Vom Acker zum Steinkauz-Lebensraum

  12.11.2023 Oeschgen

Von einer landwirtschaftlich genutzten Fläche mit vereinzelten Hochstammbäumen zum nischenreichen Lebensraum für den bedrohten Steinkauz – diese Entwicklung konnte in den letzten drei Jahren am Siedlungsrand der Jurapark-Gemeinde Oeschgen verfolgt werden. Über 20 neu gepflanzte Hochstamm-Obstbäume runden die Naturaufwertung des Obstgartens ab.

Am Montag, 6. November, hat das Projekt «Hochstammobstgarten Amle» in Oeschgen den letzten Schliff erhalten: Freiwillige der Seniorengruppe «Grauschnäpper», Vertreterinnen des Naturschutzvereins Oeschgen und der Gemeinde sowie der Pächter der Gemeindeparzelle haben den bestehenden Hochstammobstgarten erweitert und gemeinsam 21 Jungbäume gepflanzt. Auf dem ehemaligen Ackerland werden nun neun verschiedene Baumarten Wurzeln schlagen und dereinst Früchte tragen. Als Versuch und Reaktion auf den Klimawandel wurden ausserdem zwei Arten aus wärmeren Regionen gepflanzt: je ein Mandel- und ein Kastanienbaum. Dass sich zahlreiche Personen ehrenamtlich an der Pflanzung beteiligen, setzt eine spezifische Motivation voraus. Verena Kläusler, Präsidentin des Naturvereins Herznach-Ueken, erläutert: «Die «Grauschnäpper» unterstützen die Naturschutzvereine im oberen Fricktal bei verschiedenen Aufgaben.

Kommunale Initiative für mehr Natur am Siedlungsrand
Die umfassende Naturaufwertung auf der Gemeindeparzelle mit Flurnamen «Amle» wurde 2021 auf Initiative der Gemeinde Oeschgen angegangen. «Die Zusammenarbeit mit dem Jurapark Aargau war wirkungsvoll, professionell und produktiv. Es ist eine grosse Freude zu sehen, dass in der ‹Amle› ein wichtiger Lebensraum für Flora und Fauna und gleichzeitig eine Erholungsoase für die Menschen entstanden sind», so Gemeinderätin Vesna Wöhler. Strukturreiche Hochstammobstgärten bieten einer Vielzahl von Tieren Lebensraum: Wildbienen, Zauneidechsen, Gartenrotschwanz, Wendehals und auch dem vom Aussterben bedrohten Steinkauz. Da sich der Jurapark Aargau schon seit mehreren Jahren für den Erhalt der traditionellen Obstgärten mit Hochstammbäumen einsetzt, konnte die Gemeinde auf dessen Unterstützung zählen. Der Park hat als Projektträgerschaft von Anfang an fachlich und mit einem breiten Netzwerk unterstützt und konnte im Verlauf der Aufwertung weitere Partner und Geldgeber integrieren. So unter anderem auch BirdLife Schweiz und auch die Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons Aargau beteiligt sich finanziell am Projekt.

Massnahmen für Steinkauz, Glögglifrosch und Co.
Die rund eine Hektare grosse Parzelle «Amle» umfasste vor der Aufwertung einen kleinen Hochstammobstgarten sow ie eine landwirtschaftlich genutzte Ackerfläche. Bereits im Frühling 2022 hat der Forstwart und Weiherbauer Frank Möri im bestehenden Hochstammobstgarten zwei unterschiedlich tiefe Laichgewässer für die Geburtshelferkröte ausgehoben und einen Landlebensraum angelegt. Ebenfalls im bestehenden Obstgarten wurden die Hecken aufgewertet sowie die Hochstammobstbäume geschnitten. Aus dem angefallenen Astmaterial wurden wichtige Unterschlüpfe für Igel, Wiesel und weitere Kleintiere gebaut. Im Verlauf des letzten Jahres hat der Pächter Pascal Ehrsam die an den Obstgarten angrenzende Ackerfläche mit regionalem Saatgut in eine extensive – sprich vielfältige und artenreiche – Naturwiese umgewandelt. Auf dieser Fläche haben die Freiwilligen die neuen Hochstammbäume gepf lanzt. Dabei wurden möglichst alte und vielfältige Sorten berücksichtigt. Damit der Steinkauz in einem Hochstammobstgarten vorkommt, sind Insekten für seine Nahrungssicherheit essenziell. Zur weiteren Förderung des Steinkauzes werden der Naturschutzverein Oeschgen und BirdLife Schweiz Kleinstrukturen wie Steinkauz-Röhren und Nisthilfen in den älteren Hochstammbäumen montieren.

Einsatz für ein ökologisches Kleinod
Damit diese neu geschaffenen Strukturen und Flächen ihren Wert auch in Zukunft behalten, müssen sie entsprechend gepflegt werden. Pächter Ehrsam wird sich weiterhin der Bewirtschaftung der neuen Lebensräume widmen. Vom Kanton werden diese Leistungen im Rahmen der Biodiversitätsförderung mit Labiola-Beiträgen honoriert. Obst und Nüsse der Hochstammbäume wird der Pächter weiterverarbeiten.

Künftig wird eine Informationstafel entlang dem Spazierweg Naherholungssuchende für die Arten sensibilisieren, die von den vielfältigen Massnahmen in der «Amle» profitieren. (mgt)


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