Nelias Weg zurück ins Leben

  05.12.2025 Persönlich

Die Dankbarkeit kennt kaum Worte

Der 14. Juli 2024 veränderte das Leben der Familie Brem aus Ittenthal von einem auf den nächsten Augenblick komplett. Die damals noch nicht ganz 15-jährige Nelia Brem erlitt einen schweren Schlaganfall. Nach einer sehr intensiven Genesungszeit, begleitet von mehreren Operationen und einem langen Aufenthalt in der Kinder-Reha kann das junge Mädchen zwischenzeitlich wieder die Bez in Laufenburg besuchen.

Susanne Hörth

Fällt der Begriff «Hüüsli-Gäng» huscht ein Lächeln über das Gesicht von Nelia Brem. Der Begriff wie auch das Lächeln wiederholen sich an diesem Samstagmorgen mehrfach. Die 16-jährige Nelia sitzt beim Gespräch mit der NFZ zusammen mit ihren Eltern Petra und Oliver Brem am grossen Esstisch in ihrem Zuhause in Ittenthal. Je länger das Gespräch dauert, desto mehr Raum nehmen Erinnerungen und im Gleichzug die Dankbarkeit ein. Eine Dankbarkeit, welche das Ehepaar Brem zusammen mit der «Hüüsli-Gäng» auch mit einer Check-Übergabe an die Kinder-Reha in Affoltern am Albis zum Ausdruck bringen möchte. Um diese Dankbarkeit in ihrem ganzen Umfang verstehen zu können, holt Oliver Brem seinen Laptop hervor, startet eine Präsentation. «Wir haben dieses Tagebuch den Schulkolleginnen und -kollegen von Nelia gezeigt, als sie im Februar dieses Jahres wieder am Unterricht in der Bez in Laufenburg teilgenommen hat.» Das Tagebuch, welches mit dem Einverständnis der Schulverantwortlichen gezeigt wurde, sollte den Mitschülern helfen, die Situation von Nelia zu verstehen.

195 Tage: mein Weg zurück
Der 14. Juli 2024 war ein Tag wie jeder andere, zumindest begann er so. Die damals noch nicht ganz 15-jährige Nelia hatte an diesem Wochenende bei ihrer Freundin übernachtet. «Ihr verdankt Nelia letztlich auch ihr Leben», erinnert sich Vater Oliver Brem an diesen Sonntagmorgen zurück. Als seine Tochter Nelia um zirka 9 Uhr zur Seite kippte, befanden sich er und seine Frau auf einer Bike-Tour im Schwarzwald. Nelias Freundin reagierte schnell, informierte die Eltern und die Grossmutter. Während Oliver den Notruf wählte, packte Petra die wichtigsten Sachen zusammen. Um 11 Uhr lag Nelia bereits in der Notaufnahme im Universitäts-Kinderspital beider Basel. Dort dann die Diagnose Schlaganfall, ausgelöst durch den kompletten Verschluss von drei der vier Hirnarterien aufgrund der sehr seltenen Autoimmunkrankheit Takayasu-Arteriitis. Diese Diagnose erhielten die Eltern einige Tage nach dem Ereignis. Nach einer Not-OP mit Einsetzen von drei künstlichen Bypässen wurde Nelia in ein künstliches Koma versetzt.

Es folgte eine sehr intensive Zeit für die ganze Familie. Petra und Oliver Brem liessen ihre Tochter nie allein, einer von ihnen war stets an ihrer Seite. Tag und Nacht. Gleichzeitig und das auch mit Unterstützung von Familie und Freunden, versuchten sie, die Familie zuhause – Nelia hat eine Zwillingsschwester und eine ältere Schwester – nicht zu kurz kommen zu lassen.

Aufbruch
Am 5. August begann für Nelia ein neuer Abschnitt auf ihrem Weg zurück. Sie wurde in die Kinder-Reha in Affoltern am Albis verlegt. Die ersten Wochen lernte das Mädchen mit grosser Unterstützung des Reha-Teams die einfachsten Dinge, wie etwa den Kopf oben halten, sitzen, aufstehen und auch stehen bleiben. Ein Glücksmoment für alle war, als Nelia am 7. September erstmals ein Wochenende – damals noch mit dem Rollstuhl – nach Hause durfte.

