Ich erinnere mich noch an viele samstägliche TV-Abende in meiner Jugend: Nach der Tagesschau kam «Einer wird gewinnen» mit Kulenkampff, beim «Wort zum Sonntag» ging man aufs Klo und holte neues Bier, dann erfolgte die Ziehung der Lottozahlen. Dies war die Lieblingssendung ...
Ich erinnere mich noch an viele samstägliche TV-Abende in meiner Jugend: Nach der Tagesschau kam «Einer wird gewinnen» mit Kulenkampff, beim «Wort zum Sonntag» ging man aufs Klo und holte neues Bier, dann erfolgte die Ziehung der Lottozahlen. Dies war die Lieblingssendung meines Bruders, der mit Hingabe an der Entwicklung eines Systems bastelte, mit dem er die sechs Gewinnzahlen (+ Zusatzzahl) voraussagen könnte. Aber entweder war SEIN System falsch, oder die Lottogesellschaft änderte ständig IHR System; mehr als 18 Mark 25 gewann er nie.
In Deutschland soll es evtl. eine neue Lotterie geben, bei der wertvolle Preise winken. Die Lose werden per Post verschickt und sind vom Empfänger sofort zu öffnen. Wer ein Glückslos zieht, darf sechs Monate zur Bundeswehr bei voller Kostenübernahme durch das Verteidigungsministerium.
Dort erwartet die Gewinner ein tolles Programm: Kasernenhofdrill, Spindappelle, Gepäckmärsche, Gefechtsausbildung … Die Armee sagt, dass man bei ihr Wissen erwerbe, das sich auch im Privatleben auszahle. Ich kann dies bestätigen. Bei Vorstellungsgesprächen als Marketingtexter hinterliess meine Bemerkung, dass ich in völliger Dunkelheit Maschinengewehre auseinandernehmen und zusammensetzen kann, immer tiefen Eindruck.
Beim «Bund» gibt es viele sinnvolle Aufgaben. Ein Beispiel: Vier meiner Kameraden waren auf Zechtour in der Stadt, wo Sommerschlussverkauf stattfand. Überall prangte der Slogan «Alles muss raus!». Dieses Motto beeindruckte sie so sehr, dass sie es in der Kaserne in die Tat umsetzten: Sie schleppten einen Spind zum Fenster und schmissen ihn aus dem 2. Stock auf den Exerzierplatz.
Unten schritt Feldkaplan Sülzemeier, in Gedanken an seiner nächsten Predigt feilend. Gerade erwog er «… doch der Segen kommt von oben» als Einstiegssatz, da schlug der Schrank wie eine Fliegerbombe vor ihm ein. Unter dem Eindruck des Geschehens verwarf er Schiller und nahm Zuflucht zum allseits beliebten Psalm 23 – «Der Herr ist mein Hirte».
JAN PETERS