Schatten für die nächsten 300 Jahre
28.11.2023 Fricktal, Gipf-OberfrickBäumiger Nachwuchs in Gipf-Oberfrick «eingeweiht»
Napoleon liess einst Alleen anlegen, damit seine Soldaten im Schatten marschieren konnten, heute sollen Bäume entlang von Strassen mithelfen, die Folgen des Klimawandels abzufedern. Abgesehen davon werten sie das ...
Bäumiger Nachwuchs in Gipf-Oberfrick «eingeweiht»
Napoleon liess einst Alleen anlegen, damit seine Soldaten im Schatten marschieren konnten, heute sollen Bäume entlang von Strassen mithelfen, die Folgen des Klimawandels abzufedern. Abgesehen davon werten sie das Ortsbild auf – so wie neu in Gipf-Oberfrick an der Grimselstrasse.
Simone Rufli
Dass der Mensch die Natur zur Erholung braucht, sei den Menschen schon zur Zeit der Industrialisierung klar gewesen, meinte Gemeindepräsidentin Verena Buol Lüscher am letzten Donnerstag anlässlich der Einweihung der Halb-Allee auf 350 Metern zwischen Werkhof und Abzweigung Gänsacker. Und Gemeindeschreiber Urs Treier ergänzte: «Alte Bilder vom Dorf zeigen, dass der Baumbestand in den 1950er und 60er Jahren noch gross gewesen ist.» Dann habe es eine Zeit gegeben, wo Bäume zugunsten von Ackerland weichen mussten. Heute, so Verena Buol Lüscher, gehe es darum, zusammen mit den Landeigentümern und Landwirten Wege zu finden, um wieder mehr Bäume zu pflanzen, die den Menschen Schatten spenden, die Strassen weniger stark auf heizen lassen, den Bauern aber weiterhin ermöglichen, das Land mit grossen Maschinen zu bestellen. «Das ist auch der Grund für den etwas grösseren Abstand zwischen zwei Bäumen, die kleine Zahnlücke, inmitten der Halb-Allee.»
Gesetzt wurden die Bäume vor zwei Wochen, nachdem Mitarbeiter des Bauamts, unter der Leitung von Mike Schmid, jeden einzelnen Standort vermessen und markiert hatten. Der bäumige Nachwuchs steht auf zwei Parzellen; die eine ist im Eigentum der Ortsbürgergemeinde und ist zur landwirtschaftlichen Nutzung verpachtet an Andreas und Ruth Schmid, die andere gehört Thomas und Rita Birri und ist verpachtet an Isidor und Cornelia Schmid und deren Sohn Marcel Schmid. Das Wetter sei zum Setzen alles andere als ideal gewesen, meinte Baumpflegespezialist Andreas Schulte, «die Löcher füllten sich mit Wasser und wurden zu Badewannen und am Tag darauf fegte ein Sturmwind übers Dorf. Bis auf eine Eiche, die in Schieflage geriet und gestützt werden musste, haben alle diesen ersten Härtetest bestens überstanden.»
Durchmischung bietet Schutz
31 Bäume sind es insgesamt, je einer für jede Gemeinde, die beim Jurapark Aargau Mitglied ist, wie dessen Vertreter Mathias Villiger mit Freude feststellte. «Gipf-Oberfrick trägt Sorge zu seinen Siedlungsrändern und ist auch sonst eine Vorbildgemeinde, wenn es um die Verwirklichung der Ziele des Juraparks geht», so Villiger. Gepflanzt wurden vier verschiedene Baumarten: Silberlinde, Spitzahorn, Traubeneiche und Hopfenbuche. «Allesamt klimaresistent und aus heimischer Baumschule», so Andreas Schulte. Das sei deshalb wichtig, «weil nur so gewährleistet ist, dass der Wurzelballen ideal auf die Bedingungen am Pflanzplatz vorbereitet ist.» Wurde früher bei Alleen gerne auf eine einheitliche Bepf lanzung geachtet, sei heute zum besseren Schutz vor Krankheiten eine Durchmischung erwünscht, so Urs Treier und Gemeinderat Roger Merkle verwies auf die Halb-Allee entlang der Kantonsstrasse Richtung Wittnau. «Auch dort haben wir bewusst auf eine gute Durchmischung geachtet.»
Etwas zurückgeben
Die Gesamtkosten von rund 50 000 Franken teilen sich die Raiffeisenbank Regio Frick-Mettauertal und die Gemeinde Gipf-Oberfrick je zur Hälfte. Für die Genossenschafts-Bank ist es eines von zahlreichen Projekten zur Förderung ökologischer Werte, Biodiversität und Nachhaltigkeit, welches sie mit Geld aus dem 100-Jahre-Jubiläumsfonds unterstützt (die NFZ berichtete). «Als Genossenschaftsbank wollen wir der Gesellschaft etwas zurückgeben, und für mich als Lokalmatador sind diese Bäume eine besondere Freude», betonte Ralf Heinemann, stellvertretender Bankleiter und seit Januar wohnhaft in Gipf-Oberfrick. Kommen die Bäume gut durch die ersten fünf Jahre, spricht nichts dagegen, dass sie gegen 300 Jahre alt werden.