Von fast ausgestorben zu neuer Höchstzahl
17.10.2025 FricktalDer Steinkauz stand vor 25 Jahren in der Schweiz mit nur noch rund 50 Revieren kurz vor dem Aussterben. Dank gezielten Förderprojekten gibt es dieses Jahr wieder 161 Reviere – ein neuer Rekord. Doch trotz der erfreulichen Entwicklung ist das längerfristige Überleben des Steinkauzes noch nicht gesichert.
BirdLife Schweiz fördert den Steinkauz seit Jahrzehnten – gemeinsam mit über 20 Partnern und Gemeinden. Schon in den 1980er-Jahren starteten die ersten Projekte; seit der Jahrtausendwende haben BirdLife und seine Partner die Anstrengungen massiv verstärkt. Wichtige Massnahmen sind etwa das Pflanzen von Hochstamm-Obstbäumen, der Bau von Nisthilfen oder die Schaffung von Kleinstrukturen wie Ast- und Steinhaufen.
Beinahe ausgestorben
Einst war der Steinkauz in der Schweiz häufig. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber mit Sicherheit gab es bis ungefähr Mitte des letzten Jahrhunderts weit über 1000 Reviere in unserem Land. Dann ging es bergab: Anfang der 2000er-Jahre zählte die Schweiz nur noch etwa 50 Reviere – die Art stand am Rand des Aussterbens. Dank der Fördermassnahmen sind es heute nun wieder 161, so viele wie seit über 40 Jahren nicht mehr. «Dieser Erfolg zeigt, dass sich unsere Anstrengungen auszahlen und Artenförderung funktioniert», sagt Martin Schuck, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter der Abteilung Artenförderung von Bird-Life Schweiz. «Doch der Steinkauz bleibt gefährdet. Für sein Überleben braucht er vielfältige, strukturreiche Kulturlandschaften. Hier hat die Schweiz noch grossen Nachholbedarf.»
Vorbild Dreiländereck und Nachholbedarf Schweiz
Ein Blick ins Dreiländereck bei Basel zeigt die Unterschiede: Während sich der Steinkauzbestand in Deutschland und Frankreich dank gezielter Massnahmen der BirdLife-Organisationen NABU und LPO in den letzten 20 Jahren stark erholt hat, blieb die Entwicklung in der Schweiz lange zurück. Grund dafür ist die noch intensivere Landwirtschaft in der Schweiz. Erst in den letzten Jahren begannen sich die langjährigen Aufwertungen auszuzahlen. Das führte zu einer Wiederbesiedlung der Nordwestschweiz im Jahr 2023. «Zahlreiche Landwirte setzen sich mit grossem Engagement gemeinsam mit BirdLife für die Biodiversität ein – unterm Strich ist die Lebensraumqualität im angrenzenden Ausland jedoch immer noch deutlich besser. Schuld daran sind nicht die Landwirte, sondern die Schweizer Agrarpolitik», sagt Schuck.
Trotz der erfreulichen Entwicklung ist das längerfristige Überleben des Steinkauzes noch nicht gesichert. Dazu braucht es weiterhin die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten – und eine Agrarpolitik, die mit den richtigen Anreizen den Schutz fördert, statt ihn zu behindern. Noch immer bestehen in der Schweiz biodiversitätsschädigende Subventionen, welche die Bemühungen von Naturschutz und Landwirtschaft konterkarieren: «Wir giessen immer noch Öl ins Feuer anstatt Wasser und wundern uns, warum wir den Brand nicht löschen können», so Martin Schuck. Die bisherigen Erfolge beweisen dennoch: Artenförderung funktioniert. Ohne die engagierte Zusammenarbeit von Naturschutzorganisationen, Behörden, Landwirtschaft, Stiftungen und unzähligen Freiwilligen wäre der Steinkauz in der Schweiz wohl verschwunden. Mit ihrer Unterstützung hat die kleine Eule wieder eine Zukunft – doch für die langfristige Sicherung braucht es einen weiteren gemeinsamen Effort und die die richtigen Entscheide in Bern. (mgt)