Mit Herz und Skalpell
04.10.2024 RheinfeldenTibor Horvath operiert drei Wochen lang in Westafrika und schreibt für die NFZ
Seine ehrenamtliche Arbeit in Gambia ist eine Herzensangelegenheit für den Rheinfelder Chirurgen Tibor Horvath. Von Mitte November bis Anfang Dezember stehen wieder Dutzende von Operationen an. In ...
Tibor Horvath operiert drei Wochen lang in Westafrika und schreibt für die NFZ
Seine ehrenamtliche Arbeit in Gambia ist eine Herzensangelegenheit für den Rheinfelder Chirurgen Tibor Horvath. Von Mitte November bis Anfang Dezember stehen wieder Dutzende von Operationen an. In der NFZ wird er wöchentlich darüber berichten.
Valentin Zumsteg
Es ist bereits der fünfte Einsatz, den Tibor Horvath für die Hilfsorganisation «Drive to Help» in Gambia leistet. Vom 15. November bis am 8. Dezember wird er zusammen mit einem Team von Schweizer und deutschen Ärzten sowie OP-Schwestern in der ASB Health Clinic in Serrekunda operieren. «Ich freue mich sehr auf die Arbeit in Gambia und das Wiedersehen mit dem Personal vor Ort», erklärt der 59-jährige Chirurg aus Rheinfelden.
Rund 100 Operationen
Zufrieden blickt er auf den letztjährigen Einsatz zurück: «Wir hatten Sprechstunden mit 300 Patienten, rund 100 konnten wir schliesslich innerhalb von drei Wochen operieren.» In den vergangenen Jahren sei die Infrastruktur im Gesundheitszentrum deutlich besser geworden, dies erlaube eine effizientere Arbeit. Tibor Horvath bildet zusammen mit dem Unfallchirurgen Daniel Trötschler vom Spital Zweisimmen ein Team. In diesem Jahr erhalten sie Verstärkung vom Basler Hernie-Spezialisten Professor Philipp Kirchhoff, der eine Woche dabei sein wird.
Viele Patienten, die in die ASB Health Clinic kommen, leiden an Knocheninfekten, fehlverheilten Frakturen und Verbrennungen. «Wir konnten in den vergangenen Jahren viele Erfahrungen sammeln und sind dadurch selbst besser geworden. Knocheninfekte sind etwas, das in der Schweiz kaum vorkommt, in Gambia aber häufig ist. Heute können wir die Erfolgschancen einer Operation sehr gut einschätzen.» Bei jedem Einsatz sehen sie Patienten, die sie in den Vorjahren operiert haben. Horvath nennt das Beispiel eines rund 40-jährigen Mannes, der an einem Knocheninfekt litt und 2022 mit einem völlig zerfressenen Unterschenkel in die Praxis kam. «Wir konnten ihm nur noch eine Amputation des Unterschenkels vorschlagen. Das ist immer sehr heikel, doch er stimmte zu und wir haben die Operation vorgenommen. 2023 sah ich ihn wieder. Es ging ihm sehr gut und dank einer Prothese, die ebenfalls vom Hilfswerk finanziert worden ist, kann er wieder normal gehen.»
Auf Spenden angewiesen
Die Chirurgen aus der Schweiz und Deutschland arbeiten alle ehrenamtlich; sie zahlen die Reise und die Unterkunft selbst. «Für die Operationen und das medizinische Material sind wir aber auf Spenden angewiesen. Eine Operation in Gambia kostet zwischen 200 und 300 Franken, in der Schweiz wären es 10 000 Franken oder mehr», erklärt Tibor Horvath. Er ist dankbar, dass in den vergangenen Jahren viele Spenden aus der Schweiz eingegangen sind
– und hofft, dass dies auch weiterhin der Fall sein wird. Denn nur so sind Operationen für die Ärmsten der Armen möglich.
Mit ihrer Arbeit verbessern die Chirurgen das Leben vieler Patienten nachhaltig. Manchmal gibt es aber auch ausserhalb des Operationssaals grosse Momente des geteilten Glücks: So konnte Horvath im vergangenen Jahr Dutzende Fussball-T-Shirts, welche der FC Rheinfelden nicht mehr benötigte, an Kinder in Gambia verteilen. «FC-Präsident Dominik Tanner hat sie zur Verfügung gestellt. Die Kinder freuten sich riesig. Das war ein weiterer Höhepunkt für mich», erklärt Tibor Horvath.
Es gibt unzählige Geschichten, welche er jeweils bei seiner Arbeit in Gambia erlebt. Vom diesjährigen Einsatz wird er der Leserschaft wöchentlich in der NFZ berichten.