Vielfalt der Kulturen beeindruckt
03.06.2025 RheinfeldenDas Rheinfelder Festival der Kulturen unter dem Motto «Respekt» bot während dreier Tage viel Interessantes und einen respektvollen interkulturellen gegenseitigen Umgang.
Yasmin Malard
«Bak-roots», das Akronym «Bak» für ...
Das Rheinfelder Festival der Kulturen unter dem Motto «Respekt» bot während dreier Tage viel Interessantes und einen respektvollen interkulturellen gegenseitigen Umgang.
Yasmin Malard
«Bak-roots», das Akronym «Bak» für Basel-Afrika-Karibik stehend, organisierte den dreitägigen Event mit Workshops, Kunstausstellungen, Vorträgen, Strassenkünstlern und DJ-Abenden. Die Aufführungen fanden, im Unterschied zu letztem Jahr, draussen an verschiedenen Orten statt und waren somit kostenfrei für alle zugänglich. Sie luden ein, den Spaziergang zwischen Kurbrunnensaal und Altstadt zu unterbrechen, um die internationalen Tänze und Musikdarbietungen bewundern zu können. Mehrere Verkäuferinnen merkten aber an, dass sie mehr Besuch erwartet hätten. Trotz des schönen Wetters – oder vielleicht gerade wegen des heissen Wetters – gab es über das Auffahrtswochenende keine Besucherströme, sondern gemütlich schlendernde Grüppchen.
«Macht Spass»
«Eine tolle Idee, eine tolle Mischung», sagt Andrew Payne, ein Zuschauer, der sich bei einem Päuschen thailändisches Essen schmecken lässt. Seine Begleitung Mihaela Urban ergänzt: «Traditionen zu präsentieren und diese zu entdecken macht Spass. Oder auch das Essen. Ich habe keine Ahnung, wie Essen aus Togo schmeckt.» Essen und Trinken gab es zur Genüge, auch bei Wanja in der «Simba-Bar». Sie erzählt, Simba heisse Löwe auf Suaheli. Stark, kraftvoll und inspirierend sei der König des Dschungels für sie – ein persönliches Mantra. Und was trinken die Konsumentinnen und Konsumenten am meisten in der Simba-Bar? Cocktails, Kokosnusswasser, Ananassaft? «Nein, eigentlich einfach Wasser», sagt eine Mitarbeiterin grinsend.
Gesunde Bohnen
Gisèle Chomette-Schmidlin, nachdem sie einem Mädchen ihre Zöpfe fertiggeflochten hat, erzählt passioniert von ihren Haarprodukten, die sie selbst entwickelt hat – aus Naturmaterialien Kameruns. Ihre Haarmaske zu perfektionieren habe sie fünf Jahre gekostet. Momentan arbeite sie an einem Produkt gegen Haarausfall für ihren Coiffeur-Salon, den sie in Basel führt. Auch ihre Schwester Carin schaltet sich selbstbewusst und motiviert auf Französisch ein und erzählt vom Kakao, vom Kaffee und verschiedenen Nüssen, die in Kamerun wachsen. Die Kakaobohnen trocknet und verkauft sie unverarbeitet, bitterer als Schokolade, aber dafür mit allen Nährstoffen, die dann in der Schale bleiben. «Die Antioxidantien sind gut für die Frauen und ihre Figur», sagt sie bedeutungsvoll. «Und für die Männer nicht?», fragt ein Besucher nebenan munter. «Doch, doch, denen geben wir den ganzen Sack», antwortet sie, deutet auf einen riesigen Beutel, gefüllt mit Kakaobohnen, und lacht schallend. Ihre Schwester doppelt nach: «Bier trinken, eine Kakaobohne, Bier trinken, Kakaobohne.»
Erinnerungen
Ausgelassen scheint die Stimmung nicht nur bei den Schwestern zu sein. Besonders viele Kinder sind dieses Jahr unterwegs und basteln, fahren Karussel, lassen sich schminken und rennen zwischen den Marktständen umher. Der Besucher Rafael Klündner wird am Festival melancholisch. Er hat zwei Jahre in Togo gelebt. Die Kleider, die Gerüche und die Leute erinnern ihn an die Zeit und den Ort zurück, wo er seine Frau und viele andere warmherzige, offene Menschen kennengelernt hat. Und für seine Frau bedeutet das Begegnen mit anderen afrikanischen Frauen eine wohltuende Verbindung zu ihrem zu Hause.
Neben guter Stimmung und einem wertvollen interkulturellen Austausch bringen die Marktstände auch Einkünfte für Regionen auf der Erde mit einem unglücklichen Schicksal, denn viele Verkäuferinnen und Verkäufer spenden für wohltätige Zwecke; für Betroffene vom katastrophalen Erdbeben in Myanmar, für Spitäler in den Kriegsgebieten der Ukraine, für Waisenhäuser und Bibliotheken in Kamerun.
Wechselseitigkeit
«So ein Event ist besonders gut für einen natürlichen und sanften kulturellen Austausch. Es unterhalten sich viele. Es ist niederschwellig, alle können dazustossen, so lange oder so kurz sie möchten. In einem solchen Setting fühlt man sich auch nicht überfordert von den ungewohnten Eindrücken», findet der 22-Jährige Finian Bedoe, der zum ersten Mal das Festival besucht und eigentlich in Zürich wohnt. «Und es scheint den Anbietenden auch wirklich Spass zu machen, es ist nicht nur ein Schauspiel für den weissen Menschen.»
Drei kulturträchtige Tage, geprägt von Unterschieden und Gemeinsamkeiten, zeigen, dass ein Begegnen auf Augenhöhe sowie ein respektvoller interkultureller Umgang kein Kunststück ist.