Unterschiedlichste Menschen und technische Möglichkeiten verbinden
17.04.2024 Persönlich, HerznachSeit seiner Kindheit ist Philipp Schmid fasziniert von Technik. Er ist seit fast zwei Jahrzehnten für ein international tätiges Schweizer Innovationszentrum tätig. «Die neuen Technologien bergen viele spannende Möglichkeiten, aber auch Gefahren. Was aufgrund von ...
Seit seiner Kindheit ist Philipp Schmid fasziniert von Technik. Er ist seit fast zwei Jahrzehnten für ein international tätiges Schweizer Innovationszentrum tätig. «Die neuen Technologien bergen viele spannende Möglichkeiten, aber auch Gefahren. Was aufgrund von Künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich der Malware auf uns zukommen wird, ist heute kaum abzusehen.»
Karin Pfister
«Ich liebe Technik, Roboter und Software», sagt Philipp Schmid. Er wurde zweimal hintereinander von der Handelszeitung und der Bilanz zum Digital Shaper gewählt. Diese Auszeichnung wird jährlich in verschiedenen Kategorien an 100 Personen aus der Schweiz verliehen. Ein Digital Shaper sei jemand, der mit Herzblut versuche Firmen, Entscheidungsträger und die breite Öffentlichkeit von neuen Technologien zu überzeugen, aber auch vor den Gefahren zu warnen, erklärt Philipp Schmid. «Malware ist bereits heute schwer zu erkennen. Durch moderne KI-Algorithmen und Sprachmodelle, welche ausschliesslich mit Daten aus dem Darknet trainiert wurden, droht ein Tsunami von Betrugsversuchen. Sowohl Nutzer als auch Unternehmen sind in grosser Gefahr.» Hier werde es von der ganzen Gesellschaft einen grossen Effort brauchen, um den nötigen Schutz aufzubauen.
Philipp Schmid arbeitet seit 18 Jahren und noch bis Ende April für CSEM, ein international anerkanntes Schweizer Innovationszentrum. Dort beschäftigt er sich einerseits mit angewandter Forschung und neuen Entwicklungen, andererseits geht es darum produzierende Firmen in täglichen Abläufen zu unterstützen. Er beschäftigt sich mit Fragen wie «Kann die Effizienz und die Qualität gesteigert werden? Welche Technologie brauchen Firmen? Was ist möglich und was ist bloss ein Hype?» Gerade im Bereich KI gebe es bei Letzterem eine grosse Diskrepanz.
Immer noch gerne in Herznach
Philipp Schmid wohnt zusammen mit seiner Frau Beatrix, welche beruf lich im Bereich der Biotechnologie tätig ist und den drei Söhnen Niklas, Lucas und Henrik in der Stadt Luzern. «Nahe am Wald und nahe am See. Nach einer geglückten Atlantiküberquerung mit meiner Frau war ein kleines Segelboot direkt vor der Haustüre unser grosser Wunsch.» Er ist bis heute gerne in der Natur, die er aus seiner Fricktaler Kindheit auf dem Land gewohnt ist. Mit Herznach fühle er sich bis heute sehr verbunden und er verfügt über einen grossen Bekanntenkreis im Oberen Fricktal. Einige würden ihn vermutlich gut an der Stimme erkennen, lange war er im Dorf als Samichlaus unterwegs.
«Ich bin nicht mehr so oft im Fricktal, wie ich es mir eigentlich wünschen würde. Man sieht mich aber regelmässig am Stefansball, an der 1. August-Feier und alle zwei Jahre auch im Service an der Turnershow oder bei meinem Vater im Garten», so Schmid weiter. Philipp Schmids Vater war viele Jahre lang als Kantonsschul-Lehrer in Aarau etabliert und hat seinem Sohn damals aktiv davon abgeraten trotz den sehr guten Bez-Noten an die Kanti zu gehen, so eine Anekdote aus der Familiengeschichte. Philipp Schmid machte bei der Roche in Sisseln eine Lehre mit Berufsmatura als Automatiker, die mit dem Beruf, so wie man ihn heute kennt, nicht mehr viel zu tun hat. «Diese Ausbildung kam vom Mess-, Steuer- und Regelungstechniker und es hat damals pro Jahrgang schweizweit nur zwei Klassen gegeben.»
12 Flüge auf der PC-7
Parallel dazu besuchte Philipp Schmid die Piloten-Rekrutenschule im Tessin, wo er zwölf Flüge auf der PC-7 absolvieren konnte. Für eine Karriere als Militärpilot sind nur die Besten der Besten zugelassen. «Bei der letzten Selektionsrunde, bei der von 38 Aspiranten auf 14 reduziert wurde, bin ich leider ausgeschieden», erinnert sich Philipp Schmid. «Ein kleiner Mensch im Cockpit steuert diese Höllenmaschinen am Himmel», dies habe ihn fasziniert und sei immer ein grosser Traum gewesen. Der Wechsel zum Linienpiloten war kein Thema für ihn. «Als ich mich damals entscheiden musste, war gerade die Swissair zusammengebrochen.» Dem Fliegen als Hobby ist er bis heute treu geblieben, der technische Aspekt von Maschinen habe ihn aber beruflich immer mehr interessiert. Seine weitere Ausbildung machte er an der Fachhochschule Biel im Bereich der Mikrotechnik, wo er als Abschlussarbeit zusammen mit CSEM einen Industrieroboter entwickelte. Zu seiner Vita gehören zahlreiche Weiterbildungen im Bereich Industrie 4.0 und Machine Learnig, eine Management Ausbildung an der ETH Zürich sowie ein Jahr in Brisbane, Australien, wo er bei CSIRO, einem staatlichen Institut für wissenschaftliche und industrielle Forschung angestellt war. «Grösstes Highlight war die Entwicklung eines autonomen Unterwasserroboters für das Great Barrier Reef.»
Wind, Wasser und Wellen
«Ich stehe jeden Tag motiviert auf und freue mich auf die Arbeit.» Es sei sehr interessant, mit vielen unterschiedlichen Menschen – vom obersten Manager bis zum einfachen Angestellten am Förderband – zusammen zu arbeiten. Die Branchen seien divers: technische Lösungen braucht es von der Abfallentsorgung über die Uhrenindustrie bis in den Bereich von Teleskopen und Satelliten. Viele seiner Kunden seien KMUs. Philipp Schmid hält ausserdem rund 30 Vorträge pro Jahr. «Ich verbinde gerne Leute miteinander und finde es spannend, unterschiedliche Meinungen zu neuen Erkenntnissen zu verknüpfen.»
Auf den 1. Juni steht Philipp Schmid ein beruflicher Wechsel zur Swisscom bevor. «Mit der gewaltigen Power einer Swisscom kann ich die Firmen bei der Umsetzung von Industrie 4.0 viel besser unterstützen. Er sei dort näher bei den produzierenden Firmen und es seien Lösungen gefragt, die im Alltag robust funktionieren, dabei gehe es um Digitalisierungslösungen auf allen Ebenen, von der Maschine bis zu den komplexen Abläufen von grossen Unternehmen. Bevor Philipp Schmid diese neue Herausforderung annimmt, gönnt er sich eine Pause. «Ich werde nach Maui reisen und dort Windsurfen. Das Zusammenspiel der verschiedenen Elemente wie Wind, Wasser und grossen Wellen fasziniert und fordert mich.»