«Viele wissen nicht einmal, dass wir ein Hallenbad haben»
12.10.2024 RheinfeldenDas Bad in Badisch-Rheinfelden ist fast 70 Jahre alt
Stadtammann Franco Mazzi empfahl den Rheinfeldern kürzlich, das Hallenbad in der badischen Nachbarstadt zu nutzen. Doch das ist in seinem Originalzustand von 1957 und ein Problemfall.
Boris Burkhardt
«Damals war es eine ganz tolle Sache», sagt Dirk Zebisch mit Bestimmtheit. «Damals», das war 1957, als die Stadt Badisch-Rheinfelden ihr Hallenbad als eines der ersten in der Region baute. Zebisch ist Stellvertretender Leiter der städtischen Bäderbetriebe; und das Hallenbad ist integraler Bestandteil der heutigen Gertrud-Luckner-Realschule in unmittelbarer Nähe zur Volkshochschule (VHS) in Badisch-Rheinfelden. Ein einziges 20-Meter-Becken, drei Bahnen mit Sprungblöcken, an der Fensterwand eine geflieste Bank, an der Betonwand eine Handvoll Liegen: Das Bad ist heute immer noch in seinem Originalzustand; in den vergangenen 67 Jahren wurde es nicht verändert.
Öffentlich, aber unbekannt
Franco Mazzi, Stadtammann der Schweizer Schwesterstadt, bemerkte kürzlich bei einem Abendgespräch an der VHS in Badisch-Rheinfelden schnell, dass er in ein Fettnäpfchen getreten war, als er auf Nachfrage aussagte, seine Stadt brauche kein Hallenbad, solange es in der badischen Schwesterstadt eines gebe. Als ihn das Publikum aus dem badischen Rheinfelden auf den fast 70 Jahre alten Zustand des Hallenbads aufmerksam machte, gab er zu, seit Jahrzehnten nicht mehr dort gewesen zu sein.
Aber der Stadtammann von der anderen Rheinseite war immerhin schon einmal dort, im Hallenbad der Nachbarstadt. «Viele Badisch-Rheinfelder wissen nicht einmal, dass wir ein Hallenbad haben», konstatiert Zebisch. Als er seine Stelle hier angetreten habe, hätten ihm nicht einmal Schüler sagen können, wo es liege. Wie sein Standort in der Realschule vermuten lässt, ist das Rheinfelder Hallenbad vor allem für den Schul- und Vereinssport gedacht. Es ist aber ein öffentlich zugängliches Bad, wenn auch inzwischen mit stark reduzierten Öffnungszeiten nur noch am Wochenende. 50 Besucher habe das Bad im Schnitt am Wochenende, sagt Zebisch, darunter viele Stammgäste sowie dem Hören nach auch einige Schweizer – «aber selten».
180 000 Euro Defizit – pro Jahr
«Solange das Becken dicht bleibt und der Filter nicht kaputtgeht, können wir das Bad weiterbetreiben», stellt Zebisch fest: «Die Pumpen sind ganz neu; der Rest sind aber Originalteile.» Die Stadt setzt derzeit trotz des hohen Alters des Bads auf das Prinzip Hoffnung: Die Pläne für ein Ganzjahresbad in Synergie mit dem Freibad (das im Gegensatz zum Hallenbad in der Region einen sehr guten Ruf geniesst) und der reichlich vorhandenen Nahwärme in der Stadt sind mangels Finanzmittel erst einmal bis auf weiteres verschoben.
«Das Hallenbad entspricht überhaupt nicht mehr dem heutigen Standard», sagt der für Schulen und Bäder zuständige Hauptamtsleiter Hanspeter Schuler. Dennoch habe der Gemeinderat Anfang Juli beschlossen, das Hallenbad weiter zu betreiben, trotz eines jährlichen Defizits von 180 000 Euro. Hinzu kommt der andauernde Fachkräftemangel auch in dieser Branche: Als im Herbst 2023 das Hallenbad mangels Personals wochenlang geschlossen blieb, gründete sich aus der breiten Bevölkerung eine «IG Bad», die die Sicherstellung eines ganzjährigen Schwimmbetriebs forderte.
Die von dieser Gruppe vorgeschlagene Traglufthalle über dem Freibad als Provisorium lehnte der Gemeinderat wegen der Kosten von 350 000 Euro im Juli ab. Diese Lösung komme allenfalls in Frage, wenn das Hallenbad dauerhaft ausfallen sollte. Die Kosten für ein Ganzjahresbad berechnet die Stadt auf rund zwölf Millionen Euro für den Erweiterungsbau plus rund fünf Millionen für die Sanierung des bestehenden Gebäudes des Freibads. «Wir kamen bei der Förderung bisher nicht zum Zuge. Das Projekt ist erst einmal nicht möglich», sagt Schuler.