«Unsere Themen sind hochaktuell»
15.09.2024 FricktalDie Grünen sehen den Grossratswahlen am 20. Oktober optimistisch entgegen. Sie wollen nach vorne schauen, die Zukunft gestalten und statt auf Worte auf Taten setzen.
Susanne Hörth
Eine gesunde Umwelt und gerechte Chancen, dafür setzen sich die Grünen ein. ...
Die Grünen sehen den Grossratswahlen am 20. Oktober optimistisch entgegen. Sie wollen nach vorne schauen, die Zukunft gestalten und statt auf Worte auf Taten setzen.
Susanne Hörth
Eine gesunde Umwelt und gerechte Chancen, dafür setzen sich die Grünen ein. Die beiden Fricktaler Bezirksparteien wollen an die Erfolge der Wahlen vor vier Jahren anknüpfen.
Ausgangslage: «Die Grüne Welle erreicht das Fricktal», titelte die NFZ nach den Grossrats-Wahlen 2020. Die Grünen wie auch die Grünliberalen legten damals deutlich zu. Vier zusätzliche Sitze konnten die Grünen im Grossen Rat dazugewinnen und sind seither im 140-köpfigen Gremium mit 14 Sitzen vertreten. Im Fricktal legte die Partei im Bezirk Rheinfelden 3,62 Prozentpunkte zu und erreichte damit einen Wähleranteil von 10,41 Prozent. Im Bezirk Laufenburg verbesserte sie sich um 0,54 Prozentpunkte auf 8,04 Prozent.
Deutlich weniger hoch schwappte die grüne Welle bei den Nationalratswahlen im zurückliegenden Herbst. Gesamtschweizerisch schnitten sie um 3,4 Prozentpunkte schlechter ab als 2019. Im Bezirk Rheinfelden verloren sie 3,23 Prozentpunkte, brachten es noch auf 6,75 Prozente. Im Bezirk Laufenburg betrug der Wähleranteil 5,96 Prozent (9,04 Prozent waren es im Jahr 2019).
Ziele für die diesjährige Wahl: Natürlich den Wähleranteil von 2020 behalten, wenn möglich steigern, sagen Andreas Fischer, Grossrat und Parteipräsident im Bezirk Rheinfelden, und Gertrud Häseli, Grossrätin und Parteipräsidentin im Bezirk Laufenburg. Bernhard Stöckli (GLP) will den Sitz von Gertrud Häseli. Eine Kampfansage? Nein, schüttelt diese den Kopf. Sie wie auch Andreas Fischer wissen, dass sie als bisherige Grossräte mit ihrer geleisteten Arbeit einen guten Rückhalt in der Bevölkerung geniessen. Natürlich hoffen beide auf eine Wiederwahl. Dass die Partei im Bezirk Laufenburg eine gute, ebenso erfrischende Liste mit neuen und jungen Kandidatinnen und Kandidaten präsentieren kann, freut Gertrud Häseli sehr. Es zeige auch, dass die Parteithemen ansprechen, interessieren und zum Mitmachen auffordern. Dem kann Andreas Frischer nur beipflichten. Auch er verweist stolz auf eine gut aufgestellte und kompetente Kandidatenliste im Bezirk Rheinfelden. «Wir wollen eine Politik für die Zukunft machen, politische und gesellschaftliche Themen in Taten umsetzen», so Bio-Bäuerin Gertrud Häseli. Nach vorne blicken, das will Archäologe Andreas Fischer ebenso: «Wir müssen nicht etwas Vergangenes verteidigen, sondern unsere Zukunft gestalten.»
Wo steht die Partei? Es ist Anfang September, das Thermometer bewegt sich seit Tagen um die 30-Grad-Grenze. Der Klimawandel lässt grüssen und beschäftigt längst nicht nur die Grünen. Ebenso wird bei Umweltthemen über alle Parteien hinweg intensiv diskutiert und nach Lösungen gesucht. «Zum Glück. Wir haben lange dafür gekämpft», sagt Andreas Fischer. «Es hat ein Wandel stattgefunden.» Als Beispiel nennt er: «Als wir vor Jahren über die Installationen von Photovoltaikanlagen gesprochen haben, wurde das sehr oft als zu teuer, zu aufwändig abgetan. Geht es heute um Bauprojekte, sind dabei PV-Anlagen vielfach bereits eine Selbstverständlichkeit.» Dass es trotzdem noch sehr viel Handlungsbedarf gibt, machen er und Gertrud Häseli mit Verweis auf das erst kürzlich veröffentlichte WWF-Rating betreffend Kantone und ihre Gebäude-Klimapolitik deutlich. Der Aargau platziert sich zusammen mit den Kantonen Appenzell Innerhoden und Nidwalden beim Klimaschutz bei Gebäuden (Heizen, Isolieren usw.) auf den hintersten Rängen.
