Walking statt Running
20.03.2024 Kaiseraugst, FussballKaiseraugst organisierte ein Fussballturnier der anderen Art: Walking Football. Es ist genau das, was der Name verspricht: Anstatt zu rennen, gehen die Spieler. Es ist aber nicht nur ein Fussball-Abklatsch, sondern eine neue Disziplin, die mehr und mehr an Beliebtheit gewinnt.
Yasmin ...
Kaiseraugst organisierte ein Fussballturnier der anderen Art: Walking Football. Es ist genau das, was der Name verspricht: Anstatt zu rennen, gehen die Spieler. Es ist aber nicht nur ein Fussball-Abklatsch, sondern eine neue Disziplin, die mehr und mehr an Beliebtheit gewinnt.
Yasmin Malard
Der markanteste Unterschied zum konventionellen Fussball (neben des offensichtlichen Gangart-Wechsels) besteht darin, dass offiziell weder Punkte gezählt werden noch ein Sieger am Schluss auf der Bühne steht. Auch ein Schiedsrichter ist auf dem Feld nicht vorzufinden. Der Spielspass steht ganz klar im Vordergrund. Die Stimmung ist somit viel weniger ernst und kompetitiv. «Es ist spassig und nicht so vergiftet wie im normalen Fussball», sagt Markus Trummer, für den es schon das zweite Turnier ist. «Es ist ein geselliges Zusammensein. Man trifft viele Leute, mit denen man schon früher zusammen Fussball gespielt hat.» Wichtig sei aber die Präzision, denn wenn man nicht rennen kann, um den Pass zu erhalten, muss gut gezielt werden.
Friedlicher, sozialer Ballwechsel
Besonders ansprechend ist die neuartige Fussball-Disziplin für Seniorinnen und Senioren oder verletzte, angeschlagene Fussballbegeisterte, für die der konventionelle Fussball zu herausfordernd oder zu risikobehaftet ist. Das Verletzungsrisiko sei nämlich gleich null, denn es sind keine Zweikämpfe erwünscht. Es sei eine sanfte Art des Fussballs, sagt Nicolas Wagner, der Kommunikationsleiter und PR-Manager des FC Kaiseraugst.
Bunte Mischung
Ob es zum Mitmachen irgendwelche Anforderungen braucht? «Nicht wirklich», antwortet René Hirschi, der Senioren-Präsident vom Fussballverband Nordwestschweiz, der das Turnier in die Wege geleitet hat. «Jeder ist willkommen», meint er. Männer und Frauen spielen zusammen und es gibt keine Altersbegrenzung nach oben oder nach unten. Auch wenn der Altersdurchschnitt etwa bei 65 Jahren liegt, gibt es durchaus auch jüngere Mitspieler. So läuft eine bunte Mischung von Alter, Geschlecht und Kultur zusammen über den Rasen.
Die Anfänge
Die ursprüngliche Idee vom Walking Football kommt aus Grossbritannien. In England und Schottland ist die Sportart schon weit verbreitet mit mehreren tausend Vereinen. Im Bereich Nordwestschweiz war das Spiel vom Freitagabend das fünfte dieser Art, für Kaiseraugst das erste. Das nächste Spiel wird schon bald in Basel stattfinden.
Angefangen in der Nordwestschweiz hat es 2022. Die Initiative kommt vom Schweizerischen Fussballverband, der die Disziplin unter die Leute bringen möchte. «Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen, aber ab 2025 soll es offiziell in den Wettkampfbetrieb aufgenommen werden, damit jeder Verein bei sich Turniere organisieren kann», erzählt René Hirschi.
Besuch aus Frankreich
Wer besonders für Begeisterung gesorgt hat, ist die Mannschaft aus Ebersheim, die 70 Kilometer weit gereist ist, um an jenem Abend dabei sein zu können. Im Mai wird dafür ein Team aus der Region ins Elsass gehen, um dort mitzuspielen. Neben den Elsässern gab es sieben weitere Teams, davon drei neue, die je sieben Spiele absolviert haben, alle mit unglaublichem Engagement und mit viel Freude. Nicolas Wagner betont die Wichtigkeit von Vereinen, wie der FC Kaiseraugst es ist, für eine Gemeinde. «Kaiseraugst wächst sehr schnell, man kennt sich nicht mehr so. Gewisse Kinder spielen ein oder zwei Jahre Fussball, dann sind sie schon wieder weg. Solche Anlässe helfen, den Verein zu stärken und das Einheitliche zu fördern, was eine Gemeinde so wertvoll macht.» Nach dem Schwitzen fängt der zweite, aber nicht minder wichtige Teil des Abends an: das gemeinsame Essen und Trinken. Im Clubhaus gibt es Verpf legung für alle und verspielte Gespräche. «Seit der letzten Operation habe ich vier Jahre keinen Ball mehr berührt. Jetzt spüre ich morgen sicher wieder all meine Knochen», so ein Mitspieler gut gelaunt.