Lösung für Unterbringung von Geflüchteten gefunden
28.09.2023 MagdenMagden: ausserordentliche Gemeindeversammlung am 30. Oktober
In Magden soll es keine zentrale Asylunterkunft geben, sondern mehrere dezentrale Unterbringungsmöglichkeiten. An einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung entscheiden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über den Kauf von zwei Liegenschaften.
Valentin Zumsteg
Der gordische Knoten scheint gelöst: Der Gemeinderat von Magden und eine von ihm eingesetzte Arbeitsgruppe schlagen statt einer zentralen Asylunterkunft für über 70 Geflüchtete die Schaffung neuer dezentraler Unterbringungsmöglichkeiten vor – das haben Recherchen der NFZ ergeben. Dazu will die Gemeinde die Liegenschaft Juchstrasse 3 von einer privaten Eigentümerschaft für 1,5 Millionen Franken und die Liegenschaft Wintersingerstrasse 38 vom Kanton für 900 000 Franken kaufen. Über zwei entsprechende Kredite wird eine ausserordentliche Einwohnergemeinde-Versammlung am 30. Oktober entscheiden können. «Das ist eine gute, zukunftsfähige Lösung», sind sich Gemeindeammann André Schreyer und Peter Haller, Gegner einer zentralen Asylunterkunft, einig.
«Geld wird gut angelegt»
Blicken wir kurz zurück: Im Juni hatte die Magdener Einwohnergemeindeversammlung den vom Gemeinderat vorgeschlagenen zentralen Modulbau für Asylsuchende auf dem Areal des ehemaligen Forstwerkhofs mit 314 Nein zu 83 Ja deutlich bachab geschickt. Damit war klar, was die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger nicht wollen. Um herauszufinden, was machbar und mehrheitsfähig ist, hat der Gemeinderat daraufhin eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, in der neben Vertretern der Gemeinde auch alle Parteien, der Gewerbeverein, verschiedene Kommissionsmitglieder und das «Komitee dezentrale Lösung» von Peter Haller mitwirkten. Die Arbeit trug Früchte. «Es ist zwar kontrovers diskutiert worden, doch am Ende fanden wir eine Lösung ohne Abstimmung», sagt Peter Haller. Er windet dem Gemeinderat ein Kränzchen: «Er ist ergebnisoffen in die Arbeit eingestiegen. Das hat die Arbeitsgruppe beflügelt.» Das sieht auch Gemeindeammann A ndré Schreyer so: «Der Gemeinderat hat verstanden, dass wir mit der Idee einer zentralen Lösung diverse Ängste in der Bevölkerung ausgelöst haben. Auch der Standort ist nicht gut angekommen. Wir haben eine gesamtheitliche Lösung gesucht und gefunden.» Mit dem Kauf der beiden Immobilien löse die Gemeinde nicht nur das Unterbringungsproblem, es ergäben sich ebenso Möglichkeiten für die Zukunft. Denn die Häuser können später – falls sie nicht mehr als Asylunterkunft gebraucht werden – umgenutzt oder wieder verkauft werden. Das gibt der Gemeinde Spielraum für die künftige Entwicklung des Dorfes. «Das Geld ist sehr gut angelegt. Es ist ein Glücksfall, dass wir die beiden Liegenschaften kaufen können», findet Peter Haller.
Kommt der Kauf zustande, kann die Liegenschaft Juchstrasse 3 schnell bezogen werden, da sie in einem guten Zustand ist. Anders sieht es bei der Immobilie Wintersingerstrasse 38 aus. Diese wird zwar bereits heute als Asylunterkunft genutzt, ist aber in einem schlechten Zustand. Die Bewohner sollen deshalb bald an die Juchstrasse 3 umziehen. Das Gleiche gilt für die Geflüchteten, die heute temporär in den Räumlichkeiten der römisch-katholischen Kirchgemeinde untergebracht sind. Zu einem späteren Zeitpunkt soll die Wintersingerstrasse 38 saniert werden; ein Projektierungskredit wird der Gemeindeversammlung aber frühestens 2024 oder 2025 unterbreitet.
Arbeitsgruppe bleibt bestehen
Mit den beiden geplanten Immobilienkäufen und zwei zusätzlichen Wohnungen, welche die Gemeinde in den letzten Monaten mieten konnte, würde die Gemeinde künftig über Kapazitäten für rund 70 zugewiesene Personen verfügen. Aktuell muss Magden gemäss Kanton 49 Plätze zur Verfügung stellen. Damit wäre die Gemeinde also für künftige Entwicklungen gerüstet.
Übrigens: Die Arbeitsgruppe, die sich bewährt hat, wird nicht aufgelöst. Sie soll sich mit der weiteren Entwicklung von gemeindeeigenen Liegenschaften befassen und eventuell die Grundlagen für eine Wohnbaugenossenschaft schaffen. Die Gemeinde will künftig eine aktivere Liegenschaftspolitik verfolgen.