wie die Brauerei mitteilt, «…passt es perfekt als Begleitung zu Gerichten, wie einem Wiener Schnitzel, Pasteten oder Frischkäse.»
In der Vergangenheit ist wegen des Pils-Verbots in der Schweiz eine eigene Bierkategorie entstanden: Das Spezialbier oder Spezli. Während ursprünglich Biere darunter fielen, die nach Pilsner Art gebraut wurden, entwickelte sich die Kategorie mit den Jahren weiter und passte sich dem Geschmack der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten an. Feldschlösschen mit Hauptsitz in Rheinfelden ist die führende Brauerei und grösste Getränkehändlerin der Schweiz. Das Unternehmen beschäftigt 1200 Mitarbeitende an 22 Standorten in der ganzen Schweiz.