Obwohl ich vom Alter her nicht als «Digital Native» zu bezeichnen wäre, nehme ich für mich in Anspruch, die sozialen Medien inkl. E-Banking im Griff zu haben – schliesslich ist Jugendlichkeit keine Frage des Alters. Kürzlich hatte ich Gelegenheit, meine Kompetenz in ...
Obwohl ich vom Alter her nicht als «Digital Native» zu bezeichnen wäre, nehme ich für mich in Anspruch, die sozialen Medien inkl. E-Banking im Griff zu haben – schliesslich ist Jugendlichkeit keine Frage des Alters. Kürzlich hatte ich Gelegenheit, meine Kompetenz in der Verwendung von Plastikgeld unter Beweis zu stellen; es wird uns ja angeraten, kein Bargeld zu verwenden, da dieses:
1. oldschool,
2. von Diebstahl bedroht,
3. mit Bakterien und Viren verseucht und
4. somit voll «cringe» sei.
Als einer von denen, die von einer Bank zur anderen verschoben wurden (Sie wissen, welche ich meine, gellet Sie?), war ich zunächst skeptisch, wie diese Reise verlaufen würde. Dann hiess man mich schriftlich willkommen und versicherte mir, dass alles perfekt vonstattengehen werde. Als Begrüssungsgeschenk sandte man mir Credit-, Debit- und E-Banking Access Cards. Eine andere Firma, die den irrigen Eindruck gewonnen hatte, ich sei kreditwürdig, schickte mir Payback- und Cashback-Karten. Damit wurde ich Besitzer einer ansehnlichen Sammlung von Karten, aus Sicherheitsgründen mit einer jeweils anderen PIN, was
PERSONAL IDENTIFICATION NUMBER heisst, wie ich inzwischen weiss. Da ich über ein hervorragendes Gedächtnis verfüge, notiere ich mir grundsätzlich keine PINs.
Ich ging zu einem Bancomaten. Dort gab ich eine Karte ein, deren PIN ich mir gemerkt hatte. Der Automat hatte sich eine andere PIN gemerkt. Zwei weitere Versuche nach dem Zufallsprinzip scheiterten. Der Apparat brach die Übung ab und beorderte mich zur Bankfiliale. Dort fragte mich die elegante Schalterdame, mit welcher Karte und welchem PIN ich mein Glück an der Maschine versucht hätte. Auf meine Rückfrage, ob ihr Bancomat ein Spielautomat sei, erbleichte sie und flüsterte: «Herr Peters, wir sind eine seriöse Schweizer Bank, kein Spielcasino.»
Dennoch weisen die beiden Geschäftsmodelle eine Schnittmenge im Risk Management auf: Gewinne kassiert die Bel Étage, Verluste werden ans Fussvolk weitergereicht.
JAN PETERS