«National-politische Grenzen spielen keine Rolle»
13.08.2025 PersönlichLangjährige FBVH-Mitglieder blicken zurück
Die Fricktalisch-Badische Vereinigung für Heimatkunde (FBVH) feiert am 7. September ihr 100-Jahre-Jubiläum. Dem Verein gehören Werner Brogli aus Möhlin und Adelheid Enderle aus Bad Säckingen seit 60 Jahren an. ...
Langjährige FBVH-Mitglieder blicken zurück
Die Fricktalisch-Badische Vereinigung für Heimatkunde (FBVH) feiert am 7. September ihr 100-Jahre-Jubiläum. Dem Verein gehören Werner Brogli aus Möhlin und Adelheid Enderle aus Bad Säckingen seit 60 Jahren an. Beide sind auch heute noch mit Begeisterung dabei.
Susanne Hörth
«100 Jahre stolze Geschichte. Es ist nicht selbstverständlich, dass das grenzüberschreitend so lange anhält.» Die anerkennenden Worte von Alexander Guhl, Bürgermeister von Bad Säckingen, galten der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde (FBVH). Bad Säckingen wird am 7. September Gastgebergemeinde für das Jubiläumsfest der Vereinigung sein. Dass dieses Fest gefeiert werden kann, sei etwas Besonderes, hält der Bürgermeister fest. Die FBVH sei einst gegründet worden, um die Folgen des Krieges zu überwinden und gemeinsame Wurzeln zu stärken. Im Festflyer formuliert Guhl es weiter mit: «Heute ist der grenzüberschreitende Austausch am Hochrhein selbstverständlich und der Verein zeigt eindrucksvoll, wie relativ Grenzen sind und wie wichtig das Bewusstsein für unseren gemeinsamen Kulturraum bleibt.» Alexander Guhls Lob galt den Personen, die sich an vorderster Front für die Vereinigung einsetzen. Drei von ihnen sassen beim Gespräch mit dem Bürgermeister im Bad Säckinger Rathaus am Tisch. Es sind dies die Vorstandsmitglieder Jasmin Rauhaus-Höpfer und Werner Brogli sowie Vereinsmitglied Adelheid Enderle.
51 Jahre im Vorstand
Er sei schon als Bub mit der Fricktalisch-Badischen Vereinigung in Kontakt gekommen und habe sich für deren Tun interessiert, erzählt Werner Brogli. «Als 16-Jähriger bin ich dann Vereinsmitglied geworden. Das war vor über 60 Jahren.» 1954 wurde der Möhliner in den Vorstand gewählt und gehört ihm bis heute an. Während vieler Jahre hatte er zudem das Amt als Präsident inne. «In der Politik würde man sagen, ich sei ein Sesselkleber», meint er mit Blick auf seine 51-jährige Vorstandstätigkeit schmunzelnd. Ein Sesselkleber ist der pensionierte Lehrer mit Sicherheit nicht, vielmehr ist er mit seinem Wissen und aktivem Tun eine wichtige Kraft in der FBVH.
Heimatkunde zu vermitteln, war für Werner Brogli als Lehrer immer sehr wichtig. Und er ist zudem ein leidenschaftlicher Forscher und Entdecker. «Ich schaue gerne ganz weit zurück, in eine Zeit, in der Grenzen keine Rolle spielten.» Schon im Kindesalter hatte er im Möhliner Feld seine ersten Feuersteinartefakte entdeckt. 70 Jahre später ist diese Sammlung auf über 100 000 Objekte angewachsen. «Die Sammlung Brogli ist ein Archiv der Menschheitsgeschichte, das weiter zurückreicht als alle anderen Funde im Kanton Aargau», wird auf der Homepage des Kantons die Bedeutung von Werner Broglis Funden gewürdigt. Als Vorstandsmitglied der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde hat Werner Brogli 1981 die «Freiwilligen Bodenforscher» ins Leben gerufen. «40 Jahren lang waren wir aktiv.»
Bei der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde ist die Bodenforschung, vielmehr die Archäologie ein wichtiges Themenfeld. Ebenso bedeutungsvoll ist unter anderem die Hausforschung wie auch die Sagenforschung. Adelheid Enderle fügt weiter die landeskundlichen Forschungsprojekte auf. Die Bad Säckinger Stadthistorikerin ist der Vereinigung wie Werner Brogli schon viele Jahrzehnte eng verbunden. Kennengelernt habe sie den Verein durch ihren Vater, der lange Zeit dem Vorstand angehörte. «Ich bin ihr dann 1965 beigetreten», so die ehemalige Vizepräsidentin. Im Vorstand tätig ist sie zwar nicht mehr, als Vereinsmitglied jedoch nach wie vor mit der gleichen Begeisterung dabei. «Die Verbindung über den Rhein ist bis heute sehr wichtig», ist sie überzeugt. Voller Hochachtung spricht Adelheid Enderle über die früheren Vorstandsmitglieder, die auch in schwierigen Zeiten, wie etwa den Kriegsjahren, durchhielten und sich losgelöst von politischen Diskussionen grenzüberschreitend gemeinsam für die FBVH engagierten. Bei dieser, das wird beim Gespräch im Bad Säckinger Rathaus mehrfach betont: «Spielen nationalpolitische Grenzen keine Rolle.»
«Ich finde es toll, dass es mit jungen Leuten weitergeht», freut sich Adelheid Enderle. Im achtköpfigen Vorstand unter Präsidentin Miriam Hauser sind gleich mehrere junge Leute beidseits des Rheins vertreten. Eine von ihnen ist Jasmin Rauhaus. «Wir sind aktiv wie eh und je», meint die Archäologin voller Begeisterung.
Mehr über die Fricktalisch-Badische Vereinigung kann am 7. September von 10 bis 17 Uhr in Bad Säckingen im Kursaal erfahren werden. Zum abwechslungsreichen Programm gehören eine Podiumsdiskussion, Stadtführungen, ein Mitmachangebot für Gross und Klein oder auch eine Fotoausstellung.
Die Vereinigung
Seit 1925 setzt sich der Verein Fricktalisch-Badische Vereinigung für Heimatkunde ehrenamtlich für die kulturelle und grenzüberschreitende Erforschung des Hochrheingebietes im Fricktal und Südbaden ein. Sie unterstützt geschichtliche und landeskundliche Forschungsprojekte, fördert die Vermittlung des kulturellen Wissens durch Vorträge und Publikationen und setzt sich für den Natur- und Denkmalschutz ein.