«Kaiseraugst ist im Alltag sicher»
20.08.2024 KaiseraugstIn Kaiseraugst sorgt das Thema Sicherheit seit längerem für Diskussionen. Letzten Donnerstag führte die Gemeinde einen Workshop durch, dort konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufzeigen, wo der Schuh drückt und welche möglichen Lösungen es gibt.
...In Kaiseraugst sorgt das Thema Sicherheit seit längerem für Diskussionen. Letzten Donnerstag führte die Gemeinde einen Workshop durch, dort konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufzeigen, wo der Schuh drückt und welche möglichen Lösungen es gibt.
Valentin Zumsteg
Der Aufmarsch hielt sich in Grenzen: Knapp 30 Bürgerinnen und Bürger konnte Vizepräsident Markus Zumbach am Workshop zum Thema Sicherheit im Violahof-Saal begrüssen. Im Verhältnis zu den rund 5500 Einwohnerinnen und Einwohnern ist das wenig, doch dafür wurde angeregt und konstruktiv diskutiert.
«Angst vor Beleidigung, körperlichen Angriffen und Einbrüchen»
Im Januar 2023 ist in der Siedlung Liebrüti ein 57-jähriger Bewohner, der mit seinem Hund abends spazieren gehen wollte, von einem jungen Erwachsenen brutal niedergeschlagen worden. Dieser Vorfall hat bei der Bevölkerung für Empörung und Entsetzen gesorgt. Der Täter konnte später ermittelt werden. Er wurde vom Bezirksgericht wegen versuchter schwerer Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt; die Hälfte davon ist bedingt mit zwei Jahren Probezeit.
Das Thema Sicherheit beschäftigt den Gemeinderat Kaiseraugst schon seit längerem, das Erstellen eines Sicherheitskonzepts gehört zu seinen Zielen der laufenden Legislatur. Aus diesem Grund liess die Gemeinde im vergangenen Jahr eine Bevölkerungsbefragung zur wahrgenommenen Sicherheit durchführen. Insgesamt 526 Kaiseraugsterinnen und Kaiseraugster haben in der Zeit zwischen September und Oktober 2023 daran teilgenommen. Daniel Sonderegger, Leiter Einwohnerdienste, stellte die Resultate vor. Das Fazit: «Kaiseraugst ist im Alltag sicher.» Der Bahnhof, Unterführungen und die Liebrüti werden – vor allem nachts – teilweise als unsichere Orte wahrgenommen. «Angst hat die Bevölkerung vor Beleidigung, körperlichen Angriffen und Einbrüchen. Die Unterstützung in der Nachbarschaft gilt als Ressource», so Sonderegger.
«Nur Lippenbekenntnisse»
Die Befragung habe auch ergeben, dass die Bereitschaft der Bevölkerung hoch ist, sich für die Sicherheit in Kaiseraugst persönlich einzusetzen. Aus diesem Grund hat die Gemeinde zum Workshop geladen. «Wir wollen zusammentragen, was die Bürgerinnen und Bürger beschäftigt», sagte Markus Zumbach. Um dies herauszufinden, sind am Donnerstag vier Gruppen gebildet worden, welche aktuelle Probleme und mögliche Herangehensweisen engagiert diskutierten. Geleitet wurden die vier Gruppen von Ueli Mäder, emeritierter Soziologieprofessor aus Rheinfelden, Matthias Frühsorge, Dozent an der Fachhochschule Nordwestschweiz aus Kaiseraugst, Hansueli Loosli, Leiter der Regionalpolizei, und Daniel Sonderegger. Die Bandbreite der Voten war weit gefächert: «Es wird im Fahrverbot gefahren, im Parkverbot parkiert. Wenn man etwas sagt, muss man selber aufpassen», meinte ein älterer Kaiseraugster. Bemängelt wurde ebenso, dass die Regionalpolizei abends nicht zu erreichen sei und es keine klare Anlaufstelle gebe. «Von der Gemeinde fühle ich mich nicht ernst genommen, wenn ich etwas melde. Es sind nur Lippenbekenntnisse», war ein anderes Statement. Manche forderten mehr Repression, andere mehr Freiräume: «Die Jugendlichen haben in Kaiseraugst zu wenig Raum. Deswegen treffen sie sich abends halt irgendwo. Sie sind sehr anständig, wenn man das Gespräch sucht und sie auf ein Problem aufmerksam macht. Das ist meine Erfahrung», sagte eine Votantin, die mehr Ressourcen für die Jugendarbeit fordert.
Alle vorgebrachten Punkte wurden notiert und priorisiert. «Diese Liste ist die Grundlage für unser weiteres Vorgehen», sagte Vizepräsident Markus Zumbach. Zum Schluss meinte Soziologieprofessor Ueli Mäder: «Mich freut dieser Prozess. Es ist wichtig, dass wir über Sicherheit, auch soziale Sicherheit, reden. Wenn die Bürgerinnen und Bürger teilhaben können, dann wird das Sicherheitsempfinden besser.»