«Verbindung» in alle Richtungen
25.05.2025 LaufenburgDora Freiermuth präsentiert ihre Werke im alten Grundbuchamt in Laufenburg
Das fast 200 Jahre alte ehemalige Grundbuchamt in der Laufenburger Altstadt – mittlerweile durch einen modernen Anbau erweitert – hatte schon viele Funktionen; vom Armenhaus über Schulen, Mundharmonika-Fabrik, Brockenstube, Ludothek … Als Kunstgalerie werden die Räume, soweit bekannt, allerdings zum ersten Mal genutzt.
Jean-Marc Felix
Und gleich vorweg: Ein Besuch lohnt sich. Die Kombination von moderner Kunst in Büroräumen fasziniert.Der Reihe nach: Die Laufenburger Künstlerin Dora Freiermuth wurde Anfang Jahr angefragt, ob sie eine Auswahl ihrer Arbeiten der letzten Jahre in den öffentlich zugänglichen Räumen zeigen wolle. Für sie, die seit fast 30 Jahren ausstellt, war das eine mehrfache Herausforderung. «In einer herkömmlichen Galerie oder in einem Museum ist die Infrastruktur vorhanden, und auch beim Einrichten, der Werbung usw. ist Unterstützung da. Hier musste ich alles selber organisieren», erklärte sie rückblickend. «Am Ausstellungsort wurde ich jedoch sehr herzlich empfangen und bin mit dem Resultat äusserst zufrieden.»
Eine grosse Ausstellung
Mit 51 Objekten und Bildern bespielte sie die Wände in den öffentlich zugänglichen Eingangsräumen. Das ist eine grosse Ausstellung! Trotz Hilfe einer Freundin dauerte alleine das Hängen eine Woche, bis alles passte. So hängen nun zum Beispiel zwei moderne Grafiken neben einem Kleiderständer und dem Defibrillator. Das stört aber gar nicht, im Gegenteil. Die Kunstwerke selber sind auch sehr speziell, was sich aus der Vorgehensweise der Künstlerin ergibt. «Ausgangspunkt ist in den allermeisten Fällen das Material, das mich inspiriert. Draht, Kaffeefilter, Karton, Alltägliches, oft auch Abfallprodukte, mit denen ich experimentiere, bis ich merke, dass ich auf dem richtigen Weg bin, den ich weiterverfolgen und mit Inhalt füllen kann. Dieser Moment erfüllt mich jedes Mal mit grosser Genugtuung.»
Sie merkt dann auch ganz genau, wenn das Potential erschöpft ist und ein neuer Zyklus beginnt. Das kann nach ein paar Tagen sein oder erst nach mehreren Wochen eintreten. Eine Schaffensblockade kennt sie zum Glück nicht. Sie ist offen auch für aussergewöhnliche Materialien, die ihren kreativen Prozess auslösen. In der laufenden Ausstellung sind unter dem Titel «Der Trost der Schönheit» beispielsweise 40 verfremdete, goldbemalte Mandarinenschalen zu sehen. Fast schon legendär sind Dora Freiermuths Objekte aus Bananenschalen, die auch dabei sind.
Verbindungen aller Art
Interessant und symptomatisch für den Ansatz der Künstlerin ist die Herleitung des Namens der vorliegenden Ausstellung: «Verbindung». Nach einer Verletzung hatte ein Freund viel Wundgaze übrig. Dora Freiermuth fand Gefallen an diesem weissen, durchlässigen Verbandsstoff, aus dem sie mit den einzelnen Buchstaben «V-E-R-B-I-N-D-U-N-G» eine Installation schuf. Schnell war klar, dass sich beim Betrachten und Nachdenken aus diesem einen Wort eine vielfältige Gedankenwelt eröffnet: persönliche Beziehungen, weltpolitische Überlegungen, soziale Entwicklungen, sogar der Standort der Ausstellung selber …
Eine interessante Beobachtung machte eine im Haus arbeitende Beraterin. Die Objekte würden aufund gefallen und haben sicher bei vielen das Interesse an Kunst geweckt. Bei Kindern, die zu ihr in die Therapie kämen, seien die einzelnen Buchstaben ganz besonders beliebt. Sie dürften diese sogar abhängen und mit ihnen experimentieren und spielen. Auch diese Freiheit ist eher ungewöhnlich für eine Kunstausstellung.
Zentrum Hinterer Wasen,
Hinterer Wasen 58, 5080 Laufenburg,
Ausstellung bis 1. Dezember 2025;
Öffnungszeiten Montag bis Freitag von
7.30 bis 11.30 Uhr und 13.30 bis 17.30 Uhr;
Führungen durch die Künstlerin auf Anfrage unter freiermuth.d@bluewin.ch