Oberstufe Frick investiert Unterrichtszeit und fördert die Lesekultur
Die PISA-Studie 2018 schreckte auf. Die Schweiz ist bei der Lesekompetenz nur Mittelmass. Mit «Silence, on lit!» setzt die Oberstufe Frick jetzt ein Zeichen und stärkt Lesefähigkeit und ...
Oberstufe Frick investiert Unterrichtszeit und fördert die Lesekultur
Die PISA-Studie 2018 schreckte auf. Die Schweiz ist bei der Lesekompetenz nur Mittelmass. Mit «Silence, on lit!» setzt die Oberstufe Frick jetzt ein Zeichen und stärkt Lesefähigkeit und Textverständnis in einem stufenübergreifenden Leseprojekt.
Simone Rufli
«Lesekompetenz ist für alle Schulfächer wichtig und eine Grundlage fürs Lernen und für das Leben. Fehlt es am Textverständnis, wird es auch nach der Schule schwierig, sich im Alltag und Berufsleben zurechtzufinden», das sagen übereinstimmend Vera Portmann, Irina Kiser und Lisa Eisenhuth. Die NFZ trifft die drei Lehrerinnen während der grossen Pause in der Bibliothek auf dem Fricker Oberstufen-Areal Ebnet.
Es war Irina Kiser, die «Silence, on lit!» im Rahmen einer auswärtigen Hospitation kennenlernte und den Vorschlag, das Projekt in Frick umzusetzen, in der Gesamtkonferenz einbrachte. Der Start erfolgte nach den Herbstferien. Bewusst erst in der zweiten Schulwoche, damit die Schülerinnen und Schüler ans Projekt herangeführt werden konnten. So bekamen sie etwa Zeit, daheim oder in der Bibliothek ein passendes Buch auszusuchen. «Heute haben längst nicht mehr alle Familien Bücher zuhause, das galt es zu berücksichtigen», so Lisa Eisenhuth.
Kontrast zur Reizüberflutung
Ein Buch musste es sein, E-Reader sind tabu. Das Buch als bewusster Kontrast zur ständigen Reizüberflutung. Für «Silence, on lit!» wird nicht jeder Lesestoff akzeptiert, wie die drei Lehrerinnen betonen: «Es müssen Bücher aus dem Bereich Belletristik sein.» Comics oder Sachbücher mit hohem Bildanteil werden nicht toleriert. Besonders beliebt sind offensichtlich Krimis: Das entsprechende Regal in der Schulbibliothek ist zur Hälfte leergeräumt.
Die ersten Reaktionen auf das Leseprojekt seien unterschiedlich ausgefallen: «Es gibt unter den Jugendlichen Leseratten und wenig Lesebegeisterte», sagen die drei Lehrerinnen. Beim anschliessenden Besuch in der Klasse von Vera Portmann ist dann aber nicht auszumachen, wer zu welcher Kategorie gehört. Alle Schülerinnen und Schüler sind in ihre Bücher vertieft und es herrscht 15 Minuten lang absolute Stille.
Nach dem Lesen fokussierter
Was in dem Ausmass nicht erwartet wurde: «Wir verlieren in der Stunde nach der grossen Pause zwar täglich 15 Minuten, profitieren anschliessend aber von einer erhöhten Konzentration, so dass der Unterricht in den verbleibenden 30 Minuten sehr fokussiert vonstattengeht», so Vera Portmann. Genauso erfreulich findet Lisa Eisenhuth: «Weil alle gleichzeitig lesen, tauscht man sich vermehrt über das Gelesene aus. Es ist ein Gemeinschaftserlebnis, das verbindet.» Denn auch das ist speziell: Das tägliche Lesen gilt für alle Personen an der Schule, ganz gleich in welcher Funktion sie tätig sind. Das Leseprojekt läuft noch bis zu den Weihnachtsferien. Ob es später wieder aufgegriffen wird, ist offen. «Eine längere Pause gibt es auf jeden Fall, alles andere wird sich nach der Evaluation zeigen», so Vera Portmann. Und Irina Kiser meint: «Wir hoffen natürlich, dass die Motivation über das Projekt hinaus anhält.»