Aktiv sein und sich für eine gerechte Gesellschaft und Chancengleichheit einsetzen, das haben sich die Grünen ebenfalls auf die Fahne geschrieben. «In einer gerechten Gesellschaft, in der jeder und jede einen Platz findet, darf kein Raum für Bedrohung und Angst vorhanden sein», betont Andreas Fischer. Im Erreichen ihrer Ziele seien sie, wo nötig, durchwegs kompromissbereit, geht er auf entsprechende Frage ein. «Politik ist auch immer ein Aushandeln. Wir sind eine konstruktive Partei», fügt Gertrud Häseli an.
Politische Ziele: Die Grünen-Partei geht konsequent ihren Weg, will «ökologisch konsequent» und «sozial engagiert» sein. Wieder fällt das Beispiel Bauen. Sich dafür einsetzen, dass beim Bauen nicht grauer Stein überwiegt, sondern grüne Klimaoasen dazwischen eine Selbstverständlichkeit werden, steht bei den beiden Politikern in ihrer Parteiarbeit weit oben. Der Einsatz für eine gesunde Umwelt liegt ihnen ebenso am Herzen. Dazu gehört auch, so Gertrud Häseli, dass die Leute wieder wissen, woher unsere Nahrung kommt. Sie empfiehlt, selbst einmal etwas zu pflanzen und es dann zu ernten, statt es verpackt in einem Laden zu erwerben. «Biodiversität hat doch auch so viel mit Essen zu tun.»
Beim Stichwort sozial engagiert, bedauert Andreas Fischer, dass so vieles auf Macht und Geld fokussiert ist. «Dabei ist unbezahlte Arbeit etwas ganz Zentrales in der Gesellschaft.» Das möchte die Partei verstärkt ins Bewusstsein der Leute rufen.
Ziele für das Fricktal: Ein grosses Augenmerk gilt dem zunehmenden Individualverkehr im Fricktal. «Dieses Thema müssen wir an den Wurzeln packen», so Andreas Fischer. Angepackt werden sollte laut Gertrud Häseli auch eine längst überfällige Fusion. Und zwar jene von Frick und Gipf-Oberfrick. Die Gemeinden seien schon heute fast zusammengewachsen. Die gestellten Aufgaben könnten sie gemeinsam noch besser lösen, ist Gertrud Häseli überzeugt. Andreas Fischer erachtet es in diesem Zusammenhang auch als wichtig, sich aus alten Strukturen herauszulösen, wenn es Sinn mache. Wichtig sei aber stets, dass das Mitspracherecht der Leute weiterhin sichergestellt wird.
Der Gegenstand: Andreas Fischer zieht mit einem verschmitzten Lachen ein kleines Holzkästchen mit darauf festgemachten Solarmodulen hervor. «Ich habe das vor 35 Jahren als Zwölfjähriger bei einem Ferienspass-Angebot gebastelt. Es funktioniert heute immer noch.» Der kleine Stromerzeuger zeige, wie wichtig es ist, auf diese erneuerbare Energie zu setzen.
Aus Holz ist auch der Gegenstand, welcher Gertrud Häseli dabeihat. Den bunt angemalten, kleinen Güggel hat sie immer auch für ihre Enkel parat. «Und er stellt auch einen Bezug der Kinder zu den echten Hühnern draussen auf dem Hof dar.» Ihr geht es insbesondere um die Zukunft für unsere Kinder.
Stich-Worte
Die Meinung der Grünen zu vier Themen
Biodiversität
«Entweder oder. Diese Diskussion stört mich. Man kann es verknüpfen und so viel im Siedlungsraum machen. Es gehört einfach ein Zusammendenken dazu», ist Andreas Fischer überzeugt. «Bei den Gewässern kommt sie zu kurz. Kleinstlebewesen sterben ab und niemand merkt es. Dabei sind sie für das Gleichgewicht so wichtig», sagt Gertrud Häseli.»
AKW
Gertrud Häseli: «Wir brauchen keine neuen AKWs. Der Rohstoff Uran für AKWs kommt aus politisch unsicheren Staaten.» Andreas Fischer: «Es ist keine erneuerbare Energie. Deshalb nein.»
Bildung
«Es braucht mehr Ressourcen. Bildung darf auch etwas kosten», betont Andreas Fischer.
Gesundheitswesen
«Wir haben in den Gemeinden im Bereich ‹Wohnen im Alter› ein Manko. Statt Altersund Pflegeheime müssen wir Alternativen wie etwa die ‹Alters-WG› in Stein prüfen. Es braucht ein neues Denken», so Gertrud Häseli. »
Grossratswahlen am 20. Oktober
Am 20. Oktober wird im Aargau das 140-köpfige Kantonsparlament neu gewählt. Der Bezirk Laufenburg kann sieben, der Bezirk Rheinfelden 10 Grossrätinnen und Grossräte nach Aarau schicken. Im Bezirk Rheinfelden treten acht Parteien mit insgesamt 68 Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl an. Im Bezirk Laufenburg sind es neun Parteien mit 54 Kandidatinnen und Kandidaten. Die NFZ stellt die grösseren Parteien vor und zeigt die Gesichter auf den Listen. (nfz)