Langwierige Diskussionen – klare Entscheidungen
17.06.2025 SteinGut besuchte Gemeindeversammlung in Stein
Am Donnerstagabend kamen 146 Steinerinnen und Steiner an die Einwohner-Gemeindeversammlung im Saalbau. Es galt über drei Millionenprojekte zu entscheiden; unter anderem über die teure Neuordnung der Wasserversorgung.
Edi ...
Gut besuchte Gemeindeversammlung in Stein
Am Donnerstagabend kamen 146 Steinerinnen und Steiner an die Einwohner-Gemeindeversammlung im Saalbau. Es galt über drei Millionenprojekte zu entscheiden; unter anderem über die teure Neuordnung der Wasserversorgung.
Edi Strub
Angepackt wird die neue Wasserversorgung in Stein im Verbund mit den Nachbargemeinden Eiken, Münchwilen und Sisseln. Dennoch musste von der Steiner Gemeindeversammlung dafür ein Verpf lichtungskredit von sage und schreibe 11,2 Millionen Franken bewilligt werden. Das entspricht beinahe den gesamten Steuereinnahmen der Gemeinde in einem Jahr. Dass die Wasserbeschaffung für die Industrie und die Haushalte neu aufgegleist werden muss, blieb aber trotz des grossen Finanzbedarfs im Grundsatz unbestritten. Der Wasserbedarf steigt – vor allem im Sommer – und die Grundwasserfassung im Bäumliacker kann wegen «Schutzzonenkonf likten» nur noch als Reserve dienen, wenn andere Pumpwerke ausfallen, erklärte Projektleiter Martin Schibli von Waldburger Ingenieure.
Zu reden gab an der Gemeindeversammlung vor allem die Wasserqualität aus den neuen Fassungen. Franz Meier, ein engagierter, pensionierter Ingenieur, legte sich mit einem akribisch, selbst ausgearbeiteten Dossier kräftig ins Zeug. Er versuchte nachzuweisen, dass die Schadstoff-Einträge an den Wasserentnahmestellen Hardwald und Ägerte den EU- und CH-Anforderungen schon bald nicht mehr genügen würden – vor allem in Bezug auf Fungizide und PFAS-Verbindungen. Meier verlangte eine Denkpause, umfassende neue Studien und Untersuchungen von «neutraler» Stelle. Die vom Gemeinderat vorsorglich beigezogene Fachfrau Dr. Irina Nüesch vom Amt für Verbraucherschutz bestritt diese Behauptungen, obschon immer neue Erkenntnisse auftauchen könnten, auf die man aber erst reagieren könne, wenn man sie genau kenne. Das Hauptproblem beim in letzter Zeit viel diskutierten PFAS-Eintrag sei ohnehin weniger das Trinkwasser als Lebensmittel wie Fisch, Eier und Fleisch. Am Ende wurde der Verpflichtungskredit von 11,2 Millionen Franken mit überwältigendem Mehr bewilligt. Der Antrag von Franz Meier auf eine «Denkpause» wurde mit 116 gegen 14 Stimmen abgelehnt.
WC beim Brückenkopf
Umstritten war auch der Bau eines WCs in der Nähe der Holzbrücke. Das ursprüngliche Projekt für eine Viertel-Million war an der vorigen Gemeindeversammlung, weil zu teuer, abgelehnt worden. Nun standen zwei Alternativlösungen zur Auswahl, über die lang und breit diskutiert wurde. Im Saal wurde es immer schwüler und viele seufzten hörbar, wenn noch ein Votant das Wort ergriff. Zuguterletzt einigte man sich dann doch auf die Lösung des Gemeinderats beim Zollhüsli. Ähnlich ging es mit der geplanten Neugesta ltu ng des Saa l bau- Vorplatzes auf Kosten des Spezialfonds Mehrwertabgabe und den 1,45 Mio., die die Gemeinde an die Sportanlagen der Kantonsschule beitragen muss, damit in der Halle eine Zuschauertribüne mit Matchanzeige, ein Geräteraum und draussen eine Flutlichtanlage gebaut werden kann. Alles Wünsche der Dorfvereine.
Etwas delikat war dann das letzte Geschäft des Tages (oder mittlerweile der Nacht): die Erhöhung der Entschädigungen für den Gemeinderat. Für den Gemeindeammann wurde eine Erhöhung von 40 000 auf 64 000 Franken beantragt, für die Gemeinderäte von 20 000 Franken auf 35 000. Was wird in anderen Gemeinden mit rund viertausend Einwohnern bezahlt? Ist mit diesen Ämtern wirklich so viel Arbeit verbunden? Waren zwei der Fragen, die von Skeptikern gestellt wurden. Für die Abstimmung mussten die Gemeinderäte dann vor die Tür und während die Stimmen gezählt wurden, meinte mein Sitznachbar, also wenn er sehe, wie Gemeindeammann Beat Käser selbst während der Arbeit auf seinem Traktor per Handy über Gemeindeangelegen heiten verhandeln müsse, zweifle er nicht daran, dass 64 000 Franken für ihn angemessen seien. Diese Einschätzung widerspiegelte dann auch das Abstimmungsresultat: 107 Ja für die Erhöhungen, 0 dagegen. Ammann Käser dankte den Steinern für diesen grossen Vertrauensbeweis.