Über Nemo, den ESC und die «wisse Tüpfli» in der Marktgasse
04.03.2025 RheinfeldenDie Schnitzelbänkler in den Beizen Rheinfeldens
Die traditionelle Runde der Schnitzelbänkler von Kneipe zu Kneipe stiess auf grosses Interesse. Alle freuten sich, ihre alten Favoriten mit ihren neuen Bänken zu hören: der Fridolin mit seiner Frieda, der ...
Die Schnitzelbänkler in den Beizen Rheinfeldens
Die traditionelle Runde der Schnitzelbänkler von Kneipe zu Kneipe stiess auf grosses Interesse. Alle freuten sich, ihre alten Favoriten mit ihren neuen Bänken zu hören: der Fridolin mit seiner Frieda, der Bönigeischt mit schmissigem Klarinettenspiel, die sprachgewandten Gastronomen oder die Chaipirinha in ihren prachtvollen Kostümen.
Edi Strub
Im Schiff war der letzte Stuhl besetzt, als die Vollgashöckler-Band aus Hedingen (Kanton Zürich!) den Auftakt machte. Schon nach einer Minute warnte das Smartphone: «Hundert Dezibel überschritten. Musik in dieser Lautstärke kann zu Gehörschäden führen.» Aber niemand bat die Band, mit dem lauten Pauken und Trompeten aufzuhören. Im Gegenteil, es gab viel Beifall für das ungestüme Spiel und damit eine Zugabe.
Dann war es Zeit für den Fridolin mit dem Jesuskreuz auf der Brust und für seine Frieda. «Dr Fridolin fühlt sich hüt als Maa, morn villicht als Frau», kalauerte er und gab damit eines der Themen an, die an diesem Abend in praktisch jeder Schnitzelbank eine Rolle spielten. Oft im Zusammenhang mit dem Europäischen Song Contest ESC und Nemo. «Während d Wält sich duet bechriege, söll der Anlass eus vergnüge. Mit Männli, Wiebli und Divers.» Das fand Gottesmann Fridolin «e biz pervers». Er habe sich selbst auch um die Teilnahme am «Songkontescht» beworben, bekannte der Bönigeischt. Er sei schliesslich «divers-extravagant und e riese Rampesau». Trotz dieser Qualitäten habe er aber von der Jury eine Absage kassiert. Vielleicht sei das auch gescheiter so, fuhr der Geischt aus Zeiningen fort. «Suscht müesst i no mit Röckli und Strumpfhösli uf dBühni stoh.»
Ein weiteres Sujet war natürlich der angekündigte Rücktritt von Stadtammann Franco Mazzi. Dazu meinten die Leuchttürme, das sei herrlich. Denn für die Verslischmiede an der Fasnacht sei der Rheinfelder Ammann halt ein Problem: «Es isch nämlich leider halt eso. Es reimt sich fast nüt uf Mazzi Francooo.» Und die «Roothus-Schnäpfe» als Rheinfelder Politbetrieb-Insider fragten: «Was denkt er sich do nur derbi, das miend mir ihm jetzt säge. Dehei will ihn d’Corinne sicher nid der ganzi Tag erträge.» Ähnliche Bedenken hatten die Schnepfen auch wegen der Demission von Stadtrat Walter Jucker, der selbst im Publikum sass: «Au d Monika duet bange, will dr Walti bald nur no deheim duet umehange.»
Ein anderes Top-Sujet waren diese seltsamen weissen «Tüpfli» am Anfang der Marktgasse. Die Leuchttürme glaubten, das sei doch klar, da starte die Rotlichtmeile. Und die Chaipirinhas sahen die Tüpf li als Aufforderung rumzurasen, um so Punkte zu sammeln. Sie hätten schon fünfzig Karten voll.
Der Spott über den Nachbarn
Immer einen Spruch wert in Rheinfelden ist natürlich der Spott über die «Möhlemer». Die Leuchttürme texteten: «De Trump möcht jetzt Grönland poschte. Au Kanada dörf öppis choschte. Dasch schlimm, aber muesch au d Chance geseh. Villicht würder Möhli jo gratis neh.» Der Böhnigeischt schlug dem gegenüber vor, Trump doch einfach «freiwillig no Züri zgeh».
Auf die Schippe genommen wird jedes Jahr zuverlässig auch die Schweizer Armee. Die sechs «Heitech-Drohnen», die man «für dreihundert Milliönli boschtet heig», würden nach Jahren mit Tests noch immer nicht fliegen. Böhnigeischts Lösung: «Jetzt wärde die nächschte Drohne direkt bi Temu bschtellt.» Und gleich im Anschluss heisst es: Unsere Armee sei ein Saustall, alle liefen weg. Darum soll nun «dr Buurepräsident zum Usemischte cho».
Eine fasnächtliche Delikatesse servierten einmal mehr die Gastronomen. Mit kaputtem Blätterblock und den Larven vom Vorjahr, aber dafür mit viel sprachlichem Witz, professionell vorgetragen. Auch die Gastronomen haben sich gefragt, was «die cheibe Pünkt am Bode» in der Marktgasse wohl bedeuten. Sie haben gleich ein ganzes Dutzend Thesen. Sollen sie zeigen, wo das Hunde-WC aufhört? Oder gab es einen Punkt für jede Baueinsprache, die Shaqiri kassierte? Vielleicht auch für jede Abstimmung, bei der man erst nach dem Urnengang überlegte, ob sie auch wirklich umsetzbar ist. Zum Schluss noch ein etwas unfeiner Vers der Gastronomen zum Mann, der am Freitag zeitgleich mit dem Schnitzelbankabend den ukrainischen Präsidenten aus dem Weissen Haus warf: «D’Schwitzer Schütze sorge mit Gold an der Olympiade für Furore. Kei Wunder, d’Amis träffe jo sowieso nume d’Ohre.»
Eine Auswahl an Schnitzelbänken auf der letzten Seite.