«Label Entwicklungsschwerpunkt von nationaler Bedeutung allein genügt nicht»

  04.12.2025 Stein

Nationalrat Christoph Riner zum Stellenabbau bei der Novartis

Der geplante Abbau von über 500 Arbeitsplätzen bei Novartis in Stein, vorwiegend Produktionsstellen, ist ein harter Schlag für das Fricktal, den Aargau und die Menschen vor Ort, betont Nationalrat Christoph Riner. Der Zeiher SVP-Politiker fordert deshalb vom Bundesrat in einer Interpellation Antworten.

Susanne Hörth

«Für mich als Fricktaler war diese Nachricht ein harter Schlag. Über 500 Stellen fallen weg. Dahinter stehen Familien, Betriebe und Zulieferunternehmen, die unsere Region prägen und hier verwurzelt sind. Es ist spürbar, wie sehr ein solcher Abbau das Leben in unserer Region berührt und Menschen verunsichert», beschreibt Christoph Riner seine erste Reaktion nach Bekanntgabe des Stellenabbaus bei der Novartis in Stein. Das Pharmaunternehmen hatte vor einer Woche den geplanten Abbau von 550 (von insgesamt 1500) Stellen beim Werk in Stein bekanntgegeben (die NFZ berichtete). Das veranlasste den SVP-Politiker aus Zeihen zu einer Interpellation. Er will vom Bundesrat erfahren, wie dieser die sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Stellenabbaus bei Novartis für das Fricktal, insbesondere für die Familien, Zulieferbetriebe und die regionale Wirtschaft beurteilt. Weiter will Riner wissen, wie der Bund dem Verlust von Produktions- und Industriearbeitsplätzen in ländlichen Regionen wie dem Fricktal entgegenwirken will. «Insbesondere bei Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen. Und welche konkreten Massnahmen plant er zur Stabilisierung von Betrieben, Zulieferern und regionaler Wertschöpfung?»

Ebenfalls fordert Riner eine Antwort darauf, wie der Bund sicherstellen will, dass Steuern und regulatorische Rahmenbedingungen die Investitionsbereitschaft, industrielle Wertschöpfung und Arbeitsplätze nicht weiter gefährden. Der Fricktaler Nationalrat wirft ausserdem die Frage auf, ob der Bund seinen Fokus nicht zu sehr auf die grossen Zentren lenke und dabei die ländlichen Regionen vernachlässige. Hierzu soll der Bundesrat erklären, welche Schritte geplant seien, um die wirtschaftlichen Bedürfnisse der ländlichen Regionen stärker zu gewichten.

In vielen Teilen der Schweiz kommt es zu grösserem Stellenabbau. Gibt es da eine Chance, dass der Bundesrat, bezogen auf das Fricktal, konkrete Antworten geben wird, beziehungsweise auch Massnahmen ergreifen kann? Auf diese Frage der NFZ antwortet Christoph Riner: «Den Entscheid eines Unternehmens kann der Bund nicht rückgängig machen, doch er muss sich seiner Verantwortung bewusst sein. Er muss Rahmenbedingungen, Regulierungen, wirtschaftliche Belastungen und internationalen Wettbewerbsdruck so gestalten, dass die Wettbewerbsfähigkeit gesichert bleibt.» Es reiche nicht, die Entwicklungen nur zur Kenntnis zu nehmen. «Wir müssen sie ernst nehmen und die Menschen und Betriebe in der Region im Blick haben. Deshalb will ich auch Antworten und Perspektiven. Das Fricktal braucht verlässliche Klarheit und eine Standortpolitik, die alle Regionen, nicht nur die Zentren, fest im Blick hat.»

Entwicklungsschwerpunkt Sisslerfeld
Das Sisslerfeld wird regelmässig als Entwicklungsschwerpunkt von nationaler Bedeutung hervorgehoben. Was hat der personelle Abbau bei der Novartis in einer Gemeinde, die auch zum Sisslerfeld gehört, für eine Ausstrahlung? Darauf Riner: «Das Sisslerfeld ist ein Entwicklungsschwerpunkt mit grossem Potenzial und bleibt es auch.» Der Stellenabbau zeige jedoch, dass selbst starke Regionen nicht automatisch gesichert seien. Auf das Label «Entwicklungsschwerpunkt von nationaler Bedeutung» allein könne man sich nicht verlassen. Vielmehr brauche es eine aktive Standortpflege, verlässliche gesetzliche und wirtschaftlich sehr gute Rahmenbedingungen. «Und ein gemeinsames Engagement von Bund, Kanton und Gemeinden, damit Unternehmen langfristig investieren. So lassen sich verschiedene Arbeitsplätze sichern, nicht nur hochqualifizierte, und die Region bleibt lebendig und attraktiv.»


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