Stehende Ovationen, auch das noch
25.11.2025 MöhlinSo verabschiedete die Versammlung ihren Gemeindeammann
Es ist Donnerstagabend, Markus Fäs führt das letzte Mal durch eine Gemeindeversammlung. Das erwartet heisse Eisen, Tempo 30, ist gar nicht so heiss, und als der geschäftliche Teil endet, macht Lukas Fässler den ...
So verabschiedete die Versammlung ihren Gemeindeammann
Es ist Donnerstagabend, Markus Fäs führt das letzte Mal durch eine Gemeindeversammlung. Das erwartet heisse Eisen, Tempo 30, ist gar nicht so heiss, und als der geschäftliche Teil endet, macht Lukas Fässler den Ofen an.
Ronny Wittenwiler
«Es ist mir eine Ehre, die Verabschiedung von Markus Fäs vornehmen zu dürfen», sagte Vize-Ammann Fässler, «denn der Gesamtblick auf die Wohlfahrt unserer Gemeinde ist spürbares Zeugnis einer mehr als gelungenen Legislatur unseres Gemeindeammanns».
Ein Bild entsteht
Fässler traf den Ton, ohne dabei die launigen Elemente auszusparen. «Seien wir ehrlich, wir alle wissen: Niemand ist je ganz so brillant gewesen, wie es in einer Laudatio klingt, aber eben auch nicht so schlecht, wie es leider während einer Amtszeit manchmal völlig ungefiltert vorgeworfen wird.» Gemeindeammann Markus Fäs habe stets Verantwortung übernommen. Auch für Entscheide, die eher für Augenrollen statt Applaus sorgten. «So etwa, als die Kosten für den Neubau bei der Schulanalage Steinli im Budget um einiges höher ausfielen und man ein anderes Projekt deswegen hat hintenanstellen müssen – nicht beliebt, aber nötig.»
Zusätzlich feine Pinselstriche verliehen dem Bild über Markus Fäs die so ausgeprägt menschlichen Züge. Das sah dann so aus: «Fachwissen und eine breitgefächerte Partizipation reichen nicht aus, um ein guter Gemeindeammann zu sein. Es braucht Charakter, Haltung, Offenheit und ein Gespür für die Menschen, auch Humor kann nicht schaden.» Fäs sei ein Gemeinderat gewesen, später Gemeindeammann, der sich täglich mit Herz für das Wohl der Gemeinde engagiert habe und sich dabei immer von seinem Urvertrauen – «es chunnt scho guet» – habe leiten lassen. Ein Gemeindeammann, dessen Bürotür fast immer offen gestanden sei, der die Frage, ob man rasch einen Moment stören dürfe, jeweils so quittierte: «Unbedingt! Ich höre dir zu.» Markus Fäs höre auch dann zu, wenn es unbequem werde, sagte Fässler. «Du bleibst sachlich, findest aber auch klare Worte, Meinungsverschiedenheiten trägst du nicht an den nächsten Stammtisch.» Mit seiner offenen Art bringe er Meinungen zusammen. Mehr als einmal sei Markus Fäs mehr Vermittler als Gemeindeammann gewesen. «Hauptsache, alle fühlen sich abgeholt, es dient der Sache, und wenn nicht, dann gibt es halt eine Zusatzrunde mit Kafi, viel Kafi – und manchmal vielleicht mit einem anderen Getränk.»
«Bleib, wie du bist»
Im Wissen um sein Faible für Literatur, schloss Vize-Ammann Fässler mit einem Zitat von Antoine de Saint-Exupéry: «Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.» Diese Philosophie habe Markus Fäs gelebt. Mal als klares Bild, mal in Form niederschwelliger Zwischentöne. Immer darauf bedacht, dem Gegenüber genügend Freiraum zu lassen: «Dafür ein grosses Dankeschön. Alles Gute – und bleib so, wie du bist.»
Und Fäs?
Der bedankte sich herzlich. Beim Gemeinderat, den Mitarbeitenden der Verwaltung, jenen vom Werkhof, bei den Hauswarten, sowieso bei allen Mitarbeitenden der Gemeinde, um dann Entwarnung zu geben: «Keine Angst, das wird jetzt keine Oscar-Verleihung, an der man dann auch noch den Eltern und den eigenen Hunden dankt.» Und doch dachte er in diesem Moment eben auch wieder an die Vereine, die Organisationen, die er während seiner Arbeit habe kennenlernen dürfen, die «höchst uneigen nützig Freiwilligenarbeit leisten und dafür sorgen, dass im Dorf etwas läuft.» An die Stimmbürgerinnen und Stimm bürger gerichtet, sagte Fäs: «Ihnen allen danke ich im Moment einfach dafür, dass Sie an diese Gemeindeversammlung gekommen sind und sich am politischen Prozess beteiligen. Davon lebt unsere Demokratie.»
Kurze Frage am Tag darauf beim Noch-Gemeindeammann: ob sich seine letzte Gemeindeversammlung anders anfühlte als alle anderen? «Eigentlich überhaupt nicht. Wenn ich in der Versammlungsleitung drin bin, bin ich drin.
Das ‹Anders› kam erst, als Lukas Fässler zu seiner wirklich schönen und mich berührenden Laudatio angesetzt hatte. Die nachfolgende Standing Ovation war dann fast schon etwas viel für mich. Aber natürlich wunderschön.»
Damit wäre das Bild komplett.

