«Meine Frau kann das; sie ist Samariterin»
10.06.2024 Gipf-OberfrickStellvertretend für viele andere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die wöchentlich Freizeit in eine gute Sache investieren, erzählen die beiden Gipf-Oberfricker Samariterinnen Frieda Zeugin und Rosmarie Schädeli, warum sie gerne für andere da sind.
Karin ...
Stellvertretend für viele andere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die wöchentlich Freizeit in eine gute Sache investieren, erzählen die beiden Gipf-Oberfricker Samariterinnen Frieda Zeugin und Rosmarie Schädeli, warum sie gerne für andere da sind.
Karin Pfister
Als Frieda Zeugin als 15-jährige Schulabgängerin in den Samariterverein Gipf-Oberfrick eintrat, wurde noch mit Tüchern und Stangen gearbeitet. Der langjährige Kursleiter Edi Mösch habe dann richtige Barren organisieren können, erinnert sich Frieda Zeugin. Auch die Hilfe-Methoden waren andere als heute. Als Beispiel nennt Frieda Zeugin die Mund-zu-Mund-Beatmung, die damals noch nicht gelehrt wurde. Die Wiederbelebung wurde über das Heben der Arme und durch Druck am Rücken versucht.
Frieda Zeugin hat Jahrgang 1939 und ist seit sagenhaften 71 Jahren aktives Mitglied des Vereins. Sie ist auf einem Bauernhof aufgewachsen und hat später mit ihrem Mann im Maigrund zwei Töchter grossgezogen. «Mein Mann ist schwer erkrankt und ich habe ihn 15 Jahre lang, bis zu seinem Tod vor 13 Jahren, gepflegt.» Dreimal pro Woche mussten die beiden jeweils mit dem Postauto zu den Dialysebehandlungen ins Spital Aarau fahren, da es damals in Frick noch keine Dialysestation gab. Wenn das Spitalpersonal ihrem Mann Instruktionen für zu Hause geben wollte, habe er immer gesagt: «Meine Frau ist Samariterin, sie kann das schon.» Der Samariterverein war in all den Jahren für Frieda Zeugin auch ein Ausgleich zum Alltagsleben. «Dank den Samariterproben bin ich etwas aus dem Haus und unter die Leute gekommen.» Der soziale Austausch ist ihr bis heute wichtig: «Auch im Alter tut es einem gut, wenn man unterwegs ist.»
Der Samariterverein Gipf-Oberfrick hat rund 20 aktive Mitglieder, wovon unbedingt die beiden ebenfalls seit Jahrzehnten im Verein tätigen Frauen Heidi Fahrni und Elisabeth Hählen zu erwähnen sind. Ebenfalls schon seit vielen Jahren mit dabei ist die Samariterleiterin Theres Schmid-Fahrni.
Schon der Vater war Samariter
Ein sehr aktives Mitglied seit 46 Jahren ist auch Rosmarie Schädeli. Sie hat Jahrgang 1952 und hat einst in der damaligen Schuhfabrik in Frick, in einem Büro und in der Ciba Stein gearbeitet. Rosmarie Schädeli hat zusammen mit ihrem Mann Urs viele Jahre lang einen Landwirtschaftsbetrieb mitten im Dorf geführt und besitzt seit ihrer Kindheit eigene Pferde. Das Samaritersein hat sie offenbar im Blut. Schon ihr Vater Otto Mettauer war ein langjähriger und treuer Samariter. Den Freiwilligendienst lebt Rosmarie Schädeli täglich mit Herzblut; so war sie über zwei Jahrzehnte beim Schweizerischen Sanitäts-Militärverband tätig. Einerseits sei sie dort sehr gut ausgebildet worden, andererseits konnte sie umfassende und vielseitige Aufgaben wahrnehmen. Sie war unter anderem als Ambulanzfahrerin im Einsatz und an vielen Grossanlässen in der ganzen Schweiz vor Ort dabei.
Die beiden Samariterinnen arbeiteten viele Jahre lang eng mit der Feuerwehr Gipf-Oberfrick zusammen und wurden bei lokalen Brandereignissen ebenfalls alarmiert, inzwischen hat die Feuerwehr eine eigene Sanitätsabteilung. «Bei allfälligen Grossereignissen sind wir ans offizielle Alarmierungssystem angeschlossen», erklärt Rosmarie Schädeli. Frieda Zeugin würde in so einem Fall vermutlich mit dem Velo ausrücken. Die 85-Jährige ist immer noch gerne per Fahrrad unterwegs.
«Es ist eine grosse Genugtuung, Menschen helfen zu dürfen», sagt Rosmarie Schädeli. Sie lebe das Samariter-Dasein intensiv und selbstverständlich im Alltag; viele Jahre lang hatte sie Angehörige gepflegt und betreut in Gipf Oberfrick auch gerne ältere Menschen zu Hause. «Man kennt mich hier, wenn irgendwo etwas ist, klingelt mein Telefon.»
Kein Lohn
Die beiden Samariterinnen sind immer auf dem neuesten Stand und wiederholen alle Ausbildungen regelmässig. «Ich habe kürzlich zum zweiten Mal nach 17 Jahren den Kurs ‹Erste Hilfe bei Kleinkindern› nochmals absolviert», erzählt Rosmarie Schädeli schmunzelnd. Sie habe zwar schon längst keine kleinen Kinder mehr zu Hause, aber es sei immer hilfreich zu wissen, was zu tun sei, wenn man an eine Notsituation gerate. Dies ist Rosmarie Schädeli in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder passiert. «Ich ziehe das irgendwie an.» Sei es bei einem Reiter, der von seinem Pferd fällt oder bei einem Autounfall mitten in Gipf-Oberfrick, die Samariterin war jeweils schon vor der Alarmierung vor Ort.
«Wir helfen ohne Lohn, einfach weil wir gerne helfen», fasst Rosmarie Schädeli den Kern des Engagements zusammen. «Für mich ist jeder und jede gleich. Wer Hilfe braucht, bekommt Hilfe.» Wie viele Einsätze sie geleistet habe, sei unmöglich zu überblicken. «Was ich sagen kann, ist, dass immer mal wieder Blumensträusse als Dankeschön abgegeben werden. Das freut mich.»
Am 14. Juni feiert der Samariterverein Gipf-Oberfrick übrigens das 100-Jahr-Jubiläum im Rahmen einer Regionalübung zusammen mit umliegenden Vereinen.