Schaf-Nachwuchs auf dem Sennhof
07.09.2025 FokusNeben Schafen werden in Laufenburg auch Freiberger-Pferde gezüchtet
Auf der grossen Weide neben dem Sennhof, nicht weit entfernt vom Laufenburger Schwimmbad, begegnen Spaziergängerinnen und Spaziergänger vielen Schafen, schwarzen und beigen, grossen und kleinen. Landwirt ...
Neben Schafen werden in Laufenburg auch Freiberger-Pferde gezüchtet
Auf der grossen Weide neben dem Sennhof, nicht weit entfernt vom Laufenburger Schwimmbad, begegnen Spaziergängerinnen und Spaziergänger vielen Schafen, schwarzen und beigen, grossen und kleinen. Landwirt André Brutschi gibt geduldig Auskunft.
Regula Laux
Der Weg der «Laufenburger Acht» führt vorbei an den rund 80 Schafen, die meist gemütlich grasen oder sich in einem der aufgestellten Unterstände auf halten. Die Schafe hier bilden eine von sieben Gruppen, die André Brutschi an verschiedenen Orten verteilt hat. «Zum Teil haben wir auch Schafe im Kandertal und auf der Alp», so Brutschi. Besonders in der heissen Sommerzeit würden die Schafe auf über 2000 Metern besser fressen und damit auch schneller wachsen.
Aber zurück zu der Schafherde beim Sennhof: Dass die Schafe nicht gefüttert werden sollten, ist den meisten Wanderern bewusst, aber sonst gibt es so einige Fragen. Zum Beispiel, ob die Tiere wirklich Tag und Nacht und bei jedem Wetter auf der Weide bleiben, ob es irgendwelche Gefahren gibt für sie, ob der Nachwuchs immer die gleiche Farbe hat wie das Mutterschaf, ob die Schafe Namen tragen und wie es mit den Sennhof-Lämmchen jeweils weitergeht …
Geburt im Griff
Als eine Spaziergängerin aufgeregt dem Schafbesitzer berichtet, dass ein Mutterschaf gerade zwei Kleine zur Welt gebracht hat und die Plazenta noch heraushänge, antwortet dieser ruhig: «Ja, so ist das.» Es sei selten, dass er einschreiten müsse bei Geburten. Natürlich schaue er immer wieder nach dem rechten, aber am besten lasse man die Mutterschafe in Ruhe, die hätten das schon im Griff. «Zum Glück haben wir hier keine Wölfe wie in Schweizer Gebirgsgebieten, sonst könnten wir die Schafe nicht permanent auf der Weide lassen», erklärt Brutschi. Eigentlich seien Parasiten wie Würmer oder Milben die grössten Feinde der Schafe.
Regelmässige Kotproben
Früher hätten sie den Schafen alle vier Monate prophylaktisch Mittel gegen Würmer gegeben, heute würden sie regelmässig Kotproben untersuchen lassen und nur bei einem Wurmbefall gezielt Medikamente verabreichen, so Brutschi. Zwei kleine schwarze Schafe mit weisser Blesse am Kopf haben es dem Landwirt besonders angetan: «Die sehen doch lustig aus mit den grossen weissen Flecken auf dem Kopf.» Gleich nach der Geburt erhalten die Sennhof-Lämmchen eine Ohrenmarke, so werden Geburtsdatum, Gewicht, die kantonale Nummer und der Name digital festgehalten. Und woher kommen die Namen? «Das ist nicht so einfach wie bei uns Menschen», lacht Brutschi. Dies auch, weil die weiblichen Lämmer Namen erhalten mit dem Anfangsbuchstaben des Namens der Mutter und die männlichen den ersten Buchstaben des Vaters weitertragen. «Mein Ziel ist, gesunde, grossrahmige Schafe zu züchten und Mutterschafe mit lediglich zwei Zitzen», erklärt Brutschi. Deshalb setze er seine drei Schafböcke sehr gezielt ein. Die Lämmchen werden nach rund drei bis vier Monaten abgesetzt. Ein Prozedere, das von einem Futterautomaten übernommen wird, der nach der Grösse des Nachwuchses eingestellt wird. «Die Mutterschafe sind zu gross für den Automaten und können dort nicht fressen», erläutert der Landwirt.
Gutes Gespür für die Zucht
Nach rund fünf Monaten auf der Weide kommen die Schäfchen über einen Zwischenhändler zum Schlachter. «Die kräftigsten und bestgebauten Tiere behalte ich aber für die Zucht», so Brutschi. Nach der Tragzeit von rund fünf Monaten und der anschliessenden Stillzeit, sei es ihm aber wichtig, den Muttertieren genügend Zeit zu lassen zur Regeneration. Und eben, der passende Schaf bock sei ebenfalls entscheidend für eine gute Zucht. «Das ist zu vergleichen mit unserer Freibergerzucht», erklärt der Sennhof-Pächter, auch da müsse der richtige Hengst für die Stute ausgesucht werden. «Als Züchter hat André ein richtig gutes Gespür», erzählt Hannah, seine Partnerin stolz. Und ja, um auch die Frage nicht unbeantwortet zu lassen: «Es ist sehr spannend, wie die Jungschafe herauskommen, grad die Farbgebung ist immer mal wieder eine Überraschung», so Brutschi.
Schafzucht und Finanzen
Der Verdienst bei der Schafzucht setze sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen, erklärt der Züchter: Fleisch, tiergerechte Haltung, Grünland, Wolle …, aber ohne staatliche Subventionen könne die Rechnung nicht aufgehen. Als Beispiel nennt er die Scherung, die pro Schaf acht Franken koste, wobei er für die Wolle – pro Schaf rund drei Kilo – nur einen Franken pro Kilo erhalte. «Als Landwirt muss man heute sehr f lexibel und vielfältig aufgestellt sein, sonst ist es schwer, finanziell gut über die Runden zu kommen.» An Ideen mangelt es nicht auf dem Sennhof: «Seit neustem lassen wir die Schafwolle zu Langzeit-Gartendünger verarbeiten, der viel Stickstoff und Spurenelemente enthält.» Und auch sonst gebe es bereits einige Ideen für die Zukunft.