Schweizer Friedensprojekt mit Wurzeln in Rheinfelden

  16.02.2024 Rheinfelden

Ein Geburtstag: 120 Jahre Europäisches Stromverbundnetz

Am 13. Februar 1904 wurde in Rheinfelden europäische Stromgeschichte geschrieben. Aus aktuellem Anlass erinnert die IG pro Steg an jenen denkwürdigen Tag.

Vor genau 120 Jahren, am 13. Februar 1904, erhielt die Stromleitung Beznau-Rheinfelden vom eidgenössischen Starkstrominspektorat ESTI ihre Betriebsgenehmigung.

Damit wurden erstmals weltweit die Stromnetze zweier grosser Elektrizitätswerke – nämlich der Wasserkraftwerke Rheinfelden und Beznau – miteinander verbunden. Der Verknüpfungspunkt liegt in Rheinfelden, in der Rheinlust. Daran erinnert die 2022 errichtete Brown-Nizzola-Plattform (die NFZ berichtete). Sie befindet sich am historischen Brückenkopf des ehemal igen K raft werksteges am Schweizer Rheinufer, neben welchem sich damals die Unterstation Theodorshof des Kraftwerkes Beznau befand. Dort wurden die beiden Kraftwerke über eine 25 000 Volt-Leitung zum ersten Stromverbundnetz weltweit verknüpft.

Die damals verwendete Stromart, der Drehstrom mit einer Frequenz von 50 Hertz, wurde zum Schrittmacher für den Anschluss weiterer Kraftwerke. Mit dem ersten grösseren internationalen Stromverbund, bestehend aus den Kraftwerken Rheinfelden und Wyhlen, Beznau und Löntsch (Kanton Glarus) sowie Wangen an der Aare, wurde damals nicht nur die Stadt Basel elektrifiziert, sondern das ganze Dreiland mit seinen Zentren Basel, Lörrach und Mülhausen, dem damaligen Silicon Valley Europas.

Der Friedensgedanke
Mit zunehmender Übertragungsdistanz nahm die Übertragungsspannung zu, zuerst auf 50 000 Volt zwischen Wyhlen und Guebwiller im Elsass. 1958 wurden die inzwischen zu Landesnetzen herangewachsenen 220 000 Volt-Netze der Schweiz, von Deutschland und Frankreich im Stern von Laufenburg zusammengeschaltet. Hinter dieser Entwicklung stand damals auch ein Friedensgedanke, der von Schweizer Seite eingebracht wurde. Heute sind 36 Länder am Verband der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber in Brüssel, der ENTSO-E, angeschlossen, das Europäische Stromverbundnetz ist zu einer der grössten technischen von Menschenhand geschaffenen Anlagen herangewachsen. Es versorgt über 500 Millionen Menschen mit Strom. Zur ENTSO-E gehören inzwischen auch Litauen, Lettland und Estland. Im Dezember 2023 wurde die Ukraine neu aufgenommen, die Türkei bekam 2022 und Moldawien 2023 den Beobachterstatus.

Brown-Nizzola-Plattform erinnert an den Schweizer Beitrag
Die Brown-Nizzola-Plattform in Rheinfelden, ein Gemeinschaftswerk der Stadt Rheinfelden, der IG pro Steg und des Fricktaler Museums Rheinfelden, erinnert an den Schweizer Beitrag an die internationale Elektrizitätsgeschichte. Charles E.L. Brown hat damals mit seiner Transformatorentechnik die Stromfernübertragung revolutioniert, Agostino Nizzola hat das System der Kraftwerkverbünde entwickelt und darf als eigentlicher Vater des Europäischen Stromverbundnetzes bezeichnet werden. Dieses wurde zum Vorbild für alle anderen Stromverbundnetze weltweit. Die Stromart des Rheinfelder Kraftwerkes von 1898, der Drehstrom, ist heute Weltstandard, die Rheinfelder 50 Hertz sind in viereinhalb von sechs Kontinenten zur Standardfrequenz geworden. Am 13. Februar 2024 hat die IG pro Steg auf dieses denkwürdige Ereignis angestossen. «Möge der Schweizer Gedanke der Friedensstiftung, der eine Voraussetzung für jedes grosse Stromverbundnetz ist, auch in den nächsten 120 Jahren weiterwirken», hält die IG pro Steg fest. (mgt)


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