«Rettung kam praktisch in letzter Minute»
19.06.2025 RheinfeldenAm Samstag geriet eine Person auf dem Rhein bei Rheinfelden in Not. Obwohl die Kantonale Notrufzentrale informiert worden war, blieb eine Alarmierung der Rheinrettung in Rheinfelden/Schweiz aus. Der Chef der Rheinrettung übt scharfe Kritik – nicht zum ersten Mal.
Valentin Zumsteg
Richard Graf ist verärgert. «Am Samstag konnten wir mit grossem Glück eine Frau, die in Not geraten war, aus dem Rhein retten. Für sie kam die Rettung praktisch in letzter Minute», erzählt der Leiter des Rheinrettungsdienstes der Feuerwehr Rheinfelden. Drei Personen waren laut Schilderung von Graf um kurz nach 16.30 Uhr auf deutscher Seite des Rheins – unterhalb der alten Brücke – mit ihren Stand-up-Paddles unterwegs. Eine Frau stürzte ins Wasser und konnte sich nur noch bei einem Baum, der in der Strömung lag, festhalten. Sie rief um Hilfe. Dies hörten mehrere Personen auf beiden Seiten des Rheins und alarmierten den Notruf.
«Es geht um Menschenleben»
Hier beginnt der Ärger von Richard Graf: «Wir sind von der Kantonalen Notrufzentrale in Aarau wieder nicht alarmiert worden, obwohl sie eine Alarmmeldung von deutscher Seite und auch von einer Schweizer Privatperson erhalten hat.» Das ist für Graf unverständlich. «Wir waren über den Notfall nur im Bilde, weil Privatpersonen uns direkt alarmiert haben, so konnten wir schnell reagieren.» Das Boot der Rheinfelder Rheinrettung liegt bei der Schifflände permanent im Wasser. Dank dem Hinweis von Privatpersonen waren die Schweizer Retter als erste Einsatzkräfte bei der in Not geratenen Frau und konnten sie aus dem Wasser holen. Etwas später kam das Rettungsboot der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft dazu, das ebenfalls alarmiert worden war. «Es ist zwingend, dass wir bei einem solchen Notfall sofort von der Kantonalen Notrufzentrale in Aarau alarmiert werden. Es geht um Menschleben, da zählt jede Sekunde», so Graf. Die Mittel seien in Rheinfelden vorhanden, um Leuten in Not effizient zu helfen. «Wir müssen aber rechtzeitig von Aarau alarmiert werden.»
«Als nächstes wäre Rheinrettung aufgeboten worden»
Was sagt der Kanton zu diesem Vorfall? Die NFZ hat um eine Stellungnahme gebeten. «Die Kantonale Notrufzentrale (KNZ) hatte um 16.37 Uhr durch einen Anrufer eine Meldung über den erwähnten Vorfall erhalten. Um 16.40 Uhr, drei Minuten nach Eingang der Meldung, wurden wir durch einen anderen Anrufer informiert, dass die Person geborgen wurde», teilt ein Mediensprecher der Kantonspolizei mit. «Die Entgegennahme des Anrufes, die Schilderung des Vorfalls durch den Melder und die Information respektive Absprache mit der Integrierten Leitstelle in Lörrach geschah in diesen drei Minuten. Als nächstes wäre der Schweizer Rheinrettungsdienst aufgeboten worden. Aufgrund der raschen Klärung der Situation konnte auf die Alarmierung verzichtet werden.» Nach dieser Darstellung wurde der Rheinrettungsdienst Rheinfelden also nicht alarmiert, weil er die Frau – dank des Alarms von Privatpersonen – schon gerettet hatte.
Bereits im letzten Jahr machte Richard Graf in der NFZ auf Missstände bei der Alarmierung auf Schweizer Seite aufmerksam. Das schlug damals kantonsweit hohe Wellen und führte zu einer Interpellation im Aargauer Parlament. Der Aargauer Regierungsrat gestand in der Folge Fehler bei der Kantonalen Notrufzentrale ein. Gleichzeitig betonte er, dass der «Schwellenwert für das Auslösen der Rettungsorganisationen auf dem Rhein» gesenkt worden sei. «Neu werden diese bereits bei geringen Anzeichen einer Gefährdungssituation aufgeboten.» Am Samstag hat das nach Ansicht von Richard Graf aber wieder nicht funktioniert.