«Kommunikation ist in der Friedensarbeit zentral»
24.11.2025 PersönlichKonflikte angehen, aber wie? Klar, dialogisch. Bloss, was heisst das? Darüber diskutiert Ueli Mäder mit der Friedensforscherin Isabel Prinzing: am Mittwoch, 26. November (19.30–21 Uhr), im Hotel Schützen.
Die Friedensforscherin Isabel Prinzing ist bei der ...
Konflikte angehen, aber wie? Klar, dialogisch. Bloss, was heisst das? Darüber diskutiert Ueli Mäder mit der Friedensforscherin Isabel Prinzing: am Mittwoch, 26. November (19.30–21 Uhr), im Hotel Schützen.
Die Friedensforscherin Isabel Prinzing ist bei der Friedensstiftung Swiss Peace für die Kommunikation verantwortlich. In Rheinfelden erörtert sie, was konkret hilft, Konflikte zu bewältigen, persönlich und gesellschaftlich. «In einem Team kam es gerade zu Spannungen», berichtet Prinzing. Aber warum? «Weil Rollen und Zuständigkeiten unklar waren», führt die langjährige Nationalliga-Handballerin weiter aus. «Missverständnisse wurden gleich schriftlich ausgetragen, was die Situation eher komplizierte. Viele schrieben die Verschärfung einfach den anderen zu, die unkooperativ seien.» Entlastung habe dann ein Gespräch gebracht: «Wir definierten Verantwortlichkeiten, sprachen über Bedürfnisse, statt über Positionen und versuchten, unterschiedliche Sichtweisen sowie mögliche Entscheidungswege nachzuvollziehen.» Damit habe sich Misstrauen abgebaut.
«Bescheiden bleiben»
Prinzing schildert auch eine Veranstaltung mit einem syrischen Künstler. Im Publikum befanden sich weitere Gef lüchtete, die ihm eine regimenahe Haltung unterstellten, weil er noch reisen konnte. Die emotionale Auseinandersetzung fand dann teils in Arabisch statt. Was den Moderator überforderte. Missverständnisse liessen sich so kaum klären. «Besser wäre gewesen, die Veranstaltung sensibler vorzubereiten, Spannungen in der syrischen Diaspora ernst zu nehmen, eine mehrsprachige Moderation zu wählen und kontroverse Haltungen gleichberechtigt einzubeziehen», räumt Prinzing nachträglich ein. Zu Beginn hätten sie auch klar deklarieren sollen, den künstlerischen Austausch fördern und keine politische Debatte führen zu wollen. Zudem hätten Dialoge in Kleingruppen und eine offene Ref lexionsrunde für alle dazu beitragen können, kontro - verse Perspektiven respektvoll einzubringen. «Kommunikation ist in der Friedensarbeit zentral», so Prinzing. Sie präge, «ob Konflikte eskalieren oder Verständigung möglich bleibt». Je nachdem festigten sich Feindbilder oder Brücken. Auch Kunst könne in Krisengebieten wie im Gaza oder in der Ukraine Räume öffnen und das Verbindende stärken. Ja, visuelle Zugänge ermöglichten Begegnungen, Resonanz und neue Perspektiven.
«Mir ist auch wichtig», ergänzt die Friedensforscherin, «Folgen des eigenen Tuns zu beachten und bescheiden zu bleiben.» Externe Fachleute könnten Prozesse begleiten, aber Frieden entstehe vor allem durch Ansässige, die vor Ort verantwortlich handelten. Daher gelte es, Frauen, Jugendliche, Minderheiten und zivilgesellschaftliche Gruppen zu stärken. Nebst physischer Sicherheit erfordere so eine Entwicklung von unten auch psychosoziale Fürsorge sowie den Schutz sensibler Daten.
«Tradition als Vermittlerin ausbauen»
Sportverbände könnten ebenfalls viel für den Frieden tun und Begegnungen fördern, Haltung gegen Diskriminierung zeigen und Aufbauarbeit leisten. So könnten etwa gemeinsame Sportcamps für israelische und palästinensische Jugendliche den Austausch und soziale Bande intensivieren. Und ja, die Schweiz müsse ihre Tradition als Vermittlerin ausbauen, humanitäre Hilfe leisten, Entwicklung fördern und dialogische Plattformen für Verhandlungen bieten.
Soweit Prinzing. Sie geht im Schützen-Talk auch darauf ein, wie das, was bei persönlichen Konflikten hilft, gesellschaftlich wirksam sein kann. In einer kurzen Sequenz kommt ebenfalls der Managementforscher Hans A. Wüthrich zu Wort. Er plädiert in seinem Manifest «Problemlösung neu denken» dafür, nicht immer Recht haben zu müssen. Wie das funktioniert, thematisiert dann die Moderation anhand einer Konflikt-Simulation. (mgt)
«Konflikte dialogisch angehen». Am Mittwoch, 26. November, um 19.30 Uhr im Hotel Schützen (Bahnhofstrasse 19) in Rheinfelden. Mit Isabel Prinzing. Musik: Peter Schmid. Moderation: Ueli Mäder. Eintritt: 15 Franken. Anmeldung über: https://www.schuetzenhotels.ch/de/entdecken

