Schulheim Effingen öffnet sich für Mädchen
13.06.2025 BrennpunktAb 2026 soll das Schulheim Effingen auch für Mädchen und junge Frauen offenstehen. Das entsprechende Gesuch wurde beim Bundesamt für Justiz eingereicht.
Simone Rufli
«Schafft Perspektiven» so das Versprechen des Schulheims Effingen. Was seit vielen ...
Ab 2026 soll das Schulheim Effingen auch für Mädchen und junge Frauen offenstehen. Das entsprechende Gesuch wurde beim Bundesamt für Justiz eingereicht.
Simone Rufli
«Schafft Perspektiven» so das Versprechen des Schulheims Effingen. Was seit vielen Jahren für Buben und männliche Jugendliche gilt, soll ab dem 1. Januar 2026 auch für Mädchen und junge Frauen gelten. Koedukation, arbeiten in geschlechterdurchmischten Gruppen, ist die neue Herausforderung, der sich das Schulheim stellt.
Räumlich ist das Schulheim mit seinen 44 Plätzen seit dem letzten grossen Umbau vor neun Jahren auf die Koedukation vorbereitet. Wesentlich aufwändiger und zeitintensiver sei es, die pädagogischen Anforderungen zu erfüllen, betont Gesamtleiter Christoph Söffge. Sowohl ein neues sexualpädagogisches Konzept als auch die Auseinandersetzung mit der Geschlechteridentität müssen erarbeitet und gelebt werden. Fest stehe bereits: «Ein Mädchen allein nehmen wir nicht auf. Zwei im Minimum müssen es sein.» Plätze extra freilassen, damit auf den 1. Januar 2026 Mädchen aufgenommen werden können, gehe aber nicht. «Wir werden nach Plätzen bezahlt, die belegt sind.» Mit den ersten Mädchen rechnet Christoph Söffge deshalb frühestens im Sommer 2026, wenn es zu den gewohnten Wechseln kommt.
Prüfung durchs Bundesamt
Im Jahr 2026 steht auch die nächste umfassende Re-Anerkennung des Schulheims durch das Bundesamt für Justiz an. Zwischendurch gab es im Abstand von vier Jahren punktuelle Prüfungen. Über die Koedukation hinaus gehe es darum, das Schulheim gemäss der Haltung der «Neuen Autorität» nach Haim Omer aufzugleisen. Die «wachsame Präsenz» nach Haim Omer soll die Erwachsenen stärken, damit sie den Kindern und Jugendlichen Halt und Orientierung geben können. Beziehungen aufbauen, anstatt Macht ausspielen. Ein weiteres Beispiel für die Veränderung im Schulheim ist der Wegfall der Aussenstation (AST) im Emmental. Christoph Söffge: «Wurden Kinder früher bei Problemen eine gewisse Zeit umplatziert, so stellen wir uns heute der konstruktiven Konfliktbewältigung vor Ort.»
Stiftungsrat stärker involviert
Neuerungen gab es zuvor bereits auf der strategischen Führungsebene. Im Sommer 2024 gab es einen Wechsel im Stiftungsrat. Der langjäh rige Sti ftu ngsratspräsident Dr. Ernst Kistler wurde verabschiedet (die NFZ berichtete), an seine Stelle trat Tobias Fessler. Weitere personelle Veränderungen im achtköpfigen Stiftungsrat brachten neben einer Verjüngung zusätzlich neuen Schwung.
Zum Neustart gehört auch ein neuer Webauftritt. «Eltern sollen sich ein Bild von der Institution machen können», sagt Christoph Söffge, der weiss, dass sich viele Eltern schwertun, wenn es darum geht, das Kind ausserhalb des gewohnten Umfelds unterzubringen. «Das Kind kommt ja nicht freiwillig zu uns. Meist hat es eine Reihe von Abklärungen hinter sich.» Abgesehen davon sei es in Zeiten des allgegenwärtigen Fachkräftemangels wichtig, dass künftige Mitarbeitende sich ein umfassendes Bild über die Örtlichkeit und das Angebot machen könnten.
Am Sonntag, 15. Juni, lädt das Schulheim Effingen von 11 bis 17 Uhr zu einem Tag der offenen Tür ein. Unter dem Motto «Wilder Westen» können sich Interessierte auf dem Areal umsehen, es gibt Führungen und Kulinarisches passend zum Motto.