Mit dem Rucksack hinter die grosse Mauer

  27.09.2023 Rheinfelden

Kurt J. Rosenthaler gibt seine «China-Tagebücher» heraus

Der Rheinfelder Künstler und Journalist Kurt J. Rosenthaler reiste in den 1980er-Jahren durch China, Hongkong, Macau und Taiwan. 20 Jahre später besuchte er die Volksrepublik China erneut. Jetzt gibt er seine damaligen Eindrücke, ergänzt durch aktuelle Betrachtungen, in einem zweibändigen Buch heraus.

Valentin Zumsteg

Im April 1983 machte sich Kurt J. Rosenthaler auf die grosse Reise: Er stieg in Rheinfelden in den Zug und fuhr – in verschiedenen Etappen – durch die Sowjetunion, die Mongolei bis in die Volksrepublik China, nach Hongkong, Macau und Taiwan. «Die Kultur, die Philosophie und die Kalligrafie haben mich fasziniert. Ich wollte mehr darüber erfahren», erzählt der Rheinfelder Künstler und Journalist.

Ein Brett als Bett
Mit wenig Geld war er unterwegs und lebte vor allem aus seinem Rucksack. Er schlief in einfachen Arbeiterhostels. In Hongkong war sein Bett vorübergehend ein Brett, das auf einer Badewanne montiert war. «Die Übernachtung kostete umgerechnet nur wenige Franken.» Die knappen Mittel hatten den Vorteil, dass er an Orte kam, wohin sich sonst kaum einer der wenigen Touristen verirrte. In Taiwan besuchte er Kurse an der Cheng-Kung-Nationaluniversität, um mehr über chinesische Kultur und Philosophie zu lernen. «Die dortige Professorin rettete mir das Leben, als ich einen Tag vor Beginn des Studiums schwer erkrankte. Sie brachte mich in ein gutes Spital», erzählt Rosenthaler. Mit ihr pf legte er noch lange Kontakt, sie besuchte ihn später in der Schweiz.

Von seiner abenteuerlichen Reise, die rund zwei Jahre dauerte, berichtete er wöchentlich in der Fricktaler Zeitung (heute Neue Fricktaler Zeitung). Die Texte und Fotos schickte er mit der Post nach Rheinfelden, wo sie gedruckt wurden und bei der Leserschaft auf reges Interesse stiessen.

Rund 20 Jahre später, 2004 und 2006, besuchte er die Volksrepublik China erneut. Das riesige Land hatte sich in dieser Zeit enorm verändert, der wirtschaftliche Boom hinterliess seine Spuren. Einstmals kleine Städtchen waren zu Metropolen geworden. Wegen des Baus des Drei-Schluchten-Staudamms waren Millionen Menschen zwangsumgesiedelt worden.

«Ich schaue mit Sorge auf die Entwicklung»
Rosenthaler hat seine Reisen ausführlich dokumentiert, Tagebücher verfasst, viel gezeichnet, fotografiert und Kuriositäten gesammelt. Zum Beispiel eine Zigarettenpackung der Marke «langes Leben» oder Zahnpasta mit dem Namen «Darky». Jetzt gibt er seine «China-Tagebücher» in zwei Bänden heraus, die einen Auszug aus diesen Texten, Bildern und Kalligrafien enthalten. Ergänzt werden sie durch aktuelle Betrachtungen. «Zusammen mit Verleger Peter Meurer aus Olsberg habe ich vier Jahre an diesen beiden Bänden gearbeitet», erzählt Rosenthaler. Am Freitag, 13. Oktober, wird die Buchvernissage in der Rheinfelder Kapuzinerkirche gefeiert.

Auch wenn Rosenthaler (77) heute keine grossen Reisen mehr unternimmt, verfolgt er die Geschehnisse in China, Taiwan, Hongkong und Macau immer noch mit grossem Interesse: «Ich schaue mit Sorge auf die Entwicklung in China. Es herrscht die totale Überwachung, und das Wirtschaftswachstum verursacht grosse Umweltschäden.»

«China-Tagebücher» von Kurt J. Rosenthaler. Reiseberichte aus China, Taiwan, Hongkong und Macau. 1983-2006. Verlag Ismero. Die Buchvernissage ist am Freitag, 13. Oktober, 19.30 Uhr, in der Kapuzinerkirche in Rheinfelden.


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