«Mein Hobby ist schon der Garten»
17.03.2025 Schwaderloch«Learning by Doing» kennt bei Emilie Hug keine Grenzen. Vor allem dann, wenn es der Schwaderlocherin bei einem Thema so richtig den Ärmel reingezogen hat. Mit ihren 68 Jahren ist sie noch voller Tatendrang.
Bernadette Zaniolo
«Ich laufe durch den Garten ...
«Learning by Doing» kennt bei Emilie Hug keine Grenzen. Vor allem dann, wenn es der Schwaderlocherin bei einem Thema so richtig den Ärmel reingezogen hat. Mit ihren 68 Jahren ist sie noch voller Tatendrang.
Bernadette Zaniolo
«Ich laufe durch den Garten und sage dann, was es heute zu essen gibt», sagt Emilie Hug mit einem Lächeln. An diesem kalten Frühjahresmorgen beim Treffen mit der NFZ jedoch weit gefehlt. Dennoch fügt sie an: «Mein Hobby ist schon der Garten.» Die Früchte ihrer Arbeit kann sie auch ausserhalb der eigentlichen Gartensaison geniessen. «Ich habe es gesucht, weil ich wusste, dass es gesund ist», sagt die 68-jährige Schwaderlocherin zum Fermentieren. Mit «gesucht» meint sie, dass sie im Internet nach Kursen und Informationen surfte. Dabei stiess sie auf den Birsmattehof, einen Agrohof in Therwil BL. Dort hat Emilie Hug einen Kurs besucht. «Von da an hat es mich gepackt». Seither tritt sie Schwaderlocherin gerne weitervermitteln. Sie macht zurzeit die Ausbildung und wird bei ihr zuhause Fermentierkurse anbieten.
Emilie Hug hat ihren Anker längst in Schwaderloch gesetzt. Seit 55 Jahren wohnt sie am Rheinufer, in ihrem Elternhaus. Sie ist mit zwölf Geschwistern aufgewachsen, wobei sie erwähnt, dass drei ihrer Geschwister schon im Kindsalter gestorben sind. Auch Emilies erster Partner verstarb sehr früh. Ihre beruf liche Lauf bahn begann Emilie Hug im Labor bei der einstigen Thermopal (Spanplattenwerk) in Leibstadt.
Zahlen und Menschen
Mit einem Schmunzeln fügt sie an: «Als Fakturistin willst du nicht sterben.» Sie verweist dabei auf ihren Karrierebeginn bei der Balteschwiler AG. Emilie Hug hat die Limania absolviert und bis zur Pensionierung – während 38 Jahren – bei der Balteschwiler AG in einer wichtigen Position im Buchhaltungsund Personalbereich gearbeitet. Während vielen Jahren hat sie zudem für eine Firma in Genf die Buchhaltung gemacht. «Dies, obwohl ich fast kein Französisch beherrsche.»
Eine Gesellige
Obwohl Emilie Hug sagt, dass der Garten ihr grösstes Hobby sei, «gräbt» die NFZ eine weitere Leidenschaft der Schwaderlocherin aus: Das Jassen. Hug nimmt zusammen mit ihrem Lebenspartner an Jassferien und an anderen Jassevents teil. «Früher habe ich wöchentlich an Preisjassen teilgenommen und auch mehrmals gewonnen», verrät Hug. Ebenso, dass sie auch bei der Balteschwiler
selbst bei ihr zuhause in Aktion. «Das Fermentieren mache ich selten allein», sagt sie mit Verweis auf den «Sister»-Chat. Und voller Freude ergänzt Emilie Hug: «Wir haben einen saumässig guten Zusammenhalt.» So treffe man sich mal zum gemeinsamen Laufen, zum spontanen Grillieren, zum Fermentieren, ja sogar zum gemeinsamen Putzen.
«Es gibt keine Grenzen»
«Fermentieren ist die einfachste und günstigste Art des Haltbarmachens», erklärt die Schwaderlocherin. Wenn man während der Saison zu viel Gemüse habe, könne man dieses einfach rüsten, etwas Salz dazu tun und schon sei das Ganze fertig. Emilie Hug zeigt auf die Palette an Gläsern – «diese sind eine einmalige Investition» – mit Eingemachtem beziehungsweise Fermentiertem auf einem Tisch im Wintergarten. Ihre Gemüse- und anderen Kreationen verfeinert sie je nachdem mit etwas Honig, Kräutern oder Gewürzen. «Es gibt keine Grenzen», sagt Emilie Hug mit einem Lächeln. Ihr Credo: «Learning by Doing». Die Basis holt sie sich jedoch an Kursen wie etwa einem «Essigkurs» oder einem «Getränkekurs». Und was gerade Saison ist und nicht gleich frisch zubereitet werden kann, wird von Emilie Hug haltbar gemacht, sprich fermentiert.
Fermentier-Kurse
«Abgesehen davon, dass milchsaures Gemüse sehr lecker schmeckt, kann es zahlreiche positive Wirkungen auf den Körper und den Organismus haben. Vorhandene Vitamine und Enzyme bleiben erhalten und entstehen neu im Gärprozess», sagt sie begeistert. Dieses Wissen will die AG Preisjassen organisierte und sich heute dort für die Pensioniertentreffen engagiert. Apropos engagiert: Kürzlich liess sich die Schwaderlocherin auch für eine weitere Amtsperiode in den Vorstand der Landfrauen in Sulz wählen; in Sulz leben auch zwei Schwestern von Emilie Hug.
Reisen, pilgern und Musicals
Hug und die Redaktorin sind sich einig: Für das Foto bietet sich die Terrasse geradezu an. Von dort hat man einen wunderbaren Blick auf den Rhein und den Garten. Dabei stellt man sich aber auch leise die Frage: «Wie bringt Emilie Hug das alles unter einen Hut?» Denn die Schwaderlocherin liebt es ebenfalls zu reisen, zu pilgern – sie war schon auf dem Jakobswegs unterwegs und hat an der Fusswallfahrt nach Todtmoos teilgenommen – ist im Kneipp-Verein Fricktal, gehört einer Jassgruppe bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber an, verreist, um Privatpersonen behilflich zu sein, fährt im Winter Ski und besucht gerne auch klassische Konzerte und Musicals. «Ich habe fast alle gesehen», sagt Emilie Hug bezogen auf die Musicals. Das letzte Musical, das sie gesehen hat, war Billy Elliot.
Es gibt kein Unkraut
Mit einem breiten Lächeln sagt sie am Schluss des Gesprächs: «Ich lebe ganz fest nach Hildegard von Bingen.» Man merkt: Emilie Hug steht – obwohl am Wasser lebend – mit beiden Füssen auf dem Boden und ist sehr der Natur und den Menschen verbunden; vor allem mit ihren Nächsten. Sie fühlt sich aufgenommen in der Familie und dies in jedem Lebensalter. Und zur Natur sagt sie: «Im Garten gibt es keine Unkräuter. Es gibt nur Beikräuter und die sind alle geniessbar und sogar sehr gesund. Girsch, Vogelmiere, Löwenzahn, Brennessel, Gänseblumen und vieles mehr. Für alles gibt es eine Verwendung.»