«Landwirtschaft braucht Menschen mit Verantwortung»
11.07.2025 AargauBerufsabschlussfeier der Landwirte auf der Liebegg
An der Liebegger Schlussfeier haben 87 Landwirte und 12 Agrarpraktiker, darunter 19 Frauen, ihre Berufsausweise erhalten. Mit Stolz zeigten die jungen Berufsleute, dass Landwirt zu sein mehr ist als einfach ein Beruf.
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Berufsabschlussfeier der Landwirte auf der Liebegg
An der Liebegger Schlussfeier haben 87 Landwirte und 12 Agrarpraktiker, darunter 19 Frauen, ihre Berufsausweise erhalten. Mit Stolz zeigten die jungen Berufsleute, dass Landwirt zu sein mehr ist als einfach ein Beruf.
An diesem feierlichen Tag auf der Liebegg stehen verdient die Absolventinnen und Absolventen im Mittelpunkt. Dass man für einen erfolgreichen Berufsabschluss die Landwirtschaft vorgelebt bekommt, haben die Lernenden während ihren täglichen Arbeiten auf den Lehrbetrieben wie auch an der Berufsfachschule erfahren. Der grosse Stolz war den angehenden Landwirten und Agrarpraktiker von den Augen zu lesen, als sie mit rund 80 Traktoren zur Schlussfeier an die Liebegg vorgefahren sind. Die blumengeschmückten Traktoren brachten den wahren Berufsstolz der Abschlussklassen zum Ausdruck. Die Freude bei den Absolventinnen und Absolventen, ihren Angehörigen sowie ihren Berufsbildnern war sehr gross. Dies zeigte sich auch an der grossen Teilnehmerzahl der Schlussfeier – knapp 500 Personen besuchten den feierlichen Anlass in der Liebegg Arena.
Ein Tag der Ernte – und des Aufbruchs
Mit persönlichen Worten begrüsste Hansruedi Häf liger, Direktor des Landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg, die Absolventinnen und Absolventen. Der Tag sei nicht nur der krönende Abschluss intensiver Lehrjahre, sondern zugleich der Start in ein neues Kapitel: «Heute dürft ihr die Früchte eurer Arbeit ernten – und den Blick nach vorne richten.» In seiner Ansprache betonte Häf liger die Bedeutung des dualen Bildungssystems und dankte allen, die zum Erfolg beigetragen haben: den Lehrbetrieben, Berufsbildnern, Lehrpersonen, Prüfungsexperten sowie den Familien der Absolventinnen und Absolventen.
Ein zentrales Thema seiner Rede war der «Deal», der hinter jeder erfolgreichen Ausbildung steckt: «Ihr habt eure Zeit, eure Energie, euren Einsatz gegeben – und im Gegenzug Wissen, Können und Perspektiven erhalten. Das ist ein fairer Deal.» Dieser gegenseitige Einsatz und Respekt seien auch in der Berufswelt zentral: «Wenn ihr künftig mit Berufskollegen, Konsumentinnen oder Behörden zu tun habt – vergesst nie: Es braucht auf beiden Seiten Geben und Nehmen.»
Mit einem Appell an die Absolventinnen und Absolventen schloss Häfliger: «Die Landwirtschaft braucht Menschen, die Verantwortung übernehmen und aktiv mitgestalten.»
Gelernt ist gelernt – und die Zukunft liegt in ihren Händen
Mit dem erfolgreichen Abschluss der Grundbildung haben die neuen Landwirtinnen und Landwirte im Kanton Aargau einen wichtigen Meilenstein erreicht. Patricia Kettner, Generalsekretärin des Departementes Finanzen und Ressourcen, gratulierte den Absolventinnen und Absolventen herzlich und machte ihnen Mut für die Zukunft. Besonders betonte Kettner die Bedeutung der lokalen Produktion: «Es braucht keine Importe aus Übersee, wenn wir hier vor Ort über die nötigen Ressourcen, das Können und die Leidenschaft verfügen, hochwertige Lebensmittel zu erzeugen.» Die Zukunft liege in einer innovativen, nachhaltigen Landwirtschaft – und damit in den Händen dieser Generation.
Landwirtschaft braucht Wandel
Christian Glur, Präsident der Schulkommission, ehrte die Absolventinnen und Absolventen mit warmen Worten – und klaren Botschaften. Mit Blick auf die Zukunft zeigte sich Glur optimistisch: «Wenn ich sehe, wie offen und motiviert unser Nachwuchs ist, mache ich mir keine Sorgen um die Schweizer Landwirtschaft.» Auch das Projekt «FutureLiebegg», das die Modernisierung des Landwirtschaftlichen Zentrums sowie den Ausbildungs- und Versuchsbetrieb vorsieht, stimme ihn zuversichtlich: «Damit sichern wir langfristig ein hochwertiges Kompetenzzentrum für Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Ernährung im Aargau.» Christoph Hagenbuch, Präsident des Bauernverbands Aargau, forderte alle auf, sich als Bäuerinnen und Bauern politisch und gesellschaftlich aktiv einzubringen, wer nur auf die eigene Ackerfurche schaue, verliere den Blick für das grosse Ganze. (mgt/nfz)
Projekt «FutureLiebegg»
Mit dem Projekt FutureLiebegg soll das Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg (LZL) als Kompetenzzentrum für Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Ernährung gestärkt werden. Das LZL soll für künftige Entwicklungen und Anforderungen gerüstet werden. Dazu soll dem Bedarf der kontinuierlich steigenden Lernendenzahlen gerecht werden: Das LZL war ursprünglich auf 250 Lernende ausgelegt, im aktuellen Schuljahr besuchen jedoch über 430 Lernende das Kompetenzzentrum. So fehlen Unterrichtszimmer, Lernund Arbeitszonen und auch die Kapazitätsgrenze der Mensa ist seit mehreren Jahren erreicht. Ausserdem zeigen die Gebäude nach rund 45 Jahren ohne umfassende Gesamtinstandsetzung Sanierungsbedarf. Der Umsetzungsvorschlag für das Vorhaben umfasst einen Ersatzneubau für den Campus sowie einen Ersatzneubau für den Ausbildungs- und Versuchsbetrieb, in dem ein Milchviehstall und das Futterzentrum Platz finden sollen. Das Melkerhaus «Liebegg 7» soll neu zum Betriebsleiterhaus umgenutzt werden. Für die Projektierung des Vorhabens «FutureLiebegg – Umbau und Erweiterung Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg» und für die vorgezogene Ausführung des Teils «Liebegg 7» beantragt der Regierungsrat dem Grossen Rat einen Verpflichtungskredit für einen einmaligen Bruttoaufwand von 9,17 Millionen Franken. Das Geschäft wird voraussichtlich im August 2025 im Grossen Rat behandelt. (nfz)