Die Tage und Wochen in der Reha waren angefüllt mit Therapien und auch Schule. «Es war oft schon sehr streng», bestätigt das junge Mädchen eine entsprechende Frage. Aufgeben kam aber nicht in Frage. Trotz weiterer Operationen lernte sie, wieder zu gehen. Ein breites Lachen zieht über ihr Gesicht, als Vater Oliver auf ein Foto zeigt, welches sie vor der Reha auf einem Fahrrad zeigt. Dass sie eine wichtige Figurantin in der grossangelegten Feuerwehrübung in der Reha war oder sie für die SRF-Sendung «Happy Day» kurzporträtiert wurde und auch an der Livesendung am 21. Dezember in Zürich dabei sein durfte, erfüllt sie mit Stolz.

Petra und Oliver Brem begleiteten ihre Tochter auch in der Kinder-Reha Tag und Nacht. Und auch hier wechselten sie sich ab. Wie sie, taten das auch andere Eltern. Aus vier Eltern-Paaren bildete sich die «Hüüsli-Gäng». «Wir waren bei dem Reha-Team schon bald bestens bekannt», erinnert sich Petra Brem an die vielen Stunden, Tage und Nächte, in denen sie zusammengesessen sind, geredet, getröstet und sich gegenseitig Kraft und Hoffnung gespendet haben. Tiefe Freundschaften sind dabei entstanden, die bis heute gepflegt werden. Am 24. Januar 2025, 195 Tage nach dem schweren Schicksalsschlag am 14. Juli 2024, durfte Nelia die Glocke läuten, die erklingt, wenn jemand die Reha verlassen und nach Hause kann. Mittlerweile besucht Nelia die 3. Bez in Laufenburg und befindet sich damit im letzten obligatorischen Schuljahr. Bei allen Fortschritten bleiben Rückschläge nicht aus. Nelia ist eine Kämpferin und mit Unterstützung ihrer Familie geht sie den eingeschlagenen Weg zurück in ein weitgehend normales Leben. Was sie sich für die Zukunft wünscht, möchte die NFZ wissen. Und wieder dieses schöne Lächeln. «Im Februar möchte ich skifahren.» Mit Blick in das besorgte Gesicht von Mutter Petra fügt sie an, dass sie dann ja zuerst den einfachen «Förderteppich» für Kinder benutzen kann. Beruflich ist sie noch offen, Lehrerin oder Journalistin würde ihr gefallen.

Checkübergabe
Dass sie dieses Leben mit positivem Blick in die Zukunft wieder führen kann, dafür ist die ganze Familie voller Dankbarkeit. Petra Brem hat während der Reha-Zeit von Nelia unzählige Kinder-Mützen gestrickt. «Ich hatte dann die Idee, diese Mützen zu verkaufen und jeweils 15 Franken davon an die Kinder-Reha zu spenden.» Beim Treffen der «Hüüsli-Gäng» im Sommer kam dann die Idee einer gemeinsamen Spendenaktion zugunsten der Kinder-Reha auf. «Ohne die Reha wären unsere Kinder nicht da, wo sie heute stehen», so der einhellige Tenor. Oliver Brem erstellte auf der Webseite des Kinderspitals Zürich einen Spendenaufruf.

«Als wir das Ziel 5000 Franken angegeben hatten, hätten wir es nie für möglich gehalten, dass wir das übertreffen können. Jetzt sind schon über 14 000 Franken gespendet worden», zeigt sich die «Hüüsli-Gäng» überglücklich. Am vergangenen Samstag durften die vier Familien diesen schönen Betrag dem Team in der Kinder-Reha in Affoltern am Albis übergeben. Nelias Eltern halten hierzu fest: «Da Nelia am Übergabetag unerwartet im Spital war, erhielt sie von den Ärzten eine kurzfristige Beurlaubung für einige Stunden.»


Spendenaktion wird bis Ende Dezember verlängert.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote