Pflege der alten Gemäuer
13.11.2025 FokusDie Burgruine Alt-Tierstein bei Gipf-Oberfrick blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Am Fricker Höhenweg gelegen, zählt die Ruine zusammen mit dem Grillplatz zu einem der beliebtesten Ausflugsorte im Fricktal. Damit die Ruine weiter erhalten bleibt, wurde die Ruineputzete ...
Die Burgruine Alt-Tierstein bei Gipf-Oberfrick blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Am Fricker Höhenweg gelegen, zählt die Ruine zusammen mit dem Grillplatz zu einem der beliebtesten Ausflugsorte im Fricktal. Damit die Ruine weiter erhalten bleibt, wurde die Ruineputzete ins Leben gerufen, eine Initiative, die inzwischen beispielhaft für den ganzen Kanton ist.
Petra Schumacher
Dichter Nebel wabert am letzten Samstag über die Felder und zieht sich bis in den Wald hinein. Zu erkennen ist kaum etwas. Aber es tönt. Ein Kratzen und Klopfen ist zu hören und dazu das Knacken von Brennholz im Feuer. Und dann zeichnen sich die Umrisse von Personen ab. Mit Heugabeln voller Reisig und Garetten, bepackt mit Brombeerranken und kleinen Ästen, kommen sie vorbei. Die Putzete auf der Burgruine Alt-Tierstein ist in vollem Gange. Unter fachkundiger Anleitung von Revierförster Philipp Küng kümmern sich rund 20 Freiwillige um die Pflege des alten Gemäuers.
Putzaktion mit Vorbildcharakter
Die Burg wurde um 1100 erbaut, war bis zum 15. Jahrhundert bewohnt und überlebte während den folgenden Jahrhunderten sowohl diverse Besitzer, darunter Grafen und Vögte, als auch ein Erdbeben. «Die Grundmauern der Burg sind noch deutlich erkennbar und vermitteln einen hervorragenden Eindruck von der ursprünglichen Anlage der Burg», erklärt Sven Straumann, Archäologe und kantonaler Leiter des Ressorts Schutz, Erhalt und Fundstellen, der die Putzete begleitet. «Es gilt, dieses Mauerwerk zu schützen. Der Forstbetrieb entfernt regelmässig mit seinen Maschinen die Bäume und Sträucher rund um die Ruine, aber innerhalb der Burgmauern geht es nur mit Handarbeit.» Sven Straumann führt weiter aus: «Diese Putzaktion, die 1990 ins Leben gerufen wurde und seitdem kontinuierlich durchgeführt wird, ist einzigartig im Kanton Aargau und hat wirklich Vorbildcharakter. Inzwischen gibt es einige ähnliche Projekte, was ich grossartig finde.»
Moos muss von den Steinen gekratzt werden, Brombeerranken gehören entfernt und kleinere Sträucher sollten zurückgeschnitten werden. Da braucht es auch etwas Erfahrung. Heinz Naef hat sie. Er ist von Anfang an bei der Ruineputzete dabei: «Die Ruine kenne ich seit der Kindheit, sie gehört für mich zum Dorf dazu und für mich ist es selbstverständlich, dass wir zu ihr schauen müssen.» Für eine andere Teilnehmerin ist die Burgruine ein Kraftort, den sie oft besucht und dem sie etwas zurückgeben möchte.
Die Gemeinschaft zählt
Die Burgruine Alt-Tierstein gehört zum Besitztum der Römisch-Katholischen Kirche. Martin Linzmeier, Seelsorger von Gipf-Oberfrick sowie Gaby Fosado und Markus Schmid von der Kirchenpflege Frick-Gipf-Oberfrick putzen und schneiden schon so manches Jahr. «Natürlich haben wir so etwas wie eine Vorbildfunktion», erklärt Markus Schmid. «Aber es macht auch einfach Freude, wenn man sieht, was man zusammen erreichen kann.»
Der Nebel lichtet sich langsam, das Feuer brennt ordentlich und die Grilladen sind gerichtet. Zur Putzete gehört der anschliessende Hock rund um die Feuerstelle, vor der Kulisse der Burgruine, traditionell dazu. «Wir wollen auch die Gemeinschaft pflegen», betont Revierförster Philipp Küng, der sich freuen würde, wenn sich zur Ruinenputzete 2026 weitere Helfer melden. Am Nachmittag drückt die Sonne doch noch durch und die frisch geputzte Burgruine präsentiert sich in ihrer ganzen Pracht.






