Schon gelesen? Bibliothek Möhlin ist auf den Hund gekommen
Da wird nicht gemurrt und schon gar nicht geknurrt, Ella hört einfach zu. Seit Sommer haben die Verantwortlichen der Bibliothek Möhlin ein neues Projekt am Laufen. Ella ist ein Lesehund.
Ronny ...
Schon gelesen? Bibliothek Möhlin ist auf den Hund gekommen
Da wird nicht gemurrt und schon gar nicht geknurrt, Ella hört einfach zu. Seit Sommer haben die Verantwortlichen der Bibliothek Möhlin ein neues Projekt am Laufen. Ella ist ein Lesehund.
Ronny Wittenwiler
Manchmal im Leben braucht es ein dickes Fell. Doch nicht in der Bibliothek Möhlin. Da sind Fehler erlaubt, ohne dass gleich kritisiert wird, denn schliesslich gilt: aus Fehlern lernt man. Und spätestens hier kommt Ella ins Spiel. Ella ist ein Mini Australian Sheperd, ganz und gar treuselige Hündin mit Engelsgeduld und vor allem: Ella ist der erste Lesehund, der jemals seine vier Pfoten in die Bibliothek Möhlin gesetzt hat.
Ohne Kommentar
Auf den Hund gekommen, wenn man so will, ist Andrea Fischler. Die Leiterin der Bibliothek – zusammen mit ihrem Team immer wieder für neue Wege zu haben – kannte das Projekt von anderen Bibliotheken. Kommt hinzu, dass Tiere grundsätzlich vielen Kindern ein verlässlicher Partner sind, gerade zu Therapiezwecken. Und so gelangte Fischler mit dem Vorhaben an Evelyne Kull, Primarschullehrerin in Möhlin. Der Startschuss erfolgte nach den Sommerferien. Seither ist Kull mit ihrer Ella einmal pro Woche in der Bibliothek anzutreffen. Die Idee: Kinder lesen vor – und zwar dem Hund. «Ein Hund ist ein stummer Zuhörer», sagt Kull. «Er gibt keinen Kommentar ab, so dass das Kind ohne Hemmungen vorlesen kann.» Und ja, tatsächlich, bestätigt Kull mit einem Lachen: dazwischengebellt wird auch nicht. Wer Ella vorliest, braucht wirklich kein dickes Fell, höchstens ein Herz für Tiere und das ist ein weiterer, entscheidender Punkt in diesem Projekt: «Kinder verbinden Lesen in der Bibliothek so mit einem guten Gefühl.»
Die Lust am Lesen
In welche Richtung sich das Projekt entwickelt, wird sich noch zeigen müssen. «Wir sind nach wie vor in der Probierphase», sagt Kull, die sich mit ihrer Hündin quasi als Versuchskaninchen zur Verfügung stellt. Fakt ist: Das jüngste Projekt ist nur eines von mehreren Mosaiksteinchen zur Förderung der Lesekompetenz. Ein anderes sind die «Lesetandems», seit 2019 erfolgreich unterwegs in der Bibliothek Möhlin: Dabei lesen ehrenamtliche Erwachsene als sogenannte «Lesementorinnen» und «Lesementoren» einmal wöchentlich mit einem jeweils fix zugeteilten Primarschulkind Texte aus Comics und Büchern. Auch hier geht es darum, die Lust am Lesen zu fördern. Natürlich gibt es Unterschiede zum Lesehund: Ella liegt manchmal auch einfach nur da – was sich von den Lesementoren selbstverständlich nicht sagen lässt. Die Bibliothek geht in der Leseförderung also viele Wege. Und einer davon wird jetzt auf besonders sanften Pfoten beschritten. Halleluja!