«Mehr miteinander und füreinander»
20.12.2025 PersönlichDaniel Hollinger bringt die Leute gerne zusammen. Seit 2014 gehört er dem Gemeinderat von Zuzgen an, seit 2018 ist er Gemeindeammann. Die Arbeit ist in den vergangenen Jahren schwieriger geworden.
Valentin Zumsteg
NFZ: Herr Hollinger, Ende Dezember geben Sie ...
Daniel Hollinger bringt die Leute gerne zusammen. Seit 2014 gehört er dem Gemeinderat von Zuzgen an, seit 2018 ist er Gemeindeammann. Die Arbeit ist in den vergangenen Jahren schwieriger geworden.
Valentin Zumsteg
NFZ: Herr Hollinger, Ende Dezember geben Sie das Amt des Gemeindeammanns ab. Was ist der Grund dafür?
Daniel Hollinger: Ich habe das Alter erreicht, ich bin 65. Es war für mich immer klar, dass ich das Amt so lange übernehme und dann in Pension gehe. Die vergangenen acht Jahre als Gemeindeammann waren intensiv. Ich durfte viel Neues lernen. Es ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören.
Fällt Ihnen der Abschied schwer?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe mich darauf eingestellt. Ich freue mich auf den neuen Lebensabschnitt. Natürlich gibt es Sachen, die mir sehr am Herzen liegen und die ich vermissen werde. Die Schule zum Beispiel hat mir sehr viel Freude bereitet. Die Zusammenarbeit mit der Schulleitung und Schulverwaltung war intensiv und schön. Das wird mir fehlen.
Was waren sonst noch die schönen Seiten des Amtes?
Das Amt hält viel Schönes bereit. Ich bin zum Beispiel immer gerne an die Geburtstage der Jubilare gegangen, auch die Seniorenausflüge sind eine gelungene Sache. Ich freue mich, die Leute wieder zu sehen. Wenn ich es einrichten kann, dann bin ich immer bei der Eröffnung der Adventsfenster dabei. Miteinander und füreinander da sein, das ist mir wichtig. Wir sollten uns Zeit füreinander nehmen und auch mal einen Schwatz halten oder Danke sagen. Davon braucht es noch mehr. Ein Teil der Bevölkerung pflegt das Zusammengehörigkeitsgefühl. Andere wiederum wohnen nur hier, die sieht man nie an den Anlässen. Das finde ich schade. Dieser Anteil wächst eher.
Was hat Ihnen am Amt weniger gefallen?
Die fünfte Landessprache in der Schweiz ist die Einsprache. Ich stelle fest, dass heute bei vielen Bauvorhaben – egal ob von Privaten oder der Gemeinde – Einwendungen eingehen. Die Gründe sind manchmal fadenscheinig, es geht oft nur darum, ein Projekt zu verzögern. Ebenfalls als störend empfinde ich, dass bei Diskussionen über Gemeindegeschäfte manchmal mit Unwahrheiten argumentiert wird und so Abstimmungen gewonnen werden. Das ist für mich ein neueres Phänomen. Man kann unterschiedlicher Meinung sein, aber bei der Wahrheit sollte man bleiben. Das hat mir in letzter Zeit zu schaffen gemacht.
Zu reden gegeben hat in Zuzgen in jüngster Zeit ein Zusatzkredit von 38 000 Franken für die Fort führung des Erschliessungsplans Rausmatt. Die Gemeindeversammlung lehnte das Geschäft ab, auch in der darauffolgenden Referendumsabstimmung gab es ein Nein. Was ist aus Ihrer Sicht das Problem?
Die Gegner des Kredits wollen nicht, dass in diesem Gebiet gebaut wird. Das ist aus meiner Sicht das Grundproblem. Ich finde das eine egoi stische Haltung. Die Gemeinde ist verpf lichtet, Bauland zu erschlies sen und dazu braucht es diese Strasse in der Rausmatt. Die Mehrheit hat aber den dazu nötigen Kredit abgelehnt.
Wie geht es jetzt weiter?
Wenn der Grundbesitzer eine Beschwerde macht, kann es sein, dass der Kanton die Gemeinde dazu verpflichten wird, diese Strasse zu realisieren. Die zweite Möglichkeit wäre, dass der Grundbesitzer die Strasse vorfinanziert.
Wie hat sich Zuzgen in Ihrer Amtszeit verändert?
Das Dorf ist etwas gewachsen, es wurde einiges gebaut. Leider musste das Restaurant «Rössli» schliessen. Das ist ein Verlust für das Dorf, ein solcher Treffpunkt fehlt. Der Dorf laden wird glücklicherweise weitergeführt. Er kann aber nur weiterbestehen, wenn er von der Bevölkerung auch frequentiert wird.
Wie sehen Sie die Zukunft des Dorfes?
Zuzgen hat noch Potenzial, um sanft weiter zu wachsen. Auch die Schule verfügt noch über Kapazitäten. Ich hoffe, dass sich die Gemeinde so weiterentwickelt, dass wir auch Wohnungen für Junge und für Ältere anbieten können. Hier sehe ich ebenfalls noch Potenzial. Ich wünsche mir ein moderates Wachstum.
Wie sieht es mit den Finanzen aus?
Die Finanzen bleiben eine Herausforderung. Ich glaube aber, dass wir diese meistern können – auch mit dem heutigen Steuerfuss von 115 Prozent. Wir haben in den letzten Jahren einiges investiert – und werden auch noch weiter investieren müssen.
Ist eine Gemeindefusion für Zuzgen ein Thema?
Wir verfolgen das Thema nicht aktiv. Falls es zu einer Fusion kommen sollte, dann müsste das ganze Tal mit Möhlin zusammengehen; das ist meine persönliche Meinung.
Was wünschen Sie dem neuen Gemeinderat?
Ich wünsche ihm ein gutes Händchen bei den Projekten, die anstehen, und eine gute Kommunikation mit der Bevölkerung. Und ich wünsche ihm möglichst wenig Ärger. (lacht)
Ab dem 1. Januar sind Sie nicht mehr Gemeindeammannn.
Auf was freuen Sie sich?
Künftig werde ich etwas mehr Freizeit haben, darauf freue ich mich. Seit einem Jahr bin ich Präsident der Männerriege, da kann ich mich jetzt stärker engagieren. Daneben bin ich Präsident der regionalen Leichtathletik-Anlage in Stein, dieses Amt werde ich weiterführen. Ich bin Ortsgruppenleiter der Turnveteranen, auch das ist eine Vereinigung, bei der ich mich gerne engagiere. Es ist schön, sich mit Gleichgesinnten zu treffen.

