Konzert des Orchestervereins Rheinfelden im Kurbrunnen-Saal
Das diesjährige Frühjahrskonzert des Orchesters beider Rheinfelden stand im Zeichen französischer Musik aus dem 17. und 18. Jahrhundert. «Vive La France» lautete das Motto.
Edi Strub
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Konzert des Orchestervereins Rheinfelden im Kurbrunnen-Saal
Das diesjährige Frühjahrskonzert des Orchesters beider Rheinfelden stand im Zeichen französischer Musik aus dem 17. und 18. Jahrhundert. «Vive La France» lautete das Motto.
Edi Strub
Begonnen hat das Konzert mit einer Suite im alten Stil von Léo Delibes, setzte sich dann fort mit zwei der bekanntesten Werke von Gabriel Fauré und Jules Massenet. Nach der Pause schloss es mit einer selten aufgeführten Rarität - der fünften Symphonie von Théodore Gouvy. Das erste Stück im Programm am Sonntag, «Le roi s’amuse» von Léo Delibes, ist eigentlich ein ziemlich seltsames. Denn musikalisch orientiert es sich am «style ancien» am königlichen Hof in Frankreich um 1500, gleichzeitig hat es aber eine moderne aufrührerische, revolutionäre Note. Gedacht war es nämlich als Bühnenmusik zu einem sehr zeitkritischen Theaterstück von Victor Hugo, das von der Zensur verboten worden war. Hört man aber nur auf die Töne bei Delibes, wird man davon kaum etwas bemerken. Die Musik tönt beschwingt und tänzerisch, von Revolution, Blut und Aufruhr ist nichts zu spüren. Den Rheinfeldern Musikfreunden gefiel das.
Auch die Nummer zwei auf dem Programm «Masques et Bergamasques» von Fauré ist Bühnenmusik. Das Stück spürt skandalträchtigen amourösen Verwicklungen der adeligen Oberklasse nach und wurde ein grosser Publikumserfolg. Über hundert Mal wurde es an der Opéra-Comique in Paris aufgeführt. Das Publikum delektierte sich an der romantischen Zügellosigkeit ihrer einstigen Herren und Herrinnen und genoss die Schönheit dieser Musik – so auch am Sonntag in Rheinfelden.
In einem romantischen Gewand erscheint auch die «Méditation» aus «Thais» für Orchester und Solovioline von Massenet. Es ist eines der bekanntesten und am häufigsten gespielten Stücke aus dieser Zeit. Ein eigentlicher Schlager, den man nicht mehr vergessen kann, wenn man ihn einmal gehört hat. Auf meinem Klassikportal gibt es über hundert verschiedene Aufnahmen davon. Die Konzertmeisterin des Rheinfelder Orchesters, Ursula Schnepp, spielte den Solopart so, wie man ihn gerne hört. Abwechselnd leidenschaftlich und dann wieder verhalten-zurückgenommen. Das Publikum bedachte ihr Spiel mit grossem Applaus. Ursula Schnepp ist als professionelle Musikerin eine der grossen Stützen des Orchesters. Sie gibt dem Orchester als Konzertmeisterin Führung, wenn es bisweilen an schwierigen Stellen an Bestimmtheit und Sicherheit mangelt.
Nach der Pause ertönte die fünfte Symphonie des deutsch-französischen Musikers Théodore Gouvy. Er komponierte ausser sechs Symphonien, ein Requiem, unzählige kammermusikalische Werke für Streicher sow ie noch v iel meh r Klavierstücke. Richtig erfolgreich damit war er nie. Seine reiche Herkunft liess ihn aber wenigstens nicht in Armut darben, wie andere Komponisten. Das Orchester beider Rheinfelden blühte in diesem Stück richtig auf. Die Blechbläser brillierten mit feierlichen Trompeten- und Hornstössen und auch die Flöten, Klarinetten und Oboen kamen mit schönen Soli reichlich auf die Rechnung. Die Gouvy-Symphonie zeigte, dass sich die Probenarbeit der vergangenen Monate gelohnt hat. Die junge Dirigentin Clara Kost weiss das Beste aus diesen Musikern herauszuholen und ihnen viel Freude und Spiellust zu vermitteln. Das Publikum dankte am Schluss noch einmal mit sattem Beifall.