Ortsbürger sagen Ja zum Naturwaldreservat und zum Seilpark
20.06.2024 Rheinfelden, NaturZustimmung zu beiden Zukunftsprojekten
Auf einer Fläche von 24 Hektaren am Rhein schaffen die Rheinfelder Ortsbürger für die Natur ein ökologisch wertvolles Naturwaldreservat. Gleichzeitig stimmen sie dem Projekt Waldseilpark zu, welches den jüngeren Menschen ein ...
Zustimmung zu beiden Zukunftsprojekten
Auf einer Fläche von 24 Hektaren am Rhein schaffen die Rheinfelder Ortsbürger für die Natur ein ökologisch wertvolles Naturwaldreservat. Gleichzeitig stimmen sie dem Projekt Waldseilpark zu, welches den jüngeren Menschen ein attraktives Naturerlebnis im Wald ermöglicht.
Walter Herzog
Für einmal waren an der Ortsbürgergemeinde-Versammlung gewichtige Traktanden zu entscheiden. Im Gebiet Beuggenboden am Rhein, gleich gegenüber vom Schloss Beuggen, soll ein 24 Hektaren grosses Naturwaldreservat geschaffen werden (die NFZ berichtete). Waldreservate sind Kerngebiete der ökologischen Infrastruktur im Wald. In diesen Reservaten werden Wälder ohne menschliche Einf lussnahme und Steuerung der natürlichen Entwicklung überlassen, um im Laufe der Zeit zu den «Wildnisgebieten und Urwäldern von morgen» zu werden. Stadtoberförster Kurt Steck zeigte den Versammlungsteilnehmern auf, wie diese Naturwälder die natürliche Selbstregulierung schützen und gewährleisten. Auf forstliche Eingriffe wie Holznutzung und Waldpf lege wird vollständig verzichtet. Einzige Ausnahme sind notwendige Eingriffe zur Gewährleistung der Sicherheit von Waldbesuchenden. Denn Naturwaldreservate sollen als Erholungsund Walderlebnisraum für die Bevölkerung zugänglich bleiben. «Für den Naturschutz im 72 Kilometer langen aargauischen Hochrheinanstoss ist das erste, direkt am Rhein gelegene Naturwaldreservat einmalig und ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt Rheinfelden», betonte Steck. Die Ausführungen des Stadtoberförsters und die positiven Aspekte dieses Reservates vermochten die zahlreich an der Versammlung teilnehmenden Ortsbürgerinnen und Ortsbürger zu überzeugen. Die Zustimmung erfolgte einstimmig – ein klares Zeichen für die grosse Wertschätzung gegenüber der Natur.
Waldseilpark für die Menschen
Deutlich kontroverser wurde die geplante Beteiligung am Waldseilpark und die Gewährung eines Darlehens diskutiert. Im Gebiet beim Sportplatz Schiffacker, wo bereits verschiedene Freizeitanlagen im Wald und am Waldrand existieren, soll dieses Walderlebnis entstehen (die NFZ berichtete). Stadtoberförster Kurt Steck hob hervor, wie wichtig gerade für die jüngeren Menschen in der heutigen, oftmals stressigen Welt, ein aktives Erleben der Natur sein kann. Ein Waldseilpark verbinde Erleben, Selbsterfahrung, Abenteuer, Natur und Sport. Speziell für Kinder und Jugendliche habe das Meistern des herausfordernden Parcours mit Mut, Balance und Geschicklichkeit einen grossen erlebnispädagogischen Wert. Mit der in Sachen Waldseilpark erfahrenen Firma Adventure Coaching konnte ein professioneller Betreiber gefunden werden, welcher bereits auf den Wasserfallen erfolgreich einen Waldseilpark betreibt. Um aber überhaupt einen Betrieb zu ermöglichen, mussten die Ortsbürger darüber entscheiden, ob sie bereit wären, sich am Kapital der Waldseilpark Rheinfelden GmbH mit 10 000 Franken zu beteiligen und ein rückzahlbares Darlehen von 440 000 Franken zu gewähren. Dies darum, weil die Realisierung eines Seilparks mit unterschiedlich schwierigen Parcours mit hohen Investitionen verbunden ist.
Währenddem die befürwortenden Ortsbürger die Attraktivität eines Waldseilparks für die junge Generation betonten, sahen andere eher die finanziellen Risiken im Vordergrund. Einwendungen von Seiten der Jäger im Vorfeld konnten im Projekt grösstenteils berücksichtigt werden. Auch der Natur- und Vogelschutz äusserte seine Bedenken. Andererseits wurde darauf hingewiesen, dass die verschiedenen, bereits realisierten und weiteren geplanten ökologischen Massnahmen der Ortsbürger im Wald zeigen, dass für die Natur bereits heute sehr viel unternommen wird. Gegen Ende der intensiven Debatte forderten mehrere Votanten, nicht nur allein an die Tiere und die Natur zu denken, sondern auch an den Menschen. Vor allem auch für die jüngere Generation müsse etwas Sinnvolles geschaffen werden. Die Schlussabstimmung ergab mit 57 Prozent Ja eine Zustimmung zum Waldseilpark und zur Gewährung des Darlehens der Ortsbürgergemeinde von 440 000 Franken. Damit haben die Ortsbürger am Montagabend grünes Licht für den Seilpark gegeben.
Um die Realisierung des Waldseilparks zu ermöglichen, muss auch die Nutzungsplanung angepasst werden. Darüber entscheiden heute Abend die Einwohnerinnen und Einwohner von Rheinfelden an ihrer Gemeinde-Versammlung.