Mit Muskelkraft unterwegs zwischen Basel und Rheinfelden
19.09.2023 Rheinfelden, SportTausende nahmen am Dreiland-Slow-Up teil
Für viele Velo- und Rollschuhfahrer ist es eine liebgewonnene Tradition: die Teilnahme am Dreiland-Slow-Up. In Schlaufen über insgesamt 62 Kilometer führt die Strecke. Man kann sie aber auch beliebig verkürzen, denn ...
Tausende nahmen am Dreiland-Slow-Up teil
Für viele Velo- und Rollschuhfahrer ist es eine liebgewonnene Tradition: die Teilnahme am Dreiland-Slow-Up. In Schlaufen über insgesamt 62 Kilometer führt die Strecke. Man kann sie aber auch beliebig verkürzen, denn auch Kinder und weniger Velogewohnte sollen am Slow-Up teilnehmen können.
Edi Strub
Auf einer Bank vor der Stadtkirche in Rheinfelden treffe ich Roger und Marlies Börlin, sie stärken sich auf halber Strecke mit einer Wurst und etwas Mitgebrachtem. Beide sind überzeugte Velofahrer und täglich mit dem Rad unterwegs. In Muttenz, wo sie wohnen, aber auch in Basel. Dort brauche es an gewissen Stellen allerdings ziemlich Mut, sich auf zwei Rädern zu bewegen, sagte Marlies Börlin. Aber Radfahren sei anderseits sehr bequem, man komme schneller voran als mit dem ÖV und müsse keinen Parkplatz suchen. Gestartet sind die beiden zu Hause in Muttenz direkt mit dem Velo. Eine Anfahrt mit dem Auto komme für sie nicht in Frage, höchstens mal in den Ferien, wenn sie eine grössere Tour unternehmen wollten. Roger Börlin fasziniert die moderne Velotechnik. Elektronisch gesteuerte Gangschaltungen und dergleichen. Er ist Besitzer von mehreren Rädern. Heute sei seine Frau mit dem E-Bike auf der Strecke, er ganz mit Muskelkraft. Auf gemeinsamen längeren Touren nehme er dann aber auch das E-Bike, sonst vermöge er nicht mitzuhalten.
Gleich gegenüber beim Stand von «Bike World» steht Synavere Salihu. Bei ihr funktioniert die ebenfalls elektrische Schaltung nicht. Sie ist mit ihrem Freund Roger Känzig gekommen – mit dem Auto. «Wir verpassen keinen Slow-Up», sagt Synavere Salihu. Es gebe jedes Jahr etwa ein Dutzend davon in der Schweiz, vom Tessin bis in die Ost- und Westschweiz. Es sei spannend, da mitzumachen. Immer neue Strecken und immer neue Leute, die man kennenlernen könne. Doch für heute sieht es schlecht aus. Das Kabel ist geknickt, die Elektrodrähte der Gangsteuerung ausgerissen. Der Velofachmann empfiehlt ihnen, doch ein Rad zu mieten, er könne ihnen leider nicht helfen.
Viele haben ihre Kinder mitgenommen, zum Teil in kleinen Anhängern, zum Teil aber auch – jedenfalls für Teilstrecken – auf eigenen kleinen Rädern. Die Kinder hätten sich sehr gefreut, diesmal auch am Slow-Up teilnehmen zu können, erzählt Axel Maier. Begonnen habe die Tour in Badisch-Rheinfelden und führe nun nach der Verpflegung über die Rheinbrücke bei Wyhlen wieder zurück nach Hause. Letztes Jahr habe er noch als Streckenposten gearbeitet, erzählt Maier, nun könne er dank der Kinder mit gutem Gewissen auch mal als Radler daran teilnehmen.
Jeder Slow-Up-Teilnehmer sollte eigentlich eine Vignette für 5 Franken lösen. Das täten aber längst nicht alle, seufzt Nicole Ackermann, die vor dem Kirchplatz auf der Strasse steht, und alle Radler scharf ins Auge fasst, die noch keine Zutrittskarte gelöst haben. Eigentlich sollte das ja selbstverständlich sein, sagt sie. Wie der Kauf einer Plakette an der Fasnacht. Es sei teuer, ein solches Event aufzuziehen.
Etwas weiter vorn steht die ehemalige Rheinfelder Gemeinderätin Béa Bieber und wirbt für den Beitritt zu Pro Velo Aargau. Es sei noch viel zu tun, um das Velofahren sicherer und damit für alle attraktiv zu machen, stellt sie fest. Gefährliche Kreuzungen müssten entschärft werden, es fehle auch an durchgehenden Wegen nur für Velos. Nach Basel zum Beispiel wäre die Schaffung einer Schnellstrecke vonnöten. Das könnte den Autoverkehr reduzieren. Die Politik arbeite mit diesen Dingen sehr zögerlich. Es brauche in diesem Geschäft einen langen Atem – genau wie beim Velofahren.