«Menschen machen das GZF»
13.09.2025 PersönlichOliver Grossen, CEO am Gesundheitszentrum Fricktal im Gespräch
Angekommen und angenommen: Das sagt Oliver Grossen nach sechs Monaten als CEO am GZF. Sein grosses Lob gilt insbesondere dem Team. Dank diesem Teamspirit sei man auch den vielen Herausforderungen im Alltag gewachsen.
Susanne Hörth
NFZ: Herr Grossen, woher kommt bei Ihnen das Interesse am Gesundheitswesen?
Oliver Grossen: Eine spannende Frage, insbesondere, da ich ganz woanders gestartet bin. Im Beruf habe ich früh gemerkt, dass ich gerne mit Menschen zu tun habe. Ebenso hat mich das Unternehmertum schon immer interessiert. Im Gesundheitswesen habe ich beides gefunden. Hier arbeiten ganz viele Menschen zusammen. Es ist wie eine grosse Maschine mit vielen Rädern, die ineinandergreifen. Am Schluss entsteht etwas Grosses. Dieses Zusammenspiel fasziniert mich.
Wenn Sie auf die ersten Monate beim GZF zurückblicken, welches sind für Sie die herausragendsten Erfahrungen/Erkenntnisse?
Das GZF ist ein Ort, an dem man etwas bewegen kann mit einem tollen Team, welches das Ganze trägt. Es ist ein Ort, an dem Teamgeist ebenso wichtig ist wie die Qualität. Die verschiedensten Menschen schaffen in den unterschiedlichsten Aufgaben sehr gut zusammen, können sich aufeinander verlassen. Diesen Teamspirit habe ich in den ersten Monaten sehr spüren dürfen. Wenn ich es heute nach sechs Monaten zusammenfasse, so komme ich immer wieder zum Schluss: Menschen machen das GZF.
Ich bin richtig angekommen und das Team hat auch mich getragen.
Angekommen und angenommen. Mit Ihnen kam nach langer Konstante ein Wechsel. Sie übernahmen von Anneliese Seiler – sie hat nach 28 Jahren beim GZF Katharina Hirt, diese bringt es auf 40 Jahre, als Verwaltungsratspräsidentin abgelöst.
Es ist wie auf einen fahrenden Zug aufzuspringen. Da spielen zwei Sachen eine Rolle Wie man aufspringt und wie der Zug gefahren wird. Der Einstieg ist mir sehr einfach gemacht worden. Ich wurde schon sehr früh durch Anneliese Seiler und Katharina Hirt in die Themen eingeführt.
Ich habe zudem noch nie einen Ort erlebt, an dem ein Wechsel in der Führung so gut vorbereitet und vorausschauend geplant worden ist wie hier. Es hat mich sehr beeindruckt, wie weit voraus dieser Wechsel vorbereitet wurde. Unter anderem mit Fragestellungen wie ‹was bedeutet das für das Unternehmen, für die Mitarbeitenden, für den Verwaltungsrat?›. Der Prozess hat schon drei Jahre vor meinem Einstieg begonnen. Ich bin während der Fahrt gut zugestiegen und spüre die Unterstützung zu 100 Prozent.
Das Kennenlernen beschränkt sich ja nicht nur auf das interne Gesundheitszentrum, sondern auch auf das Fricktal allgemein.
Ich war in den vergangenen sechs Monaten viel unterwegs und habe das Fricktal kennengelernt und gespürt, wie sehr die Menschen hier mit der Region verbunden sind, auch mit dem GZF. Von Schwaderloch bis Kaiseraugst ist das GZF tief mit dem Fricktal verwurzelt.
Draussen bei den Menschen zu sein, ist Ihnen also sehr wichtig?
Ja, aber weniger auf mich persönlich bezogen, sondern als Teil des Netzwerkes. Ich bin Ansprechperson für das GZF, damit es auch ein Gesicht hat, das man kennt. Wobei ich längst nicht auf jede Frage eine Antwort geben kann. Es macht mich stolz, Kooperationen aus der Vergangenheit weiterführen zu können. Ich erlebe bei diesem Unterwegssein sehr viele spannende Begegnungen.
Sie haben viel angesprochen, was hervorragend funktioniert. Streben Sie, wenn überhaupt, Veränderungen an?
Es ist alles im Fluss. Dazu gehören Fragen wie: Was ist wichtig, damit das GZF seinen Erfolgskurs weiterführen kann? Was braucht das Fricktal, die Menschen, die hier leben und wohnen? Das ist die Ausgangslage. Dazu kommen weitere Themen, wie die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen oder auch das Verhältnis zur Gesundheitspolitik allgemein. Für mich ist dieses Beobachten ganz nah am Puls ebenso wichtig, wie gleichzeitig vorausschauend zu planen. Wir sind ein bedeutender und wichtiger Player neben all den anderen.
Was muss das GZF vorweisen können, um ein solcher Player zu sein?
