SVP blüht, Grüne müssen Federn lassen

  24.10.2023 Rheinfelden, Politik

Bezirk Rheinfelden: Volkspartei kommt auf deutlich über 30 Prozent

Das sind deutliche Verschiebungen: Die SVP gewinnt im Bezirk Rheinfelden 5,6 Prozentpunkte. Grösste Verliererinnen sind – wie auf Bundes- und Kantonsebene – die Grünen. Sie büssen 3,23 Prozentpunkte ein.

Valentin Zumsteg

Normalerweise ist Andy Steinacher kein Raucher. Doch am Sonntag gönnte sich der Präsident der SVP des Bezirks Rheinfelden eine Zigarre zur Feier des guten Wahlresultats, wie er gegenüber der NFZ sagt. Die SVP legte im Bezirk Rheinfelden um 5,6 Prozentpunkte zu und kommt neu auf 34,44 Prozent. Damit macht sie einen grossen Teil der Einbussen, die sie vor vier Jahren erlitt (-7,89 Prozentpunkte), wieder wett.

«Ein super Ergebnis»
«Das ist ein super Ergebnis. Es zeigt, dass es eine rechtsbürgerliche Politik braucht. Ich danke unseren Wählerinnen und Wählern», erklärt Steinacher. Sein Ziel für den Bezirk sei gewesen, wieder über 30 Prozent zu kommen. Das konnte nun deutlich erreicht werden. Im Vergleich zu 2019 sei es der Partei diesmal besser gelungen, ihre Stammwähler zu mobilisieren, sagt Steinacher. Vor allem die Migrationspolitik sei ein Thema, das die Bürgerinnen und Bürger beschäftige. Er freut sich, dass die SVP im Kanton einen Sitz dazugewinnt und mit Christoph Riner wieder ein Fricktaler in Bern dabei ist. Zwei kleine Wermutstropfen gibt es aber für Steinacher: Zum einen hätte er sich gewünscht, dass die Möhlinerin Désirée Stutz den Sprung in den Nationalrat ebenfalls schafft. Zum anderen findet er die tiefe Wahlbeteiligung von 41,52 Prozent im Bezirk Rheinfelden und von 46,55 Prozent im Aargau bedenklich.

Wo es Gewinner gibt, muss es auch Verlierer geben. Die grössten Verluste verzeichnen die Grünen, sie kommen im Bezirk Rheinfelden neu noch auf 6,75 Prozent. Das ist ein Minus von 3,23 Prozentpunkten. Damit haben sie einen grossen Teil des Zugewinns, den sie vor vier Jahren verbuchen konnten (+ 4,66 Prozentpunkte), wieder eingebüsst. Das Resultat im unteren Fricktal liegt auch unter dem Ergebnis im Kanton, wo die Grünen 7,12 Prozent verzeichnen. «Das ist enttäuschend. Im Bezirk Rheinfelden haben wir immer gute Ergebnisse gemacht, das ist diesmal nicht gelungen», sagt Bezirkspartei-Präsident Andreas Fischer. Der nationale Trend habe nicht geholfen. «Wir mussten mit Einbussen rechnen, aber nicht mit so massiven. Wir konnten die Bürgerinnen und Bürger offenbar nicht davon überzeugen, dass grüne Politik ihnen zugutekommt.»

Die SP als zweitgrösste Partei im Bezirk muss leichte Verluste hinnehmen. Die Sozialdemokraten erreichen 18,08 Prozent, was ein Minus von 0,64 Prozentpunkten bedeutet. «Ich bin nicht zufrieden, dass wir verloren haben und die SVP zulegt. Es bleibt noch viel Arbeit für uns», sagt SP-Bezirkspartei-Präsidentin Carole Binder-Meury. Was sie hingegen freut, ist das gute Abschneiden der Fricktaler Kandidatinnen. «Colette Basler aus Zeihen verpasst die Wahl in den Nationalrat nur um 33 Stimmen und Tatjana Binggeli aus Möhlin kann ebenfalls ein gutes Resultat verzeichnen. Ich gratuliere den beiden.»

Zulegen konnte hingegen «die Mitte», die aus der Fusion von CVP und BDP entstanden ist. Sie verfügt im Bezirk über einen Wähleranteil von 14,27 Prozent. Im Vergleich zu 2019 sind das 0,75 Prozentpunkte mehr. «Das ist positiv und stimmt zuversichtlich für die Grossratswahlen im nächsten Jahr», sagt Präsident Alfons Kaufmann. Mit dem Ergebnis der Partei ist er zufrieden. Enttäuscht ist er hingegen von seinem eigenen Resultat als Nationalratskandidat: «Ich habe mir mehr erwartet. Damit hat der Bezirk Rheinfelden auch weiterhin keinen Vertreter in Bern. Das ist schade.»

Einbussen gab es bei der FDP, die jetzt nur noch viertstärkste Partei im Bezirk ist. Die Freisinnigen erzielten 12,33 Prozent, ein Minus von 0,38 Prozentpunkten. «Bei diesem Ergebnis kann ich nicht jubeln, ich bin aber auch nicht niedergeschlagen», sagt Bezirkspartei-Präsident Manuel Mauch. Wichtig sei, dass die Partei im Kanton beide Nationalrats-Sitze halten konnte. «Was mich besonders freut, ist das Top-Ergebnis von Thierry Burkart, der bereits im ersten Wahlgang die Wiederwahl als Ständerat geschafft hat.»

«Unsere Themen hatten es schwer»
Zu den Verlierern im Bezirk gehören diesmal die Grünliberalen. Die GLP erreicht 8,33 Prozent, was ein Verlust von 1,21 Prozentpunkten ist. Vor vier Jahren konnte die Partei noch über vier Prozentpunkte zulegen. «Unsere Themen hatten es diesmal schwer. Wir werden das Ergebnis im Bezirk analysieren», sagt Béa Bieber, Präsidentin der GLP im Fricktal. Insgesamt äussert sie sich aber zufrieden, denn auf kantonaler Ebene konnte die Partei ihren Wähleranteil von 8,5 Prozent halten. Die GLP ist damit fünftstärkste Partei im Aargau, noch vor den Grünen.

Bei den kleinen Parteien gibt es auch Verschiebungen. Die EVP holt 2,86 Prozent (+0,86). Die EDU erreicht diesmal 0,91 Prozent (-0,15) und «Massvoll», die zum ersten Mal angetreten ist, kommt auf 1,17 Prozent.


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote