«Mir gefällt die Vielseitigkeit der Aufgabe»
05.10.2025 PersönlichStadtoberförster und Fussballfan
Peter Tanner aus Gansingen hat die Nachfolge von Kurt Steck als Stadtoberförster von Rheinfelden angetreten. Den Wald fit für den Klimawandel zu machen, sieht er als eine der Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte.
...Stadtoberförster und Fussballfan
Peter Tanner aus Gansingen hat die Nachfolge von Kurt Steck als Stadtoberförster von Rheinfelden angetreten. Den Wald fit für den Klimawandel zu machen, sieht er als eine der Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte.
Valentin Zumsteg
Von seinem Büro im Rheinfelder Rathaus aus hat Peter Tanner einen wunderbaren Ausblick auf den Rhein und die deutsche Nachbarschaft. Doch viel Zeit, um die Aussicht zu geniessen, bleibt ihm nicht. Als Stadtoberförster und Leiter Ortsbürgergemeinde gibt es viel zu tun. «Mir gefällt die Vielseitigkeit der Aufgabe. Ich bin sowohl für den Forst als auch die Ortsbürgergemeinde zuständig, Zweiteres ist neu für mich», erklärt der 56-Jährige. Per 1. April 2025 hat er die Stelle vorerst mit einem Pensum von zirka 10 Prozent übernommen, seit dem 1. September ist er mit einem 90 Prozent-Pensum angestellt. In der Anfangszeit wurde er von seinem Vorgänger Kurt Steck eingearbeitet. «Ich bin in Rheinfelden sehr herzlich empfangen worden», sagt Tanner.
«Die Ansprüche sind sehr unterschiedlich»
Rund die Hälfte der Rheinfelder Gemeindefläche besteht aus Wald. Wie dieser gepflegt und genutzt werden soll, darüber gibt es verschiedene Ansichten und immer wieder öffentliche Diskussionen. «Die Ansprüche an den Wald sind sehr unterschiedlich, seit Corona haben diese noch zugenommen.» Für viele Leute ist er Erholungs- und Freizeitgebiet. «Dabei sollte nicht vergessen werden, dass der Wald Lebensraum von Tieren und Pf lanzen ist», so Tanner. Als Vertreter der Ortsbürgergemeinde muss er die Interessen des Waldeigentümers wahren. Hier gilt es, eine Balance zwischen Forstwirtschaft und Ökologie zu finden. «Die Ortsbürgergemeinde hat festgelegt, dass der Forst kostendeckend sein muss. Das ist eine klare Vorgabe», sagt Tanner. Dabei soll aber der Naturschutz nicht zu kurz kommen. In diesem Spannungsfeld bewegt er sich als Stadtoberförster, dem die Natur sehr am Herzen liegt.
Vom Mechaniker zum Förster
Aufgewachsen ist Peter Tanner in Buchs und Grabs im St. Gallischen Rheintal, später zog die Familie nach Zürich-Witikon. Er hat eine Lehre als Mechaniker bei der Swissair absolviert, die Matura nachgeholt und sich danach für ein Studium der Forstwissenschaften an der ETH in Zürich entschieden. «Ein Schulkollege hat mich dazu inspiriert. Ich war aber auch immer gerne in der Natur. Mein Grossvater hatte einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb, mein Vater ging mit mir Fischen.» Nach dem Studium und einer Zwischenstation bei einer Bank sammelte er vielfältige Erfahrungen in der Forstwirtschaft, dem Naturschutz und im Umgang mit Neobiota. Er war unter anderem Kreisförster im Forstkreis Dorneck-Thierstein, Leiter der Abteilung Natur und Landschaft am Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain im Kanton Basel-Landschaft und Leiter der Abteilung Walderhaltung im Forstamt des Kantons Thurgau. Zuletzt leitete er die Sektion Biosicherheit beim Kanton Zürich. Er musste in dieser Funktion dafür sorgen, dass sich gebietsfremde Arten nicht ausbreiten. «Es ging da vorwiegend um Eindämmen und Verhindern. Bei meiner neuen Aufgabe in Rheinfelden kann ich mehr gestalten», freut sich Tanner.
Welche Schwerpunkte er als Stadtoberförster setzen wird, darüber kann er noch nicht viel sagen; dafür ist er noch nicht lange genug in seinem neuen Amt. «Klar ist aber, dass der Klimawandel eine Herausforderung darstellt. Wir müssen den Wald fit für die Zukunft machen.» Vom Klimawandel stark betroffen ist die weitverbreitete Buche, die Hitze und Trockenheit schlecht verträgt. «Wichtig ist die Diversität im Wald, diese soll mit verschiedenen Baum-Arten gefördert werden», so Tanner. In den kommenden Jahren wird ihn auch der neue Betriebsplan beschäftigen. In diesem wird festgelegt, wie der Wald in den nächsten 15 Jahren nachhaltig genutzt werden kann und welcher Hiebsatz möglich ist. «Der aktuelle Betriebsplan läuft 2027 aus», so Tanner.
Beruflich nur wenig im Wald
Ein kleineres Projekt, das er ebenfalls begleiten wird, ist der Waldseilpark, der in den kommenden Monaten im Gebiet Schiffacker/ Wasserloch entstehen soll. «Die Baubewilligung liegt vor, jetzt warten wir noch auf das Okay des Kantons.» Sobald dieses vorliegt, will die private Bauherrschaft mit den Arbeiten beginnen. «Ziel ist es, dass der Waldseilpark im Jahr 2026 den Betrieb aufnehmen kann», schildert Tanner.
Als Stadtoberförster verbringt Peter Tanner nur einen kleinen Teil seiner Arbeitszeit im Wald, «weniger als 10 Prozent», wie er sagt. In seiner Freizeit geht er aber gerne in die Natur und pf legt seinen Garten. 2013 ist er mit seiner Frau und den beiden Kindern, die heute 16 und 21 Jahre alt sind, nach Gansingen gezogen. «Es gefällt uns gut hier. Die Landschaft ist sehr schön. Ich gehe oft mit dem Hund in den Wald joggen.» In der Wohngemeinde engagiert er sich in der Landwirtschafts- und Naturschutzkommission. Daneben schlägt sein Herz für den Fussball, genauer gesagt für Servette FC. Wann immer möglich, geht er mit seinem Sohn an die Spiele, entweder in Genf oder an anderen Orten in der Schweiz. «Unser Sohn ist aber auch noch FC Basel-Fan», sagt er mit einem Lachen.