Es geht um Qualität und auch um Wirtschaftlichkeit. Wir setzen stets alles daran, exzellent zu sein. Dazu befassen wir uns mit Prozessabläufen, mit dem Thema Effizienz und mehr. Bei der Wirtschaftlichkeit beschäftigen immer auch die Finanzen. Investitionen in moderne Gerätschaften und Bauten gehören dazu. Ebenso die Digitalisierung. Gute Digitalisierung ist dort, wo man sie nicht sieht, sondern den Arbeitsalltag erleichtert und mehr Zeit für und mit den Menschen zulässt. Bauen wir, muss es ins Fricktal und seine Bevölkerung passen.
Was beschäftigt Sie weiter?
Unser Hauptfokus liegt darauf, eine qualitativ hervorragende Grundversorgung mit ausgewählten Behandlungsschwerpunkten im Fricktal anzubieten. Ein weiterer Schwerpunkt ist die erfolgreiche Kombination von schulmedizinischen und komplementärmedizinischen Angeboten. Uns macht das Persönliche, Menschliche und die Ganzheitlichkeit aus. Zur modernen Medizin, davon bin ich überzeugt, gehört unterstützend noch etwas anderes dazu. Dafür sind wir stets offen.
Das GZF führt mit Rheinfelden und Laufenburg auf verhältnismässig kleinem Raum gleich zwei Regionalspitäler. Ein Luxus?
Kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für eine gute integrierte Versorgung mit kurzen Wegen. Unsere aktuellen Standorte sind gut gewählt. Die wollen wir auch weiterführen. Was sicher mehr zunehmen wird, sind die ambulanten Angebote.
Was läuft aktuell am GZF?
Jetzt im September haben wir mit der neuen Wirbelsäulenchirurgie gestartet und hier schon erfolgreich die ersten Operationen durchgeführt. Was macht das GZF mit der Wirbelsäule, könnte man da fragen. Die Antwort darauf: Sie ist ein wichtiges Element in der ganzheitlichen Abdeckung des Bewegungsapparats. Auch beim Wirbelsäulenangebot gilt: erst wenn eine konservative Schmerztherapie nicht mehr funktioniert, wird operiert.
Wie gehen Sie mit Kritik von Patienten oder deren Angehörigen um?
Für mich gilt der Grundsatz, dass in der Gesundheit Qualität das oberste Prinzip ist. Wenn jemand unzufrieden ist, nehmen wir das sehr ernst. Es ist für mich selbstredend, dass Beschwerden bei mir landen, Wir diskutieren das strukturiert mit den entsprechenden Fachexperten. Ebenso wichtig ist ein strenges Audit im Betrieb, intern wie extern.
Menschen sind für mich nie Zahlen, das ist einer meiner weiteren Grundsätze. Ab dem Moment, an dem ich das machen würde, wäre es nicht mehr der richtige Job für mich.
Wo sehen Sie grosse Herausforderungen für das GZF, für das Gesundheitswesen generell?
Die grossen Herausforderungen schweizweit sind die ganze Finanzierung und der Kostendruck. Daher ist es wichtig, dass man gesundheitspolitisch sehr haushälterisch mit den Finanzen umgeht. Mir ist es wichtig, mich konstruktiv in diese Diskussion einzubringen, daher engagiere ich mich in den verschiedensten Verbänden.
Einmal mehr möchte ich aber auch betonen, dass wir hier im Fricktal eine hervorragende Situation haben, gut vernetzt sind und auf die Unterstützung unserer Fricktaler Grossrätinnen und Grossräte, die Gemeinden sowie weitere wichtige Partner zählen dürfen.
Eine Herausforderung ist sicher auch der Fachkräftemangel?
Ja, den spüren wir auch. Bei den Ärzten in verschiedenen Fachgebieten und besonders ausgeprägt in der Pflege. Da kommt uns entgegen, dass wir sehr gute Teams haben und sehr familiär sind. Trotz Fachkräftemangel finden wir immer wieder Personen, die dann auch lange bei uns bleiben.
Auf der Ebene der Ausbildung müssen wir uns weiterentwickeln. Das ist aber eine gesellschaftliche Entwicklung und betrifft nicht nur das GZF.
Kurzsteckbrief Oliver Grossen
Oliver Grossen ist seit April 2025 CEO des GZF. Er hat langjährige Berufserfahrung in der Beratung, Projektleitung und in verschiedensten Managementpositionen in der Industrie und im Dienstleistungssektor. Er verfügt über einen Executive Master of Business Administration (EMBA) in General Management der Berner Fachhochschule für Technik und Informatik und der Fudan University in Shanghai. Ursprünglich absolvierte Oliver Grossen seine Berufsausbildung in der Informatik. Oliver Grossen ist 46 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Mit seiner Familie ist er im luzernischen Wiggen in Entlebuch zuhause, doch wohnt er unter der Woche vor Ort in der Region.