Schnabelweid und Gaumenfreuden
Das vielsprechende Thema des Anlasses der Museumsgruppe Maisprach war: Erklärungen von Mundart-Begriffen rund ums alte Handwerk, insbesondere um die Verarbeitung von Flachs.
Stephan Schöttli
Das Projekt Flachs ...
Schnabelweid und Gaumenfreuden
Das vielsprechende Thema des Anlasses der Museumsgruppe Maisprach war: Erklärungen von Mundart-Begriffen rund ums alte Handwerk, insbesondere um die Verarbeitung von Flachs.
Stephan Schöttli
Das Projekt Flachs beschäftigte die Museumsgruppe rund ein Jahr lang und fand mit der Präsentation des fertig gewobenen Stoffes aus dem eigen angebauten und verarbeiteten Flachs seinen krönenden Abschluss. Für die Erklärung von allerlei Mundart-Begriffen war der Mundartforscher Christian Schmutz, Schnabelweider von Radio SRF zuständig. Das Museum im «Alte Füürwehrmagazin» beim Dorfplatz in Maisprach war bis auf den allerletzten Platz gefüllt, als Jessica Baumgartner, Leiterin der Museumsgruppe, den Abend eröffnete. Bevor sie das Wort dem SRF-Mann und Sprachexperten Christian Schmutz übergab, stellte sie kurz die Eigenheiten des einheimischen Vereins vor. Insbesondere ist dies die bewusste Verbindung und Vernetzung zwischen Natur und Kultur, zum Beispiel durch die Aktivitäten der Museumsgruppe.
Damit sind wir wieder beim Projekt Flachs. Regelmässigen Hörerinnen und Hörern der SRF-Radiosendung Schnabelweid dürfte der Dialekt von Christian Schmutz wahrscheinlich bekannt gewesen sein. Christian Schmutz kommt aus dem Sensebezirk im Kanton Freiburg. Sein Dialekt ist typisch für einen «Seisler». Sein Familienname Schmutz, stellte er zuerst klar, habe nichts mit Dreck zu tun, sondern als Schmutz bezeichnete man früher tierische Fette oder auch unsere Butter. Der Name Schmutz ist vor allem in den Kantonen Bern, Fribourg und auch bei uns im Oberen Baselbiet verbreitet. Christian Schmutz arbeitet seit dem Jahr 2006 bei Radio SRF. Zuvor erarbeitete er ein über 700 Seiten starkes Senslerdeutsches Wörterbuch. Neben seiner Tätigkeit bei SRF schreibt Christian Schmutz auch historische Romane und Dialektbücher.
Chuder-Wältsch
Während dem Projekt «Vom Flachs zum Leinenstoff» begegneten den beteiligten Personen bei den einzelnen Verarbeitungsschritten mehrfach auch Begriffe wie Chuder, brechen, hecheln oder auch spinnen. Christian Schmutz nahm diese Begriffe gerne in seine Erklärungen auf und schlug so einen Bogen zwischen dem Projekt Flachs und seiner Mundartforschung. So zum Beispiel der Begriff Chuder: Kauder oder eben Chuder ist eine mindere Qualität von gehecheltem Flachs. Als Chuder auf dem Kopf bezeichnet man aber auch eine unordentliche oder zerzauste Frisur und als Chuder-Wältsch ein sprachliches Durcheinander, welches nur schwer verständlich ist. Auch der Begriff «Spinnen» wird mehrdeutig verwendet. So in unserer Standardsprache in erster Linie als Handwerk bei der Herstellung von Stoffen. Im Dialekt hingegen verbindet man den Begriff «Spinnen» eher negativ mit nachsinnen oder sogar nicht ganz richtig im Kopf zu sein. Der Abend war in jeder Beziehung unterhaltsam und das Museum bot den passenden und gemütlichen Rahmen dazu.