Kritische Fragen zu den Aurica-Plänen
21.01.2025 KaiseraugstInformationsveranstaltung in Kaiseraugst
Auf dem zehn Hektaren grossen Aurica-Areal im Osten von Kaiseraugst könnten sich künftig Firmen mit über 2000 Arbeitsplätzen ansiedeln. Die Gemeinde und die Landeigentümerin informierten über die geplante ...
Informationsveranstaltung in Kaiseraugst
Auf dem zehn Hektaren grossen Aurica-Areal im Osten von Kaiseraugst könnten sich künftig Firmen mit über 2000 Arbeitsplätzen ansiedeln. Die Gemeinde und die Landeigentümerin informierten über die geplante Teilrevision des Zonenplans. Die Pläne stossen auf Skepsis.
Valentin Zumsteg
Es ist das, was Raumplaner ein Filetstück nennen: Im Osten von Kaiseraugst liegt das Aurica-Areal, das eine Fläche von 100 000 Quadratmetern oder zehn Hektaren umfasst. Das Land, auf dem vor Jahrzehnten der Bau eines AKWs geplant war, ist eingezont und erschlossen. Am Donnerstagabend informierten die Gemeinde Kaiseraugst und die Landeigentümerin Aurica AG, eine Tochtergesellschaft der AEW Energie AG und der Axpo-Gruppe, über den Entwicklungsrichtplan und die vorgesehene Teilrevision der Zonenplanung samt Mehrwertabgabe. Über dieses Geschäft soll die Einwohnergemeinde-Versammlung im Juni entscheiden. Am Informationsanlass in der Turnhalle Dorf nahmen gut 40 interessierte Bürgerinnen und Bürger teil.
«Ein Vorzeigeprojekt»
«Es soll ein architektonisches und energetisches Vorzeigeprojekt entstehen», sagte Michel Eglin, Geschäftsführer der Aurica AG. Das Areal ist ein Entwicklungsschwerpunkt des Kantons Aargau für hochwertige Leichtindustrie. «Als zukünftige Nutzer kommen innovative Unternehmen aus der Life-Scienceund der Hightech-Industrie infrage», so Eglin. Er sieht das Potential für 2000 bis 3000 Arbeitsplätze, die hier entstehen könnten. Die Aurica AG will das Land verkaufen (ab 2000 Quadratmetern) – entweder direkt an Firmen, die bauen möchten, oder an Investoren. Es ist nicht vorgesehen, dass die heutige Landeigentümerin selber Gebäude realisieren wird. Es gebe bereits Interessenten und erste Gespräche, so Eglin.
Die Aurica AG hat zusammen mit der Gemeinde einen Entwicklungsrichtplan als Basis für die künftige Bebauung erarbeitet (die NFZ berichtete). «Dieser sieht eine freie Ausnützungsziffer für mehr Grünund Nutzf lächen vor», erläuterte Eglin. So soll zwischen den künftigen Gebäuden ein Park entstehen, der sowohl von den Mitarbeitern als auch von der Bevölkerung genutzt werden könnte.
Entscheidender ist wohl ein anderer Punkt: Gemäss der aktuellen Bau- und Nutzungsordnung ist bislang eine Gebäudehöhe von 20 Metern zulässig. Künftig sollen es 30 Meter sein sowie maximal drei Hochhäuser mit einer Höhe von bis zu 60 Metern. Zum Vergleich: Der Kubus von DSM Firmenich ist 40 Meter hoch, die Liebrüti bis 80 Meter. «Durch die neuen Gebäudehöhen wird weniger Land verbraucht, es bleibt mehr Grün», sagte Gemeinderat Jean Frey.
30 Prozent Mehrwertabschöpfung
Die neuen Bauhöhen sorgen aber ebenso dafür, dass die Aurica AG das Land teurer verkaufen kann. Davon soll auch die Gemeinde profitieren. Es ist eine Mehrwertabschöpfung von 30 Prozent vereinbart, wie Frey erklärte. Konkret haben die Gemeinde und die Aurica AG einen Landpreis aufgrund der heutigen Vorgaben (20 Meter Gebäudehöhe) festgelegt. Wenn dieser dank den neuen Höhen überschritten wird, erhält die Gemeinde 30 Prozent der Differenz, wie Andreas Brühwiler, Leiter Bau der Gemeinde, gegenüber der NFZ erklärte.
Erschlossen werden soll das Areal über die bestehenden Kreisel Schafbaumweg/Hirsrütiweg sowie über einen neuen Knoten im Nordosten des Areals, der direkt auf die Landstrasse führt. Noch ist offen, ob dort eine Lichtsignal-Anlage oder ebenfalls ein Kreisel erstellt wird; das entscheidet der Kanton. Zentral im Aurica-Areal ist eine Allee geplant, dort sind Cafés, Restaurants oder Läden erwünscht, wie Michel Eglin schilderte.
«Eindeutig zu hoch»
«Hier soll eine Visitenkarte und ein Eingangstor für Kaiseraugst entstehen. Es ist ein energetisches Leuchtturmprojekt», erklärte Gemeinderat Jean Frey. Deutlich kritischer waren die Wortmeldungen, die aus der Versammlung kamen. «Eine Gebäudehöhe von 60 Metern ist eindeutig zu hoch», sagte Meinrad Schmid, der ehemalige Vizeammann von Kaiseraugst. Mehrere Fragen und Wortmeldungen betrafen den Verkehr und die Parkplätze. Zahlreiche Votanten fürchten, dass durch die zusätzlichen Arbeitsplätze und den damit zusammenhängenden Verkehr die Belastung auf der Landstrasse stark zunehmen wird. Gemäss Michel Eglin müssen die Firmen, die sich dort ansiedeln, ein Mobilitätskonzept vorlegen. Er rechnet damit, dass bei 2000 Arbeitsplätzen rund 1000 Parkplätze nötig werden. Der Kapazitätsnachweis für die Landstrasse sei erbracht worden, sagte Andreas Brühwiler. Der zusätzliche Verkehr könne abfliessen. Ein Votant äusserte grundsätzliche Bedenken: «Wer verspricht uns, dass das, was wir hier machen, das Richtige ist.» In ein paar Jahren könne sich das als grosser Fehler erweisen. Aus der Sicht von Michel Eglin wird die Gemeinde von diesem Projekt profitieren. Und er wies daraufhin, dass das Land schon heute in der Industriezone liegt und überbaut werden könnte.
Die Bevölkerung wird noch mehrfach Gelegenheit erhalten, sich zum Projekt zu äussern. Demnächst beginnt die Mitwirkung für die Teilrevision des Zonenplans. Anschliessend erfolgt die öffentliche Auflage voraussichtlich Ende April/Anfang Mai, bevor die Gemeindeversammlung im Juni darüber entscheiden wird. Es gibt also noch viel zu diskutieren.