«Vorne hinstehen will niemand»
03.01.2025 SulzWohin steuern die Sulzer Landfrauen?
120 Mitglieder, davon zirka die Hälfte Aktive, zählt der Landfrauenverein Sulz. Auf den ersten Blick sehr erfreulich. Ein Gespräch mit drei Vorstandsmitgliedern sorgt jedoch für Ernüchterung: im März bahnt sich die ...
Wohin steuern die Sulzer Landfrauen?
120 Mitglieder, davon zirka die Hälfte Aktive, zählt der Landfrauenverein Sulz. Auf den ersten Blick sehr erfreulich. Ein Gespräch mit drei Vorstandsmitgliedern sorgt jedoch für Ernüchterung: im März bahnt sich die Auflösung des Vereins an.
Bernadette Zaniolo
«Modern, bodenständig und immer gesellig», so bezeichnet die Stadt Laufenburg den Landfrauenverein im Ortsteil Sulz auf der Homepage der Gemeinde. Die Landfrauen wurden von den Gemeindeverantwortlichen zum Verein des Monats gewählt. Sie erfüllen das Motto der Fusionsgemeinde «Laufenburg lebt – Mehr als Laufenburg» in vielerlei Hinsicht. Der 1963 gegründete Verein hat sich über die Jahre gewandelt. «Blieb dabei aber dank den rund 150 Mitgliedern, alles Ladies vom Lande, stets bodenständig. Im Programm weht ein moderner Wind. Frauen jeden Alters können sich wohlfühlen und durch Kurse, Ausf lüge oder Mithilfe an Anlässen Geselligkeit erleben. Wer ab und zu dem Alltag entf liehen möchte, um in einer gemütlichen Frauenrunde zu verweilen, ist hier goldrichtig», heisst es weiter zum Verein.
Das macht neugierig. Die Redaktorin begibt sich auf die Suche nach dem Erfolgsrezept. Doch schon vor dem Gespräch mit der Präsidentin Susi Steinacher, macht diese klar: «Im Moment plagen uns auch gewisse Sorgen. Wir finden keine Vorstandsmitglieder für unseren aktiven Verein.»
Zusammenarbeit vertieft
Es ist Dienstagnachmittag. Treffpunkt ist auf dem Gehrenhof von Susi und Hanspeter Steinacher. Idyllisch gelegen, leicht oberhalb des Dorfes. Geradezu ideal für das Gespräch mit den weiteren Vorstandsmitgliedern Emilie Hug (Kassiererin) und Corinna Rüede (Aktuarin). Wie Susi Steinacher erklärt, zählt der Verein aktuell noch rund 120 Mitglieder. «Die Hälfte davon ist auch im Frauenbund», ergänzt sie. Die beiden Sulzer Vereine haben in den vergangenen Jahren die Zusammenarbeit vertieft, so geben sie jeweils das Jahresprogramm gemeinsam heraus und gemeinsam geht es jeweils auch auf die Vereinsreise; sie wird alternierend von einem der beiden Vereine organisiert.
Viele Vorschläge
Wieso also keine Fusion? «Eine solche löst die Probleme nicht», sind sich Emilie Hug, Corinna Rüede und Susi Steinacher aus diversen Gründen einig. Im September hatten die Landfrauen ihre Mitglieder zu einem Diskussionsabend zum Thema «Was soll sich ändern?» eingeladen. «Es kamen mega viele Vorschläge», hält Corinna Rüede fest und sagt zugleich: «Für die älteren Mitglieder stimmt alles.» Die Aktuarin vertritt die jüngere Generation im Verein und weiss: «Die Jüngeren setzen heute die Prioritäten anders und sie wollen unabhängig sein.»
«Früher waren die Vereinsanlässe ein Grund, in den Ausgang zu gehen oder gar gehen zu können», hält Susi Steinacher zum Generationenwandel fest. Dannzumal waren es auch eher die Landfrauenvereine, die zum Beispiel Kochkurse anboten; heute gibt es dafür zahlreiche Anbieter, nicht nur Vereine. «Wir sind frischer, moderner geworden», hält Susi Steinacher fest. Dabei kommt sie jedoch auch zurück auf das Vorstands-Problem. «Je mehr Personen im Vorstand sind, desto weniger Arbeit kommt auf die einzelnen zu.» Weiter: «Vorne hinstehen will niemand. Die Präsidentin muss jedoch nicht alles machen. Zudem muss man akzeptieren, dass es mit einem neuen Vorstand anders läuft.»
Mindestens zwei neue Vorstandsmitglieder sind nötig
Doch bis ein neuer Vorstand den Landfrauen-Karren zieht, gilt es erst einmal, genügend Mitglieder dafür einzuspannen. Denn Susi Steinacher stellt sich im März nicht mehr zur Wahl. Sie beendet ihre Vorstandstätigkeit nach insgesamt zehn Jahren im Vorstand, davon vier Jahre als Präsidentin. Nicht mehr zur Wahl antreten wird auch Stefanie Weiss. Für Emilie Hug und Corinna Rüede ist ein Weitermachen beziehungsweise sich erneut zur Wahl zu stellen, an die Bedingung geknüpft, dass sich spätestens bis zur Generalversammlung im März zwei Personen melden, die im Vorstand mitwirken möchten. Ansonsten droht die Vereinsauflösung.
Emilie Hug, die zu den Ü60zigern gehört, ermuntert auch Gleichaltrige zum Mitmachen. «So bleibt man immer am Ball», verrät die Schwaderlocherin mit einem Schmunzeln. Sowohl Emilie Hug als auch Corinna Rüede haben sich schon einige Gedanken zum Jahresprogramm 2024/2025 gemacht, ganz nach dem Motto: «Originelle, aktuelle und überraschende Kursideen!» Damit dies auch in die Tat umgesetzt werden kann, gilt es, die Vereinsauflösung abzuwenden, beziehungsweise neue Vorstandsmitglieder zu rekrutieren. Gemäss Corinna Rüede wurde aktuell «ein Weckruf» an die Mitglieder verschickt. «Der Anlass mit Kindern im Wald hat allen gefallen, auch solchen, die nicht im Verein sind», sagt Susi Steinacher und erinnert damit gleichzeitig daran, dass es Anlässe wie diese vielleicht in Zukunft nicht mehr geben könnte.