Vom Rotlicht in Rheinfelden und katholischen Priestern
13.02.2024 Rheinfelden, KulturViele gute Sujets am Schnitzelbankabend in Rheinfelden
Ohne Vorausbuchung war in den Beizen, Restaurants und Bars am Schnitzelbankabend in Rheinfelden kaum ein Platz mehr zu haben: Hunderte wollten erleben, was sich die Verseschmiede an Spottliedern und Pointen ausgedacht hatten. Zwischen ...
Viele gute Sujets am Schnitzelbankabend in Rheinfelden
Ohne Vorausbuchung war in den Beizen, Restaurants und Bars am Schnitzelbankabend in Rheinfelden kaum ein Platz mehr zu haben: Hunderte wollten erleben, was sich die Verseschmiede an Spottliedern und Pointen ausgedacht hatten. Zwischen den Bänken unterhielten Tambouren und fasnächtliche Blaskapellen.
Edi Strub
Im Restaurant Schiff machten am Freitagabend in der Cliquen-Parade die «Zwitscheriduus» den Auftakt. Und zwar nicht mehr mit einem Blätterblock, sondern mit einem grossen mobilen Bildschirm. Entsprechend auch das erste Sujet: sie seien nun eigentlich nicht mehr die «Zwitscheriduus», sondern die X-eriduus. Elon Musk habe sie aufgekauft und die Verse würden von nun ab von ChatGPT geschrieben. So zum Beispiel: «Der Vatr het sich e Ferrari kauft und Ferie uf de Maledive buecht.» Er lebe nun in Saus und Braus, dank der 13. AHV. Wenn «der Vatr mit em Ferrari» aber über den neuen Autobahn-Anschluss nach Rheinfelden braust, heisst es erst mal Stopp: «Über sieben Ampeln musst du fahr’n/sieben Kilometer im Stau verharr’n.»
Nicht besser sei es, wenn man mit der Deutschen Bahn zum Beispiel an die Ostsee wolle. «Sieben Tage fährt sie nicht, sieben Tage in der Woche nie pünktlich», kalauerten die Zwitscheriduus. Da bleibe man besser doch gleich daheim.
Auch einen alten Bekannten der Rheinfelder Schnitzelbankshows – den «Bönigeischt aus Zeinige» – hat das geärgert. Die DB streike und die Lufthansa gleich auch. Nach Berlin kam er schliesslich per Autostopp: «e streikende Buur het mi mit em Traktor mitgno.»
A propos Zeinigen: Dort habe es im vergangenen Jahr ein Spitzenspiel gegeben. Der FC Wallbach / Zeinigen gegen den – einst – grossen FCB. Basel habe nach unzähligen Niederlagen wieder mal ein Erfolgserlebnis gebraucht. «Jä guet bliebe mer fair – sResultat isch den dütlich usecho / ich ha einfach sGfühl, dZeiniger hei e paar Gool extra inegloh.»
Wie jedes Jahr waren auch der Papst und die katholische Kirche mit ihren übergriffigen, liebestollen Priestern Thema der Cliquen. «Fridolin vom Rübr’ger Münschter» begegnet auf seinem Plauderbänkli einem Mann, der von seiner tiefen und uneingeschränkten Liebe schwärmt, die er empfangen und auch verschenkt habe. Bis Fridolin dann merkt: «de isch jo Prieschter und katholisch ...».
Inspirierend für die fasnächtlichen Spötter und Verseschmiede und -schmiedinnen war natürlich auch das Rhyfelder Puff. «Sperret euchi Manne i, suscht gönd die dört au verbii», warnten die Roothuus-Schnäpfen. Doch dann sei das Puff dank zwei Frauen im Stadtrat ausgehoben worden. Schluss mit dem roten Licht. Die Frauen konnten die Männer abends wieder nach draussen gehen lassen. Für den heiligen Fridolin mit dem Jesuskreuz auf der Brust ist das freilich kein Grund zum Jubeln: «Kei Betrieb me uff Olgas Schoos und z Rhyfälde wieder nüd meh loos.»
Ein besonderer Genuss wie schon letztes Jahr war die raffiniert vorgetragene Schnitzelbank der Gastrognomen von der Rheinfelder Marktgasse. Im Ton des Nachrichtensprechers von Tele Basel verteilten sie Lob und Spott an ihre Berufskollegen rundum. Zuerst zum Spott:
«2018 git dr Sieg vom White House in mini Beiz dini Beiz in Rhyfälde zrede
Wenn sie’s Schild jetzt no 3 Joor dusse löhn bini sicher weiss es denn jede.»
Auch Ändy von der Rheinmühle bekommt einen ab. Letztes Jahr habe man zu seinem angekündigten Abschied aus der Rheinfelder Gastroszene einen Extra-Vers kreiert. Nun mache dieser «Sürmel» aber einfach noch ein bisschen weiter. Telebasel wolle keine Fake News mehr verbreiten, «drum wärde mir an däre Stell au nüm über d’Zukunft vom Ändy brichte.» Tränen und Dank gibt es demgegenüber für den Abschied von Jolanda und Raphaele Marino. «Scheisse jetzt gits im Städtli nüt mehr für nume 10 Franke.»
Aufs Korn genommen wurde von einer der Cliquen, vom Lüüchtturm, auch die Neue Fricktaler Zeitung:
«Wenn de Herzog die Zitig drucke tuet
Überlegt er sich denn amigs guet Was vo Sulz und Wil ächt do no dri mag
Aber s Best a dem Blatt blibt d Hieber-Bilag.»
Unfair oder im fasnächtlichen Umfeld gar beleidigend war wohl kein Vers. Aber Political Correctness war an diesem Abend nicht angesagt. Ebenso wenig Vegetarismus. Im Schiff wurden hausgemachte Schweins-Cordons serviert und der Schlagerfuzzi drohte, er würde eher die Grünen eliminieren als sein Schnitzelessen reduzieren. «Do stoht die Sau, die Sau .... und ich säg dann tschau», hiess es in der Abschiedszeile vom Schlagerfuzzi.