«Pionier der Gesundheit»

  19.03.2025 Rheinfelden

Marcel Tanner gastiert am 26. März im Rheinfelder «Schützen»

Marcel Tanner ist ein «Pionier der globalen Gesundheit». So beschreibt ihn der Historiker Lukas Meier in einer Biografie, die im Mai 2025 erscheint. Am 26. März ist der Wissenschaftler zu Gast beim «Schützen-Talk».

Seit einem halben Jahrhundert setzt sich der Epidemiologe Marcel Tanner mit Viren, Parasiten und Bakterien auseinander. Er kämpft gegen die Malaria, Wurmerkrankungen, Aids und Covid. Einst doktorierte er über die Afrikanische Schlafkrankheit, leitete dann als Professor der Universität Basel das Schweizer Tropen- und Public Health Institut sowie die Aussenstation Ifakara (in Tansania). Und von 2016 bis 2023 präsidierte Tanner zuerst die Akademien der Naturwissenschaften Schweiz, dann die Akademien der Wissenschaften Schweiz. Somit war er quasi der oberste Wissenschaftler der Schweiz. Aber davon hält der alte Pfadfinder nichts. Sein Herz schlägt für den «Busch». Er kniet gerne in den «Dreck» und kommt von unten.

«Dein Vater war doch auch nur ein Sattler»
Tanner ist ein Arbeiterkind. In der Breiti aufgewachsen, verwehrte ihm sein Lehrer im Seevögeli-Schulhaus das Gymnasium. «Dein Vater war doch auch nur ein Sattler.» Diese Aussage treibt den engagierten Forscher heute noch um. Für die «Work-Life-Balance» ist er kein gutes Beispiel. Für «development from below» (Entwicklung von unten) schon. Tanner arbeitet gerne mit der lokalen Bevölkerung in abgelegenen Gebieten. Mitten in Afrika. Zum Beispiel während den Bürgerkriegs- Wirren in der Côte d’Ivoire (ehemals Elfenbeinküste).

Das war zu Beginn unseres Jahrhunderts. Zuvor zerfielen die Kaffeepreise. Damit erhöhten sich die Armut und Spannungen. Und Tanner baute mit seinen Mitarbeitenden in über fünfzig (Grenz-)Dörfern «Primary Care Centers» auf. Das sind Dorfsamariterposten. Hinzu kamen kommunikative Netzwerke und sportliche Aktivitäten. Dazu gehörte der Fussball für Jugendliche. Das half, die Dörfer zu stabilisieren. So blieben sie dichter besiedelt. Und die Schulen hielten den Unterricht weiter aufrecht. Das hinderte Söldner aus dem nahen Liberia daran, Kindersoldaten zu rekrutieren.

«Wichtig ist», bilanziert Marcel Tanner, «dass man bei Krisen nicht einfach wegzieht, sondern bleibt und, ohne Leben zu gefährden, beharrlich weiterarbeitet.» Das hätte auch im Sudan und anderswo hilfreich sein können. Das konsequente Arbeiten an gewöhnlichen Dingen und inneren menschlichen Werten diene dem friedlichen Zusammenleben. Unabdingbar sei «eine transparente und sachliche Information», ohne jegliche Propaganda. Mit dialogischer Kommunikation, keiner direktiven. So Tanner, der während Corona den Bundesrat mit beriet und im Fernsehen verständlich sprach.

Nach persönlichen Erkenntnissen gefragt, sagt er: «Wichtig ist der Respekt. Das ist die Grundlage für jedes Gespräch, ohne vorgefasste Meinung.» Und in Krisenzeiten? Ja, dann gelte besonders, Ruhe zu bewahren, «also nicht aktivistisch losschiessen, sondern Handlungsoptionen erarbeiten und lieber gemeinsam zum Fenster rausschauen, statt jeder für sich in den Spiegel». Das bringe gemeinsame, tragfähige Lösungen.

In Tansania wollte ein Ministerium drei städtische Prestigespitäler mit internationaler Unterstützung aufpeppen. Anders Tanner. Er überzeugte damit, lieber die Peripherie mit Ambulatorien zu stärken, die entlegene Bevölkerung besser zu versorgen und die Zentren zu entlasten. Und mit Philosoph Pierre Teilhard de Chardin (1881–1955) erinnert Tanner gerne daran, es gehe nicht darum, etwas Grossartiges zu leisten. Wichtiger sei, «die gewöhnlichen Dinge in Anerkennung ihres inneren Wertes zu tun». (mgt)

«Pionier der Gesundheit» (Marcel Tanner im Gespräch mit Ueli Mäder): am Mittwoch, 26. März (19.30), im Hotel Schützen. Eintritt frei, mit Anmeldung. Tickets an der Rezeption, über Vorverkaufsstellen und online: https://www.schuetzenhotels.ch/de/entdecken


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