Eine Rivalität mit verheerenden Folgen

  25.02.2024 Fricktal

Der Schwabenkrieg von 1499 war die letzte grosse Auseinandersetzung zwischen der Eidgenossenschaft und Habsburg. Obwohl es zwischen den Hauptkriegsschauplätzen lag, konnte das zu jener Zeit österreichische Fricktal den Kriegswirren nicht entgehen.

Simone Rufli

Der Schwabenkrieg begann rund 20 Jahre nachdem die Alte Eidgenossenschaft mit Unterstützung der Habsburger (darunter der spätere König Maximilian I.) die Burgunderkriege (1474-1477) gewonnen hatte. Der Burgunder Herzog Karl der Kühne hatte in den Burgunderkriegen nicht nur drei Schlachten sondern am Ende auch sein Leben verloren: «In Grandson (März 1476) verlor er das Gut, in Murten (Juni 1476) den Mut und in Nancy (Januar 1477) das Blut».
In den Jahren nach den Burgunderkriegen kämpften Frankreich und Österreich um die Vormachtstellung in Europa. Obwohl Maximilian I. die Eidgenossen im Kampf gegen das Herzogtum Burgund unterstützt hatte, wollte er als Reichs-König (ab 1486) die Alte Eidgenossenschaft besser einbinden. Die Einbindung sollte 1488 über den Schwäbischen Bund erfolgen. Ihn hatte Kaiser Friedrich III. von Habsburg zur Wahrung des Landfriedens geschaffen. «Als Instrument der habsburgischen Machtpolitik sollte er auch ein Ausgreifen der bayrischen Wittelsbacher nach Schwaben verhindern», schreibt der Ueker Historiker Linus Hüsser in der neusten Ausgabe der Jahresschrift «Vom Jura zum Schwarzwald» der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde (FBVH); Vernissage am 26. Februar in Stein.

Weil König Maximilian die Schlagkraft der Eidgenossen aus den Burgunderkriegen kannte, lag ihm daran, sie von Bündnissen mit Frankreich fernzuhalten. Darum sollten sie auch in den Schwäbischen Bund integriert werden, wozu die Alte Eidgenossenschaft, die immer auch die Nähe zu Frankreich suchte, nicht bereit war. Am 21. März 1499 unterschrieben die eidgenössischen Orte gar ein Bündnis mit Frankreich.

Keine fremden Richter
Vier Jahre zuvor, im Anschluss an den Reichstag zu Worms im Jahr 1495, war es bereits zu Unstimmigkeiten gekommen: Die Eidgenossen weigerten sich, die neue Reichskammergerichtsbarkeit anzuerkennen und akzeptierten auch die neue Reichssteuer nicht, die König Maximilian einführte, um das Heilige Römische Reich Deutscher Nation im Inneren stärker zusammenzuführen. Die Eidgenossen stellten sich zwar nicht grundsätzlich gegen die Zugehörigkeit zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (962 bis 1806), wollten aber im Bereich der Rechtsprechung und der Finanzen unabhängig bleiben. Linus Hüsser hält dazu fest: «Trotz Differenzen gab es keine grundsätzliche Feindschaft der Eidgenossenschaft gegenüber dem Reich. 1499 kämpfte sie nicht gegen Maximilian als König des Reichs, sondern als Oberhaupt der Habsburger.»

Auf der Seite der Drei Bünde
Dieser eidgenössische Alleingang kam den Söldnern in Diensten des Schwäbischen Bundes gerade recht – sie standen nämlich im Wettstreit mit den Schweizer Söldnern im Bemühen um eine Anstellung in einem der Königshäuser Europas und warteten nur auf eine Gelegenheit, gegen die Schweizer Konkurrenz losschlagen zu können. Als sich dann die Alte Eidgenossenschaft auch noch mit dem Freistaat der Drei Bünde (im Gebiet des heutigen Kantons Graubünden) zusammentat und im Val Müstair König Maximilian in die Quere kam, der über den Bodensee und die Alpenpässe den Weg nach Tirol und Mailand gesichert haben wollte, stand das Tor zum Schwabenkrieg weit offen.

Im Schwabenkrieg, der sich vom Elsass bis ins Südtirol erstreckte, standen sich dann die Eidgenossen auf der einen und die Habsburger zusammen mit dem Schwäbischen Bund auf der anderen Seite gegenüber. Die Bevölkerung entlang der Konf liktgrenze litt unter zahlreichen Raubzügen. Von Aarau und Bern aus gab es Überfälle ins Fricktal. Die Waldstädte Waldshut, Laufenburg, Säckingen und Rheinfelden fü rchteten A ng r i f fe der Eidgenossen. Umgekehrt diensten die Waldstädte den adligen Anführern der Einheiten des Schwäbischen Bundes als Hauptquartiere und bildeten Garnisonsstützpunkte für Streifzüge in eidgenössisches und baslerisches Gebiet. «Im unteren Fricktal musste man stets mit Übergriffen von eidgenössischen Kriegern vom Baselbiet her rechnen», schreibt Linus Hüsser und erwähnt, dass im August 1499 Möhlin niedergebrannt wurde. Auch Rheinfelden blieb nicht verschont.

Entscheidung in Dornach
Der Wendepunkt in den monatelangen, äusserst grausamen Auseinandersetzungen, die unendliches Leid und Zerstörung auch im oberen Fricktal mit sich brachten, war die Schlacht bei Dornach am 22. Juli 1499. Nach der von den Eidgenossen gewonnenen Schlacht nahm Maximilian Friedensverhandlungen auf. Der Schwabenkrieg endete am 22. September mit dem Frieden von Basel. Im Friedensvertrag wurde die Eidgenossenschaft vom Reichskammergericht ausgenommen und von der Reichssteuer befreit. König Maximilian akzeptierte auch die territoriale Integrität des Freistaats der Drei Bünde. Die Eidgenossenschaft blieb bis zum Westfälischen Frieden 1648 (am Ende des Dreissig jährigen Krieges) Teil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, wahrte im Reich aber ein grosses Mass an Unabhängigkeit. Direkt nach dem Schwabenkrieg traten Basel und Schaff hausen der Eidgenossenschaft bei (1501), Appenzell folgte im Jahr 1513.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote