Kaiseraugst: Fundament des römischen Osttors freigelegt
Seit November 2024 begleitet die Kantonsarchäologie Aargau die Fernwärme-Bauarbeiten in Kaiseraugst. Es konnten bereits zahlreiche Entdeckungen gemacht werden: So kam das Fundament des Osttors der ehemaligen ...
Kaiseraugst: Fundament des römischen Osttors freigelegt
Seit November 2024 begleitet die Kantonsarchäologie Aargau die Fernwärme-Bauarbeiten in Kaiseraugst. Es konnten bereits zahlreiche Entdeckungen gemacht werden: So kam das Fundament des Osttors der ehemaligen römischen Festung zum Vorschein. Das ist eine kleine Sensation.
Valentin Zumsteg
Das Dorfzentrum von Kaiseraugst ist seit Monaten eine grosse Baustelle. Der Wärmeverbund wird erweitert, dies macht umfassende Leitungsarbeiten notwendig. Für die Kantonsarchäologie Aargau ist das immer eine Chance, sie begleitet diese Bauarbeiten seit November 2024 eng. Denn wenn es in Kaiseraugst um den Untergrund geht, ist das römische Erbe von Augusta Raurica in der Regel nicht weit. «Wir haben viele Ressourcen für dieses Projekt freigemacht. Drei Leute der Kantonsarchäologie begleiten die Bauarbeiten. Wenn die Arbeiter etwas sehen, sind wir sofort zur Stelle», erklärt Grabungsleiter Jakob Baerlocher von der Kantonsarchäologie Aargau.
Osttor lokalisiert
Für die Hauptleitung der Fernwärme ins Dorf, die derzeit verlegt wird, kann das bestehende Trassee genutzt werden. «Bereits 1976 hat die Kantonsarchäologie auf diesem Abschnitt des Leitungsgrabens Funde dokumentiert. Umso erstaunlicher ist es, dass wir auch jetzt neue Entdeckungen machen können, das war nicht unbedingt zu erwarten», so Baerlocher. Besonders spannend: Auf der Höhe des ehemaligen Gasthofs zur Sonne konnte ein Teil des Fundaments des Osttors freigelegt werden. «Das ist ein Highlight. Wir wussten, dass es in etwa an dieser Stelle gewesen sein muss, haben aber nicht mit dieser Entdeckung gerechnet», betont Baerlocher. In einer Tiefe von rund 1,7 Metern stiessen die Archäologen auf Buntsandstein-Blöcke, welche zur Fundament-Lage des Tors gehörten. Baerlocher datiert diese auf das 4. Jahrhundert nach Christus. Er nimmt an, dass einzelne der massiven Steinblöcke einst im ehemaligen Theater in der Oberstadt von Augusta Raurica verbaut waren. Nachdem die Oberstadt aufgegeben worden war, fanden die Steine hier ein neues Leben – recycelt und neu verwendet, ganz im Sinne römischer Pragmatik. Die Kantonsarchäologie hat diesen Fund digital dokumentiert, dies erlaubt später eine genaue Untersuchung. Die Steinblöcke selbst können im Boden belassen werden, erklärt Baerlocher. Sie sind mit Sand eingedeckt worden, so dass sie auch noch weitere Jahrhunderte und Jahrtausende von der römischen Vergangenheit der Region zeugen werden.
«Es entsteht ein genaueres Bild»
Das Fundament des Osttors ist bislang die wichtigste archäologische Entdeckung, aber nicht die einzige. Vergangene Woche ist das Fragment einer Wandmalerei gefunden worden, auch Münzen kommen immer wieder zum Vorschein. «Wir haben dank den Leitungsarbeiten weitere Aufschlüsse über die ehemalige Besiedlung erhalten. Die Geschichte muss zwar nicht neu geschrieben werden, es entsteht aber ein immer genaueres Bild, wie es hier früher aussah», schildert Baerlocher. Auch der Geländeverlauf zwischen dem Westtor, das sich beim heutigen Gemeindehaus befunden hatte, und dem nun entdeckten Osttor werde immer deutlicher. «Dies hilft bei der Planung von künftigen Grabungsarbeiten.»
Mindestens bis Ende Jahr wird die Kantonsarchäologie die Bauarbeiten weiter begleiten. Baerlocher und sein Team hoffen auf weitere spannende Entdeckungen.